Sonntag, 28. März 2021

Sind so kleine Biere, Folge 119b: Pinzgau Bräu (2. Teil)

Wie versprochen machen wir heute weiter mit der Verkostung der eher dunkleren Biere aus der Mischkiste von Pinzgau Bräu. In der letzten Woche hatte ich schon angemerkt, dass das Stout auf der Webseite nicht (mehr?) bei den aktiven Bieren gelistet ist; stattdessen findet sich dort aktuell ein Bockbier, das bestimmt ebenfalls mal sehr interessant wäre.


Pinzga' Weizen Dunkel (5,2% Vol.)

Art und Herkunft: Weizenbier, Österreich (Salzburg).

Besonderheiten: Mit "hauseigener Hefezucht" gebraut.

Aussehen und Aroma: Sehr dunkles Braun, kleine feste Krone. Sehr dezentes Aroma, Backkakao.

Geschmack: Säuerlicher Antritt, eher an dunkle Beeren als an dunkle Schokolade erinnernd. Weniger deutliche Röstaromen, leicht bananig.

Abgang: Mittellang und weiterhin säuerlich.

Fazit/Tipp: Anders als angekündigt und erwartet: eher fruchtig als malzig.


Pinzga' Phönix aus der Asche (5,4% Vol.)

Art und Herkunft: Rauchbier, siehe oben.

Sonntag, 21. März 2021

Sind so kleine Biere, Folge 119a: Pinzgau Bräu (1. Teil)

Immer noch steigen die Inzidenzen in Deutschland und der Region; immer noch hält es das Team von Blog Blong Dring für besser, wenn wir uns nicht alle gleichzeitig zur Verkostung treffen. Darum haben wir auch dieses Mal wieder die Biere - heuer von Pinzgau Bräu (aus Bruck an der Großglocknerstraße - unter uns aufgeteilt und präsentieren sie euch über zwei Wochen verteilt und auch aus leicht unterschiedlichen Perspektiven.

Die Brauerei ist das Projekt von Hans Peter Hochstaffl und wurde von ihm im Jahr 2015 gegründet. Wie er zum Bierbrauen kam, schildert er in einem Interview mit Verena Arnold aus dem Jahr 2019:

... Nachdem ich als Hobbybierbrauer einfach mehr wissen wollte und damals die Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung nicht so einfach war, habe ich dann im Jahr 2002 eine Lehre als Bierbrauer begonnen.

Der Traum eines jeden Bierbrauers ist es doch, sein eigenes Bier zu brauen. Darum begann ich 2015 mit Unterstützung von Familie und Freunden den Ausbau einer angemieteten Gewerbehalle ...

Das aktive Portfolio von Pinzgau umfasst zurzeit - laut Webseite - sieben Biere. In unserem Probierpaket gab es allerdings noch ein zusätzliches Leichtbier sowie ein Stout anstelle des aktuellen Bockbiers. Das ebenfalls beigefügte Non Promillo (alkoholfrei) haben wir nicht verkostet.

Pinzga' Light (3,0% Vol.)

Art und Herkunft: Leichtbier, Österreich (Salzburg).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgelb und trüb, mit merkbarer Sedimentierung. Nur sehr kleine Krone, unauffälliges Aroma, teigig.

Geschmack: Wässriges Mundgefühl und herber Antritt. Keine sonstigen besonderen Merkmale.

Abgang: Kurz bis mittellang und eher trocken.

Fazit/Tipp: Fast kein geschmacklicher oder sensorischer Unterschied zu einem guten Mineralwasser.😉


Pinzga' Zwickl (5,1% Vol.)

Art und Herkunft: Zwickel/Kellerbier, siehe oben.

Sonntag, 14. März 2021

Sind so kleine Biere, Folge 118: Abbaye de La Cambre Blonde (5,6% Vol.)

Diese Flasche hat etwa zwei Jahre lang in meinem Bierkeller gelegen; ich hatte sie bei einem meiner letzten Besuche zu Hause in Brüssel (es wird wohl Sommer 2019 gewesen sein) in irgendeinem Laden erstanden. Man sieht die Marke Abbaye de La Cambre nicht allzuoft irgendwo in einem Regal (vor allem nicht außerhalb der Hauptstadt), darum war ich ganz froh, mal etwas mitnehmen zu können. Als mein knuffelcontact Plattfuss am Samstag zu Besuch kam, dachte ich, dass es mal eine gute Gelegenheit wäre, dieses Bier zu verkosten.

Die erste Enttäuschung vorweg: es handelt sich hier NICHT um ein "Abteibier" im eigentlichen Sinne. Die Union der Belgischen Brauer vergibt ein Gütesiegel unter dem Namen Anerkanntes Belgisches Abteibier; wer dieses führen möchte, muss einige (im verlinkten Artikel genannte) Kriterien erfüllen. La Cambre tut dies nicht; der Brauer Vincent Poswick hat 2013, als er die Marke gründete, die Namensrechte für einen Zeitraum von zehn Jahren erworben. Gebraut wird sein Bier allerdings bei der limburgischen Firma Anders!, einer relativ großen und bekannten Auftragsbrauerei. Tatsächlich gibt es im Herzen von Brüssel eine alte Abtei mit Namen La Cambre/Ter Kameren - diese liegt sehr malerisch in einem kleinen Tal an den Ausläufern der Avenue Louise/Louizalaan und ist definitiv einen kleinen Ausflug wert - welche 1798 säkularisiert wurde. Heute dient sie unter anderem als Sitz einer Kunsthochschule und des Nationalen Geografischen Instituts und beherbergte von 2013 bis 2020 tatsächlich wieder eine sehr kleine Gemeinschaft von Mönchen (Norbertiner bzw. Prämonstratenser). Aber wie schon gesagt: mit der Abtei oder gar mit Mönchen hat das Bier La Cambre - außer dem Namen nach - nichts zu tun.

Vincent Poswick hat in Louvain-la-Neuve Brauwesen studiert und von 2005 bis 2009 in den französischen Ardennen eine kleine Brauerei namens Ardwen aufgebaut und geleitet. Im Jahr 2013 gründete er dann das La-Cambre-Bier. Außerdem ist er Gemeinderatsmitglied von Sint-Genesius-Rode/Rhode-Saint-Gènese (eine politisch interessante Kommune übrigens: sie liegt in Flämisch-Brabant, ist heute aber mehrheitlich durch Zuzug aus der Wallonie französischsprachig geworden, was den Flamen natürlich ein Dorn im Auge ist).

Neben dem heute in Rede stehenden Blonde gibt es von Poswick noch das Triple, das Ambrée, das Hopsession (ein sehr leichtes IPA) sowie ein Winterbier.

Sonntag, 7. März 2021

Eifel Whisky 746.9 Single Peated Malt 9 J. (46,0% Vol.)

Ich weiß nicht, ob ich es schon einmal gesagt habe, aber bei deutschen Whiskys bin ich immer ein bisschen skeptisch. Nicht aus Snobismus, wenn ihr versteht. Es ist nur so, dass viele (nicht alle!) deutschen Whiskybrennereien eigentlich von "gelernten" Obstbrennern betrieben werden, die einen Whisky so herstellen wollen, wie sie auch einen Obstbrand herstellen würden ... und das ist FALSCH. Ich zitiere bei dieser Gelegenheit einmal ausführlich Stefan Gabányi (Schürmann's Whisk(e)y Lexikon, 1. Auflage 2015):

Am weitesten lehnen sich dabei jene [Brenner] aus dem Fenster, die offenbar der Meinung sind, Whisky sei eigentlich ein Obstbrand. Für sie hat die Reintönigkeit der Frucht, also die Sauberkeit des Brands, oberste Priorität und die Fasslagerung dient nur noch dazu, der Rechtslage Genüge zu tun [...] Diese Haltung ist der Grund dafür, dass so viele deutsche Whiskys kaum mehr zu bieten haben als feine Getreidearomen [...]

Eifel Whisky (Shop hier und seltsam altbacken aussehende Homepage hier) habe ich neulich in einem kleinen Spirituosenladen in Oldenburg zum ersten Mal gesehen und wollte doch einmal probieren ... die "halbe" Flasche hat mich etwa 30,- EUR gekostet. Ich habe mir mal die auf der HP verfügbare "Imagebroschüre" als PDF (!) heruntergeladen und auf jeden Fall hört sich das alles nicht so an, als wären hier Leute am Werk, die sich keine Gedanken um Whisky gemacht hätten. Sitz der Firma ist Koblenz, aber gebrannt wird wohl in Ochtendung in der Eifel, daher sicherlich auch der Name. Hauptbeteiligte sind nach Angaben der Brennerei Stephan Mohr (Inhaber und Master Blender), Hendrik Viefhus (Master Distiller) sowie Rüdiger Sasse (von Sasse Feinbrennerei), wobei die Art und der Umfang seiner Beteiligung als "Partner" im Werbematerial nicht detailliert beschrieben wird.

Gebrannt wird vorwiegend mit regionalen Malzen, nicht nur aus Gerste, sondern auch zu einem guten Teil aus Roggen. Die Brennerei setzt auf die Zweifachdestillation mit Coffey Stills und Pot Stills. Der heute verkostete getorfte Single Malt aus der 746.9 - Reihe wurde komplett aus belgischem Gerstenmalz gebrannt und reifte in Bourbon- und Moscatel-Fässern.

Art und Herkunft: Single Malt, Deutschland (Rheinland-Pfalz).