Samstag, 29. Juni 2013

Arran Port Cask Finish NAS vs Arran Sauternes Cask Finish NAS (beide 50% Vol.)

Die junge Brennerei Arran begann buchstäblich als Schnapsidee. Da die gleichnamige Insel auf jeden einzelnen Besucher angewiesen ist, kam eine Gruppe von Einheimischen und auswärtigen Freunden (unter ihnen Harold Currie, der spätere Gründer) im Jahr 1992 auf die Idee, eine Destillerie werde die Attraktivität des Standortes deutlich erhöhen. Currie verfügte bereits über langjährige Erfahrung (Management bei Chivas Brothers) und hatte auch schon einen innovativen Einfall für die Anschubfinanzierung: Er verteilte an Investoren Anleihen - und zwar auf Whisky. Das heißt, gegen eine Investition von soundsoviel Britischen Pfund erhielt man im Austausch das Anrecht auf soundsoviel Liter des - irgendwann zu erwartenden - neuen Whiskys. Das Konzept ging auf, wie man sieht. Und genau heute, am 29. Juni, feiert die Brennerei Arran ihr Jubiläum (leider noch kein ganz rundes, denn sie wurde dann doch erst 1995 eröffnet, unter anderem deshalb, weil sich ein Adlerpärchen auf der Baustelle eingenistet hatte).

Das Portfolio ist für eine so relativ junge Firma bereits sehr umfangreich, die Zeiten, in denen man einzig Abfüllungen ohne Altersangabe anbieten konnte, sind ebenfalls vorbei - gerade eben wird der Sechzehnjährige vorgestellt. Dennoch konzentrieren wir uns heute auf einen ganz speziellen Sektor, nämlich auf die Reihe der Cask Finishes, die ebenfalls ein Markenzeichen von Arran sind. Böse Zungen behaupten: hauptsächlich dazu geschaffen, um in den Anfangsjahren den noch sehr jungen Whisky aufzuhübschen ... aber was soll's. Im Laufe der Jahre gab es Finishes wie Bourbon, St Emilion, Madeira, Moscatel und andere, aber zur Zeit sind nur noch drei Produkte im aktiven Portfolio, nämlich Amarone, Sauternes und Port. Die beiden letzteren schauen wir uns heute mal genauer an. Zu Beginn ein Blick in die Eigenbeschreibungen von Arran. Zum Port Cask Finish heißt es: 
A classic Single Malt with punch that dances on the palate. The trademark Arran barley-sweetness shines through the layers of complexity. (L)ingering complexity, each sip reveals new depths.
Zum Sauternes Cask Finish hingegen hat die Marketingabteilung folgende freundliche Worte gefunden:
A glorious combination of voluptuous Sauternes and snake-hippe(d) Arran Malt - a richly rewarding partnership.
Das Wort snake-hipped (das fehlende "d" im Text geht auf Arrans Kappe, nicht auf meine) musste ich erstmal nachschlagen, es heißt so viel wie schmalhüftig und soll so wohl einen Kontrapunkt zum üppigen Sauternes bilden. Wow, sehr schön getextet. Leider nicht ganz tippfehlerfrei, wie man sieht. Beide Whiskys sind, wie üblich, nicht künstlich nachgefärbt und nicht kaltfiltriert. Der Port Cask kostet online etwa 38,- EUR, der Sauternes ist tendenziell etwa 3,- EUR teurer.

Bild: TAQ

Arran Port Cask Finish NAS

Art und Herkunft: Single Malt, Islands (Arran)

Aussehen und Aroma: Die Farbe der Verpackung gefällt mir, da ungewöhnlich (ich hatte anscheinend noch die alte Ausstattung; das Design hat anscheinend irgendwann Ende 2012 zu blau gewechselt). Der Whisky selbst ist hell kupferfarbig, mit einer zartrosa Nuance. In der Nase sehr fruchtig und süß, Hibiskus? Typisch für Arran das Birnenaroma. Später dann noch leicht nussige Eindrücke.

Geschmack: Ein leicht scharfer Antritt, gefolgt wiederum von fruchtigen Eindrücken: Pfirsich und/oder Apfel. Leicht salzig und deutlich nussig im Mittelteil (Haselnuss).

Abgang: Relativ lang und ziemlich trocken, der Portwein kommt zum Schluss noch einmal kräftig durch.

Fazit/Tipp: Ein sehr ausdrucksstarker, fast schon schwerer Single Malt. Sehr angenehm und süß. Er schmeckt noch lange nach und kann einen  Tropfen Wasser sehr gut vertragen, weil er so kräftig ist. Lecker.


Bild: TAQ


Arran Sauternes Cask Finish NAS

Art und Herkunft: Single Malt, Islands (Arran)

Aussehen und Aroma: Das Grün der Aufmachung finde ich etwas weniger hübsch als das Lila des Port Cask, aber man soll ja den Whisky nicht nach dem Label beurteilen ;-) Der Whisky ist hellgolden und hat lustigerweise auch einen kleinen Grünstich. Zuerst ist er in der Nase etwas streng, Essig, Linseneintopf? Nach einer Weile fruchtigere Noten, tendierend zum Siegelwachs. Das auf der Verpackung versprochene Marzipan finde ich nicht, dafür eventuell etwas Honigmelone.

Geschmack: Eher salzig als süß zu Beginn, im Mittelteil cremiger Honig mit einem Anflug von Vanille. Ein scharfer Nachtritt (Pfeffer, Chili).

Abgang: Lang, man merkt den Weißwein.

Fazit/Tipp: Ganz warm werde ich mit dem Sauternes Finish nicht; ich hatte etwas Süßeres erwartet. Trotzdem ein guter Whisky. Ich empfehle hier allerdings wirklich den Genuss mit stillem Wasser: Das Aroma wird dadurch lebendiger und duftiger (Blumen, Zitronenschale) und auch der Geschmack wird vielschichtiger und gewinnt mehr vom typischen Arran-Obst-Charakter (eventuell etwas Quitte?).

Gesamtfazit: Arran ist - bis jetzt - für mich wie Geld auf der Bank  da ich noch nie einen Tropfen aus dem Hause probiert habe, dem ich gar nichts abgewinnen konnte. Allerdings bevorzuge ich von diesen beiden deutlich den Port Cask, da ich gerade seine schwere Süße als sehr interessant empfinde.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 6. Juli 2013. Dann "endlich" mal wieder nicht über einen Whisky.

Mittwoch, 26. Juni 2013

Zwischendurch: Termine Juli 2013

Lokal und Regional

Weinsommer (Osnabrück: 4. bis 7. Juli)

National

15. Mainzer Bierbörse (Mainz: 12. bis 14. Juli)


Annafest 2013 (Forchheim: 20. bis 29. Juli)

International

Mozambique Whisky Festival II (Maputo, Mosambik: 4. und 5. Juli)


18. Zomerbierfestival
(Mechelen, Flandern, Belgien: 7. Juli)



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Haftungsausschluss: Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Änderungen von Veranstaltungsorten und/oder -terminen liegen in der Verantwortung des jeweiligen Veranstalters. Informieren Sie sich daher zusätzlich bitte auf den offiziellen Veranstaltungsseiten.

Samstag, 22. Juni 2013

Jura Elixir 12 J. vs Jura Prophecy NAS (beide 46% Vol.)

Auf der Insel Jura gibt es - neben der Destillerie - wenig handfestes zu sehen. Wer hierher kommt, und nicht den Whisky im Sinn hat, wird wohl die weitgehend unberührte raue Natur genießen wollen, den Seewind, die ... ähm ... keine Ahnung ... majestätischen Basstölpel, die sich in die Lüfte schwingen, den Geruch von nassem Heidekraut ... sowas halt. Es gibt noch einige Hinkelsteine und Wikingerüberreste, die man sich ansehen könnte, aber das Hauptpostkartenmotiv sind wohl die Paps of Jura (zu Deutsch: Die Brüste von Jura), drei nebeneinander liegende Berggipfel, die - ehm - eben aussehen wie Brüste. Jedenfalls ungefähr. Wenn man lange genug hinschaut. Und weiter nichts zu tun hat. Die drei Berge haben sehr romantisch klingende Namen auf Gälisch, die allerdings nur schwer hinzuschreiben und noch schwerer auszusprechen sind, daher sollen hier die deutschen Übersetzungen genügen: Heiliger Berg, Berg des Goldes, Berg der Meerenge. Jedenfalls zieren die drei Gipfel auch so manche Publikation aus dem Hause Jura, sowohl die Webseite als auch die (relativ kürzlich neu gestalteten) Umverpackungen.

Die Destillerie hat ihr Portfolio Ende 2012 erneut bereinigt. Aktiv angepriesen werden aktuell noch der Zehnjährige (Origin), der Sechzehnjährige (Diurachs' Own), der Superstition (leicht torfig, ohne Altersangabe) sowie der Prophecy (sehr torfig, ohne Altersangabe), den ich heute verkoste und gleichzeitig gegen seinen zwölfjährigen Bruder, den Elixir, antreten lasse. Letzterer kam so etwa Ende 2011 in den Handel; ich selbst habe ihn vor gut einem Jahr im Sommer erstanden. Er kann nicht sehr erfolgreich sein oder gewesen sein, denn - wie oben gesagt - er taucht nicht mehr in der Liste der Produkte auf der Firmenhomepage auf. Online ist er noch zu haben, für so ungefähr 37,- EUR die Flasche. Allerdings lässt sich nicht sagen, ob hier noch Restbestände verkauft werden, bevor der Vorhang endgültig fällt. Nun, schauen wir mal, wie die beiden sich so schlagen. Ich bin eigentlich frohen Mutes, da ich die Produkte von Jura bis jetzt eigentlich immer sehr schön fand.


Bild: TAQ [ich hatte nur eine 100 ml - Probe gekauft]

Jura Prophecy NAS

Art und Herkunft: Single Malt, Islands (Jura)

Aussehen und Aroma: Farblich gesehen heller Bernstein mit Safranfacetten. Im Geruch sehr vielschichtig: Honig und Heidekräuter. Starker Torf. Limette, Bergamotte und Verbena.

Geschmack: Sehr weich am Gaumen, schmeichelhaft. Pfeffrige Schärfe zu Beginn, dann ein rauchiger Mittelteil. Sehr viel Waldhonig. Kräutrig-aromatisch. Salz und Liebstöckel.

Abgang: Lang und trocken.

Fazit/Tipp: Wenn  man etwas Wasser dazugibt, wird er noch honiglastiger. Schon recht torfig, aber nicht unangenehm. Für einen Preis um die 45,- EUR bekommt man einen sehr ausgewogenen, angenehmen, aber charakterstarken Malt. Lecker!


Bild: TAQ

Jura Elixir 12 J.

Aussehen und Aroma: Sehr dunkel, fast braun. Farbjustiert? Wirkt recht zähflüssig im Glas.

Aussehen und Aroma: Etwas Rauch, sehr ausgeprägte Ananas, frische Noten von Seeluft und ein nicht ganz stimmiger Hauch von Blauschimmelkäse.

Geschmack: Ein bisschen Zitrusfrucht, ein bisschen Ananas. Schärfe auf der Zungenspitze und im Mittelteil, nicht immer nur Pfeffer. Im Schlussteil eindeutig ins spritige tendierend.

Abgang: Mittel bis lang, bitter, scharf (Ingwer).

Fazit/Tipp: Mit Wasser etwas milder und fruchtiger, leider bleibt die Bitterkeit im Nachbrenner bestehen. Im ganzen ein weniger ausgeglichener Whisky. Sehr maritim. Ein Hauch von Kaffee; die versprochene Süße wurde leider kaum gefunden. Sehr störend die undefinierbare Bitterkeit am Ende. Eignet sich besser als Digestif als als Drink zwischendurch. Das Aroma ist besser als der Geschmack.

Gesamtfazit: Von beiden hat mich - trotz aller anderen Unterschiede - der Prophecy deutlich mehr überzeugt. Der Elixir ist zwar kein kompletter Reinfall, kommt aber einer Enttäuschung (der ersten für mich aus dem Hause Jura) bedenklich nahe. Eventuell der Grund, warum er ausgelistet wurde? Auf jeden Fall bereue ich, dass ich eine ganze Flasche Elixir und nur eine Probe vom Prophecy erstanden habe. Ich hätte es andersrum machen sollen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 29. Juni 2013.


Samstag, 15. Juni 2013

The Dalmore 15 J. (40% Vol.)

Auch wieder fast schon ein Standard, den ich heute vorstelle. Für mich war es, als ich in den Travel Value im Flughafen Wien-Schwechat hineinstolzierte, allerdings eine Premiere. Oft schon hatte ich die markanten Flaschen mit dem noch markanteren Hirschemblem in Regalen stehen sehen ... aber ach, bis jetzt war noch nie etwas draus geworden außer einem kleinen Flirt. Den Zwölfjährigen hatte ich einmal in den frühen Morgenstunden probiert, ihn aber kaum in Erinnerung behalten bzw. nicht zu würdigen gewusst ... Perlen vor die Säue in stark angetrunkenem Zustand, ich hätte genauso gut Wodka trinken können - oder Terpentin. Nun also stand der 15jährige in der Einliterflasche vor mir und tat das, was die Dalmores in der Regel immer gut können: elegant aussehen.

Lustige Anekdote, leider nicht für die Brennerei: im Ersten Weltkrieg benutzte die Royal Navy das Firmengelände zur Herstellung von Seeminen. Und natürlich machte es im Laufe der Produktion auch irgendwann buff! und der damalige Geschäftsinhaber stand vor einem Trümmerhaufen, etwas übertrieben gesagt. Die Firma hat übrigens so oft die Besitzer gewechselt, dass es mir zu fade ist, das alles hier niederzuschreiben. Heute gehört die Dalmore zu Whyte & Mackay und somit, genauso wie die Fettercairn-Destillerie zur indischen UB Group. Das Portfolio der Brennerei ist fast unüberschaubar groß; traditionell gibt es eine Vielzahl von Sondereditionen. Neben den Standards - eben dem 12- , dem 15- und dem 18-jährigen -  finden sich noch der extra für die "Zigarre danach" entwickelte Cigar Malt, der luxuriöse King Alexander III, die Most Exclusive Collection (der Name ist Programm) sowie die Rivers Collection, die von Richard Paterson persönlich zusammengestellt wurde und den schottischen Flüssen gewidmet ist.

Es gibt übrigens Kritiker, soviel sei nicht verschwiegen, welche die Kreation immer neuer Luxus - und Superluxuswhiskys im Hause Dalmore als schnöden Hype verdammen. Man muss zugeben, dass bei dieser Brennerei sehr viel über das Image läuft, welches man sich entsprechend teuer bezahlen lässt. Ob zumindest der Inhalt ebenso anspruchsvoll ist wie die Preispolitik, das wollte ich mit dem Kauf des 15ers ebenfalls herausfinden. Als Literpreis werden so ungefähr 65,- EUR aufgerufen, meine Flasche lag, glaube ich, auch so in dem Bereich. Dieser Whisky erlebt nach 12 Jahren Reifung ein dreijähriges Finishing in verschiedenen Sherryfässern.

Bild: TAQ

Art und Herkunft: Single Malt, (Northern) Highlands

Aussehen und Aroma: Relativ dunkler Holzton, orange-brauner Schimmer. Ein sehr fruchtiges Aroma, viel Zitrus (Orangen, Mandarinen, Zitrone) und dezidiert würzig: Zimt. Muskat.

Geschmack: Auch auf der Zunge setzen sich die Zitrusnoten, wenn auch dezenter, fort. Seidig und cremig, gebrannte Mandeln, Vanille, Eiche.

Abgang: Lang, wärmend und pfeffrig.

Fazit: Für mich ein hervorragender Whisky, von dem ich jeden Schluck genossen habe. Meines Erachtens kein Schnäppchen aber jeden einzelnen Cent wert. Schmeckte auch der Dame des Hauses. Kaufempfehlung!

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 22. Juni 2013.


Montag, 10. Juni 2013

Zwischendurch: 201

Der Artikel vom letzten Samstag, über den Glendronach Allardice, war der 200. Beitrag im Blog. Das ist für einen Blog natürlich nicht sehr viel - wie übrigens die Besucherzahl von knapp über 19.000 auch nicht unbedingt- vor allem angesichts der Tatsache, dass es schon 2011 losging. Andererseits mache ich das ganze ja nur so als Hobby, verdiene damit kein Geld und muss mir - von Ausnahmen abgesehen - den Sprit selber beschaffen. Alles in allem bin ich also gut zufrieden mit dem, was bisher so war ... und danke an dieser Stelle allen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Besuchern für das Interesse. Zur Feier des Tages spendiere ich zwar keine Freigetränke, aber wenigstens ein paar Statistiken, also einen kleinen Blick hinter die Kulissen ;-)

Die fünf populärsten Posts (nach Klicks)

5. Loch Lomond Blue Label

[insgesamt meines Erachtens wieder ein Beweis für die um sich greifende "Geiz ist Geil" -Mentalität ...]

Die fünf am besten bewerteten Posts (nach +1)


Die meisten Besucher kamen aus ...

1. Deutschland
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3. Großbritannien
4. Russland
5. Österreich


Samstag, 8. Juni 2013

Glendronach Allardice 18 J. (46% Vol.)

Auch endlich mal ein Produkt von einer Destillerie, von der ich vorher noch nichts probiert hatte: Glendronach. Ebenfalls eine der Whiskybrennereien, die in den frühen 1820er Jahren (1826) gegründet wurden - wie zum Beispiel auch die Fettercairn - nachdem der britische Staat die Herstellung und den Vertrieb der Spirituose legalisiert, vereinfacht und steuerlich attraktiver gemacht hatte. Ein Herr James Allardice (oder Allardyce, Allardyse oder Allerdes - war früher übrigens ganz normal, nicht zu wissen, wie man genau geschrieben wird ... "schreib wie Du sprichst" war das Motto) wollte damals groß ins Geschäft einsteigen. Allem Anschein nach hatte er auch noch einen Teilhaber, aber es muss ein sehr stiller gewesen sein, denn dieser wird in den heutigen Quellen nicht einmal mit Namen erwähnt. Darüber hinaus war der Whisky aus dem Hause Glendronach auch nicht sofort ein voller Erfolg: die Firmenhomepage kolportiert eine lustige Geschichte, wie James Allardice eine Reise nach Edinburgh unternahm, um dort sein Produkt an den Mann zu bringen, dies aber relativ erfolglos blieb, bis er ihn eben an die Frau - genauer gesagt: an zwei Prostituierte - brachte (unausgesprochen bleibt wohl, dass er dies möglicherweise tat, um sie für gewisse Gefälligkeiten zu entlohnen, für die er nicht das entsprechende Kleingeld hatte). Wie dem auch sei, anscheinend schmeckte der Whisky so gut, dass dies schnell allgemein bekannt wurde und Allardice dann doch nicht auf seinen Fässern sitzen blieb.

Nur wenige Jahre später wurde die Brennerei durch ein Feuer zerstört (darum heißt sie ja auch Brennerei) und geriet danach unter die Kontrolle (eines Seitenzweiges) der bekannten Whiskyfamilie Grant, wo sie auch bis 1960 verblieb. Später war die Destillerie Teil von Teacher's (und einer der Lead Malts in Teacher's Cream) und somit dann irgendwann - im Zuge mehrerer Firmenübernahmen - von Allied Distillers/Allied Domecq und schließlich, mit heutigem Stand, von Pernod Ricard bzw. deren Tochter Chivas Brothers. Zwischen 1996 und 2002 war die Produktion eingestellt. Der Herstellungsprozess wurde mehrmals verändert: Nach 2005 wurden die Brennblasen nicht länger mit Kohlen sondern mit Dampf befeuert. Außerdem leistet sich die Glendronach keine eigenen Malzböden mehr. Seit der vorübergehenden Schließung in den Neunzigern wird (ungetorftes) Malz eingekauft. Dadurch hat sich der Charakter des Whiskys etwas verändert: früher wurde ihm eine - für einen Speysider anständige - Torfigkeit nachgesagt (Johannes van den Heuvel spricht von bis zu 14 ppm). Typisch für den Hausstil ist die Lagerung der Whiskys in Sherryfässern (Pedro Ximenez und Oloroso, der heute besprochene Allardice sowie die über Dreißigjährigen nur Oloroso). Das Portfolio umfasst die Altersstufen 8, 12, 15, 18, 21, 31 und 33 sowie den Cask Strength und die Wood Finishes-Serie (Sauternes, Virgin Oak, Moscatel und Tawny Port). Der Allardice, der online in der Regel knapp unter 60,- EUR kostet,  ist übrigens nicht der einzige Whisky aus der Basisserie, der einen Namen trägt; der 21jährige heißt zum Beispiel Parliament. Abschließend sei noch bemerkt, dass der heute vorgestellte Tropfen vor der Aufgabe der eigenen Mälzerei gebrannt wurde (wohl so um 1994/95), wir also eventuell noch einen Rest der "alten" Torfigkeit erwarten dürfen.

Art und Herkunft: Single Malt, Speyside

Aussehen und Aroma: Bernsteinfarben mit weichem Schimmer; macht einen viskosen Eindruck. Sehr eindrucksvolle Geruchspalette: Intensives Sherryfass, Karamellbonbon, eine Spur von Nüssen. Sehr süß.

Geschmack: Tatsächlich deutlich rauchig für einen aus der Speyside, natürlich kein Torfmonster. Ein seidiges Mundgefühl. Süße, fruchtige Noten von Traubenmost, etwas Schokolade, später Schärfe. Sehr süß, etwas Nelken hinten am Gaumen.

Abschluss: Lang und wärmend. Ein wenig Haselnuss im Afterburner.

Fazit / Tipp: Ein wirklich leckerer Whisky mit vielen kräftigen Eindrücken. Sehr gefällig, auch von "Anfängern" gut zu genießen, jedoch keineswegs banal. Der Preis geht in Ordnung, ist aber natürlich kein Schnäppchen. Einen kleinen Schuss Wasser verträgt er gut. Einer der Lieblingswhiskys meiner Frau (welche unter anderem auch Talisker 10, Glenfarclas 105 und Bruichladdich Bere Barley mag - nur um das mal so einzuordnen).

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 15. Juni 2013.


Samstag, 1. Juni 2013

McClelland's Journey Tin (alle 40% Vol.)

Pfffft. Ist das langweilig heute ... ich komm gerade von ein paar Tagen am Meer zurück, habe noch einen Tag Urlaub, das Wetter ist schlecht und über die neuen Talisker habe ich schon geschrieben. Was also tun? Na, am besten hole ich mal mein schwarzes Notizbuch raus und schaue, welche Verkostungen da noch so auf Halde liegen ... mmh .... hmmm ... [blättert unschlüssig hin und her] ... okay, ja. Das hier könnte gehen, also:

Alle paar Monate fahren der Kleine Rote Traktor, Plattfuss, ein paar Freunde und ich über die Grenze nach Enschede, zum Einholen. Hauptsächlich natürlich mal Käse, Gemüse und Kaffee (früher auch Zigaretten aber die meisten von uns rauchen nicht mehr), und noch ein paar Leckerlis wie Lakritze usw. Während dann die Damen (und diejenigen Herren, die in engem Kontakt mit ihrer inneren Weiblichkeit stehen - es sollen sich sogar Exemplare finden, welche die Biss zum ... - Serie gesehen haben) bummeln gehen, verziehen Plattfuss und ich uns meistens in den Beiaard am Alten Markt: sehr gemütliche Atmosphäre und eine lange Bierkarte. Danach geht es dann noch in den lokalen Mitra, eine der großen so genannten slijterijen (Spirituosengeschäfte). Ähnlich wie in manchen amerikanischen Bundesstaaten ist es in den Niederlanden nicht möglich, starke Alkoholika (ich glaube, alles über 15% Vol.) in einem normalen Supermarkt zu erwerben ... dafür muss man dann halt in den Schnapsladen. Da der Alkohol auch noch teurer ist als in Deutschland, lohnt sich ein Kauf nicht wirklich ... aber wenn man mal eine Rarität findet ... 

Allerdings waren uns schon mehrmals Whiskys der Marke McClelland's aufgefallen, die wir zunächst für eine Hausmarke von Mitra gehalten hatten. Der recht günstige Preis von EUR 24,99 für eine Flasche Single Malt (Highlands, Islay, Speyside, Lowlands) hatte uns deshalb zunächst nicht überzeugt; allerdings stellte sich unsere Vermutung dann auch als Trugschluss heraus: McClelland's ist eine alteingesessene (seit 1818) Glasgower Firma, welche bereits seit 1970 zur Gruppe Morrison bzw. Morrison Bowmore/Suntory gehört. Was also liegt näher, als in den No Name - Produkten Abfüllungen von bekannten Brennereien, die zu diesem Konzern gehören, zu vermuten? Was uns außerdem froh stimmte, war, dass McClelland's unter dem Namen Journey Tin (der Name bezieht sich auf das Flaschendesign; Thema "schottische Landschaften" bzw. "Reisen in Schottland") eine Sammlung von Miniaturen der einzelnen Abfüllungen herausgibt. Ausnahme ist der zwölfjährige Speyside, der nicht mehr aktiv beworben wird (wie übrigens die Journey Tin selbst auch). Der "Probenkoffer" kostete uns insgesamt 15,99, was wir für eine gute Investition hielten, bevor wir uns in den Kauf einer ganzen 0,7er-Flasche stürzen würden.

Bild: TAQ

McClelland's Lowland NAS

Art und Herkunft: Single Malt, Lowlands (Auchentoshan?)

Aussehen und Aroma: Relativ hell, laut Firmenangaben "gerstenfarben". Spritige Nase, süßlich. Klebstoff, Ethanol. Rasierwasser.

Geschmack: Recht scharf im Antritt, dennoch relativ nichtssagend. Ölig im Mund, etwas holzige Süße, trockener werdend.

Abgang: Kurz und trocken. Nasse Asche.

Fazit: Ruppig und unreif. Definitiv nicht mein Fall.

McClelland's Speyside NAS

Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (fraglich, woher: Morrison Bowmore hat keine Destillerie in der Region)

Aussehen und Aroma: Hellgolden, etwas dunkler als der Lowland. Zum Geruch kann man sagen: Ratzfatz ist die Nase frei ... nasses Gras, Spargel. Für die Süße etwas Toffee, sonst wenig.

Geschmack: Zuerst relativ mild, im Mittelteil jedoch sehr alkoholscharf. Blumige Noten, etwas Zartbitter-Schokolade.

Abgang: Kurz und scharf, dann trockener werdend. Keine weiteren Höhepunkte.

Fazit: Etwas gelungener als der Lowland, jedoch leicht harsch und nichtssagend.

McClelland's Highland NAS

Art und Herkunft: Single Malt, Highlands (Glen Garioch?)

Aussehen und Aroma: Hellgoldfarben ("Whiskystandardfarbe"), etwas viskoser. In der Nase viel Buttertoffee, ein Hauch von Nüssen. Etwas Würze, Sandelholz.

Geschmack: Etwas vollmundiger und weniger scharf als die Vorhergehenden, leichte Noten von Mischobst und süßen Beeren.

Abgang: Mittel, relativ mild. Schnell verschwunden.

Fazit: Nicht schlecht, deutlich angenehmer als der Lowland und der Speyside.

McClelland's Islay NAS

Art und Herkunft: Single Malt, Islay (Bowmore?)

Aussehen und Aroma: Heller Bienenhonig, ölig. Im Geruch deutlich rauchiger, Vanille und Heidekräuter. Leder, später dann Teer.

Geschmack: Zuerst salzig-süß und weich. Im Mittelteil spürbar mehr Biss und zum Ende hin phenolischer.

Abgang: Mittel bis lang, leichte Trockenheit. Ein Unterton von altem Sattelleder.

Fazit: Nicht ganz stimmig durchkomponiert bis zum Letzten aber von allen vieren der ausgewogenste Whisky.

Gesamtfazit: Würde ich mir irgendeine von den Flaschen für knapp 25,- EUR "in groß" kaufen? Den Islay und den Highland schon, so zum nebenher trinken - wenn ich das Geld übrig hätte. Der Speyside und der Lowland (insbesondere letzterer) sind für mich eher enttäuschend ausgefallen. Insgesamt wurden für die gesamte Kollektion recht junge, raue Whiskys verwendet, was man den Endprodukten auch deutlich anmerkt. Gelungen finde ich das Design der Reihe (2012 überholt), welches teilweise einen besseren Eindruck macht als der Inhalt.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 8. Juni 2013.