Samstag, 25. August 2012

Kanadischer Whisky: Canadian Club Premium (6 J.) vs Royal Crown Deluxe NAS (beide 40% Vol.)

Als ehemalige britische Kolonie (bzw. seit 1867 als britisches Dominion, für den, der es historisch gerne korrekt hat) hat natürlich auch Kanada eine reiche Tradition in der Whiskyherstellung (die Kanadier schreiben Whisky übrigens wie die Schotten). Bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurde, insbesondere im Gebiet der Großen Seen (insbesondere Lake Ontario und Lake Erie, aber auch am westlich davon gelegenen Winnipegsee) Whisky gebrannt und einige der damals gegründeten Destillerien existieren in der einen oder anderen Form noch heute. Zwei Männer, deren Namen unauflöslich mit dem Aufstieg des kanadischen Whiskys verbunden bleiben, waren Hiram Walker, ein Einwanderer aus den Vereinigten Staaten, der sich 1858 am Ufer des Eriesees niederließ und dort nicht nur eine Brennerei sondern auch eine nach sich selbst benannte Stadt - Walkerville - gründete, sowie Joseph E. Seagram, dessen Eltern aus dem Mutterland eingewandert waren und der später, neben seiner erfolgreichen Karriere als Unternehmer, auch als Züchter von Rennpferden und als Politiker reüssierte.

Grundsätzlich ist zu kanadischem Whisky zu sagen, dass er sich in Herstellung und Geschmack sowohl von den schottischen als auch von den amerikanischen Whisk(e)ys stark unterscheidet. Per Definition muss Canadian Whisky in Kanada gemälzt, destilliert und abgefüllt worden sein und mindestens 40 Volumenprozent Alkohol enthalten. Alle verwendeten Getreidebrände (hauptsächlich Mais und andere, früher sehr viel Roggen) müssen mindestens drei Jahre lang gelagert worden sein. Bemerkenswert ist, dass kanadischer Whisky in der Regel als Blend anzusprechen ist, wobei die Beimischung von anderen Produkten wie z.B. Sherry in geringem Maße gesetzlich erlaubt ist. Üblicherweise wird auch Neutralalkohol zugefügt. Die Verwendung von Aromastoffen ist, anders als bei vielen anderen Whisk(e)ys, ebenfalls möglich. Etliche Whiskys aus Kanada werden noch als Rye (Roggen) bezeichnet, obwohl sie heutzutage nur selten aus Roggen gewonnen werden. Hier unterscheiden sie sich klar von den amerikanischen Ryes. Ironischerweise trinken die Amerikaner - spätestens seit der Prohibition - lieber den Whisky aus dem Nachbarland als ihren eigenen ... zumindest mengenmäßig. Vielen kanadischen Whiskys wird nachgesagt, dass sie sehr weich und mild schmecken.

Als Tribut an die beiden tapferen Pioniere des Alkohols in den Weiten des nordamerikanischen Kontinents verkoste ich heute zwei Produkte, welche in mehr oder weniger direkter Linie auf die Gründerväter zurückgehen, nämlich Canadian Club (Walker) und Crown Royal (Seagram).

Canadian Club ist praktisch einer der (wenn nicht der) kanadischen Whiskys der ersten Stunde. Ursprünglich wurde er unter dem Namen Club Whisky vermarktet, bis amerikanische Brennereien in den USA durchsetzten, dass ausländische Whiskys mit ihrem Herkunftsland gekennzeichnet werden mussten. Sie taten dies natürlich, um sich vor unliebsamer Konkurrenz aus dem Norden zu schützen. So wurde den Flaschen aus Walkerville die Bezeichnung Canadian hinzugefügt. Ein Schritt, der den Amerikanern prompt auf die Füße fiel, ähnlich wie die Marke Made in Germany einst den britischen Produzenten. Die Destillerie gehörte einige Zeit zu Pernod Ricard, ist heute jedoch ein Teil von Beam Inc. Neben dem hier getesteten, "klassischen" Premium / 6 J. gibt es noch Whiskys mit 10, 12, 20, und 30 Jahren sowie einen 100 proof und einen Sherry Cask.



Aussehen und Aroma: Kanadische Whiskys werden mit Zuckerkulör adjustiert und haben daher ein einigermaßen einheitliches farbliches Erscheinungsbild, hier ist es die eher klassische Bernsteinfarbe. Im Geruch zeigen sich Rosinen, ansonsten recht wenig.

Geschmack: Süß und weich, mit floralen Noten, jedoch etwas parfümiert wirkend.

Abgang: Es gibt nur ein Wort dafür, und das ist kurz.

Fazit: Vom Charakter her wohl tatsächlich der Inbegriff des kanadischen Whiskys: glatt, mild, mit deutlicher Süße. Für mich persönlich ein wenig fad.

Crown Royal, ehemals aus dem Hause Seagram's, gehört ebenfalls zu allerbekanntesten Blends aus Kanada und ist, wie der Canadian Club, auch in Deutschland gut erhältlich. Der Crown Royal (der online auch manchmal unter dem Namen Seagram's Crown Royal angepriesen wird) ist dabei etwas teurer als die Konkurrenz (Literpreise von ca. 21,- EUR gegenüber etwa 18,- für den "Club"). Produziert wird der Whisky in Gimli, Manitoba (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Zwerg aus Herr der Ringe) und die Firma gehört heute zu Diageo. Der sogenannte Deluxe ist das Standardprodukt.



Aussehen und Aroma: Heller Bernstein (siehe Notiz bei Canadian Club), mit einer Nuance Kirschholz. In der Nase extrem dominant, holzig, mit einer Anmutung von Bourbon.

Geschmack: Ziemlich mild, etwas wässrig, Süße auf der Zungenspitze, auch ein wenig Schärfe.

Abgang: Länger als der Canadian Club, leicht wärmend.

Fazit: Ein Bourbon-Surrogat, etwas schwach im Ausdruck

Gesamtfazit: Ehrlich gesagt habe ich offensichtlich so meine Problemos mit dem kanadischen Stil. Beide Testwhiskys finde ich insgesamt relativ schlapp und nichtssagend. Blends für den Massengeschmack eben. Wenn ich wählen müsste, tendierte ich eher zu Crown Royal, der ein wenig mehr Charakter zu haben scheint.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 1. September 2012.


Keine Kommentare: