Mittwoch, 27. April 2022

Der lange Abschied*

Dieser Blog ist jetzt mehr als zehn Jahre alt. Am 2. April 2011 erschien der erste Beitrag von Tom, damals über den alten Loch Lomond Blue Label. Meine eigene Geschichte bei Blog Blong Dring beginnt an und für sich auch schon im selben Jahr, als Tom mich für eine launige Miniserie über die "Trinkkultur" der Siebziger und Achtziger "interviewte". Ansonsten dauerte es aber noch einige Zeit, bis ich eine aktivere Rolle hier im Blog übernahm; meistens beschränkte ich mich auf die "stille" Teilnahme an Verkostungen, der Mitarbeit an Texten usw. bis meine Freunde Tom und Plattfuss mich irgendwann baten, die Hauptverantwortung für den Betrieb der Seite und auch das Texten zu übernehmen.

Wie gesagt: zehn Jahre lang haben wir drei Euch - unsere lieben Leser:innen - mit allem versorgt, was wir über die große Welt der Alkoholika an Wissenswertem zusammentragen konnten. Wir sind viel gereist, haben viel verkostet, viel Geld und viel Zeit investiert. Aber nun ist es so, dass alle Mitglieder unseres Redaktionskollektivs in dem angekommen sind, was man in der Regel "ein gesetzteres Alter" nennt. Sprich: wir haben beruflich, familiär und auch, was unsere anderen Interessen betrifft, so viel zu tun, dass wir einfach nicht mehr garantieren können, euch jede Woche etwas Neues anzubieten - und, um ehrlich zu sein: es fehlt uns auch einfach manchmal die Motivation und besonders auch das Material.

Wir denken darum, dass es am besten ist (vorläufig) aufzuhören, solange es noch schön und keine Qual ist. Wir danken Euch für die vielen Klicks und die lustigen Jahre, die wir miteinander erleben durften. Und obwohl diese Worte wie ein finales Lebewohl klingen mögen, hoffen Plattfuss, Tom und ich doch - genauso wie die Hauptfigur in Raymond Chandlers im *Titel referenziertem Roman - dass es kein "langer Abschied" sein möge, sondern einfach nur eine:


Slàinte mhòr und bis irgendwann!

- Jan B. für das Redaktionskollektiv



Sonntag, 24. April 2022

Der Obstler Alte Williams (40,0% Vol.)

Die Flasche, die ich heute für euch verkoste, habe ich erst am Sonntag vor einer Woche auf einem Mittelaltermarkt in Bad Iburg erstanden. Auf solchen Märkten interessiert mich grundsätzlich sowieso eher das, was dort angeboten bzw. verkauft wird als das, was an "Spektakel" vorhanden ist - und bei dem Angebotenen ganz konkret natürlich auch besonders die Alkoholika. Früher gab es bei uns in der Gegend noch den "Kleinen Whisky-Kobold", aber seine Facebookseite wurde seit 2013 nicht mehr aktualisiert und die dazu gehörende Webseite ist auch down ... PLUS wir haben ihn seit vielen Jahren nicht mehr irgendwo angetroffen.

Umso froher war ich, mal wieder jemanden auf einem Markt zu treffen, der mehr anbietet als nur den obligatorischen Met. "Der Obstler" heißt eigentlich Markus Seitz und kommt aus Asendorf im Kreis Diepholz, was mich besonders freute, weil einer meiner Großväter aus dieser Gegend stammt (wo ich im übrigen seit 20 Jahren auch nicht mehr gewesen bin). Seitz beschreibt auf seiner Homepage sehr anschaulich, wie er von einem "gutbürgerlichen" Beruf zu dem des Marktbeschickers und auch Kleindarstellers auf Mittelalterfesten und ähnlichen Events (die er regelmäßig bedient) umgeschwenkt ist.

Sein Hauptgeschäft scheint das mit Beeren- und Fruchtweinen zu sein (auf allen Etiketten steht denn auch groß "Beerenweinvertrieb"), aber er bietet direkt und auch online ebenfalls eine eindrucksvolle Menge Spirituosen an. Meine "Alte Williams" habe ich in der großen (0,7 Liter) Flasche für knapp 33,- EUR erstanden. Die Herstellung dieses Schnapses erfolgt auf traditionelle Weise mit Obstmaische für den Brand und unter Zusatz eines Honiglikörs.


Art und Herkunft: Spirituose aus Obstbrand (Williams-Christ-Birne) und Honiglikör, Deutschland (Niedersachsen).

Sonntag, 10. April 2022

For Peat's Sake NAS (40,0% Vol.)

Für eine Firma, die schon "seit über 60 Jahren Erfahrung mit der Destillation, dem Abfüllen und dem Export von schottischem Whisky" hat, gibt Angus Dundee auf seiner Webseite leider nur sehr wenig über sich selbst preis. Anders als der "schottische" Name vermuten lässt, sitzt sie auf jeden Fall nicht in Glasgow, Aberdeen oder Edinburgh, sondern ganz schnöde im gänzlich unschottischen London. Sie befindet sich im Besitz der Familie Hillman, denen auch die Destillerien Tomintoul (seit 2005) sowie Glencadam (seit 2003) gehören.

Ein sehr großes Segment ihres Portfolios ist die Herstellung von Whiskys für andere Firmen, welche diesen unter ihrem eigenen Label verkaufen. Laut eigenen Angaben kann dabei Blended Scotch, Blended Malt, sowie Blended Grain angeboten werden. Sie betätigen sich allerdings auch als unabhängige Abfüller von "Bastard Malts" anderer Hersteller: unter anderem haben sie einen Whisky von Islay (den sie also auch nicht selbst brennen können) im Angebot, der Smokey Joe heißt. Schließlich arbeiten sie natürlich (siehe oben) auch als Blender auf eigene Rechnung, mit eigenen Marken wie The Dundee oder Parkers. Der heute vor uns stehende For Peat's Sake wird auf ihrer Homepage gar nicht aufgeführt, existiert aber mindestens schon seit 2019. Eine Flasche ist im Einzelhandel oder online für knapp unter 20,- EUR zu haben. Die Flasche ist recht schön gestaltet und es gibt auch eine kleine Anekdote zum Namen, aber die brauchen wir hier nicht groß zu wiederholen. Versprochen wird uns auf jeden Fall: "intensely smoky and peaty with an earthy full-bodied flavour".


Art und Herkunft: Blended Scotch.

Sonntag, 3. April 2022

Neues in der Bücherkiste: "Whisky aus Schottland" (whic)

Kurz vor Monatsende bekamen wir ein Rezensionsexemplar von whic. Ein sehr umfangreiches Paperback (über 560 Seiten) mit dem Titel: Whisky aus Schottland. Das große Nachschlagewerk zu Scotch Whisky. Das Werk gibt es für 14,99 im Shop bzw. ein Exemplar pro Haushalt für umme.

Es werden alle (ich habe es nicht weiter gecheckt) aktuellen bzw. bald eröffnenden schottischen Brennereien in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt, und zwar jeweils mit einem Foto der Brennerei, allgemeinen Informationen, dem jeweiligen Hausstil, der Herstellung sowie der Geschichte der Destillerie.

 


Drei Punkte, die mir am Buch gefallen haben:

  • Auch wenn man es nicht geschenkt bekommt, ist so ein aktuelles und umfangreiches Nachschlagewerk für 14,99 wirklich ein erschwingliches Vademecum.
  • Wie bei den EBooks von whic gibt es auch hier einige grundlegende Informationen zur Herstellung von Whisky, was auch Neulingen den Einstieg erleichtert.

  • Es ist schön, dass nicht nur Single-Malt-Destillerien, sondern auch Hersteller von Grain-Whisky vorgestellt werden, die in manchen Publikationen eher stiefmütterlich behandelt werden.

Drei Punkte, die ich mir für zukünftige Neuauflagen wünschen würde:

  • Vielleicht zum jeweiligen Hausstil noch kurze (!) Tasting Notes zu einem Whisky der Brennerei, vielleicht dem populärsten oder so. Ist aber vielleicht auch ein Platzproblem.

  • Schließung der letzten verbliebenen "Lücken": so wurde z.B. die sehr große Graindestillerie North British ausgelassen/vergessen. Ja, ich weiß: Nörgeln auf hohem Niveau 😉.

  • Vielleicht zusätzlich zu dem Hausstil im Fließtext noch so etwas wie ein grafisches "Geschmacksprofil" zur schnellen Einordnung.

Alles in allem aber ein ansprechend gemachter und sehr aktueller Band, den man insbesondere bedenkenlos denen empfehlen kann, die nicht schon dreißig Bücher zu Whisky im Schrank stehen haben. Für letztere ist es aber natürlich dennoch eine schöne Komplettierung ihrer Sammlung.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 10.April 2022.

Text: Jan B.

Sonntag, 27. März 2022

Sind so kleine Biere, Folge 132: Lupulus Blonde (8,5% Vol.)

Die Brasserie Lupulus aus Gouvy in den Ardennen (der Ort hat auch einen etwas lustig klingenden deutschen Namen - Geilich - weil er traditionell zum deutschsprachigen Gebiet Belgiens gehört hat) wurde eigentlich ursprünglich als reine Hausbrauerei für die gleichnamige Gaststätte errichtet. Im Jahr 2004 war das schon. Das heute verkostete Blond(e) war übrigens das erste Bier, welches dann außerhalb der Kneipe in den Vertrieb kam.

Die Brauerei ist ein Familienunternehmen, das vom Gründer Pierre Gobron und seinen Söhnen geleitet wird. Gobron war vorher auch Mitgründer der bekannte(ren) Brauerei von Achouffe. Heute umfasst das aktive Portfolio von Lupulus vier "Klassiker" (Blond, Braun, Bio und Pils) sowie eine recht große Zahl von saisonalen Angeboten sowie Sondersuden.

Die heutige Flasche hat übrigens Tom gestiftet; er hatte sie noch im Keller liegen. Wir haben sie denn auch gemeinsam "vor dem Krieg" bei ihm zuhause getrunken. Das Bier ist übrigens ein Tripel/Triple, obwohl es Blond(e) heißt.


Art und Herkunft: Tripel, Belgien (Luxemburg).

Sonntag, 27. Februar 2022

#StandWithUkraine

Liebe Leser:innen von blog blong dring!

Nach internen Diskussionen haben wir entschieden, dass es in der gegenwärtigen Lage nicht angesagt ist, "Dienst nach Vorschrift" zu machen und bei dem tausendfachen Sterben und Leiden in der Ukraine Beiträge über Bier, Whisky, Gin, Likör oder sonstwas zu verfassen.

Darum haben wir uns entschlossen, diesen Blog für vier Wochen ruhen zu lassen. Der nächste planmäßige Beitrag erscheint demnach am 27. März 2022.

Wegen des verbrecherischen und völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine haben wir uns entschlossen, alle bisherigen Beiträge, in denen russische Produkte vorgestellt werden, einzuschwärzen.

Uns ist bewusst, dass es sich dabei nur um ein ganz kleines symbolisches Zeichen handelt. Aber auch kleine symbolische Zeichen haben ihre Berechtigung.


Für das Redaktionskollektiv: Jan B.


Sonntag, 20. Februar 2022

Keiler Weißbier

Tom und ich waren neulich in meiner weiteren Nachbarschaft unterwegs (Ibbenbüren!!) und sprachen darüber, dass man sowieso mal alle regionalen Getränkemärkte abklappern müsste, weil Plattfuss und wir in Osnabrück und Umgebung das Sortiment mehr oder weniger in- und auswendig kennen und es abgegrast haben. Schlagartig zog mein Kollege den Wagen nach rechts und rollte auf den Parkplatz eines Getränkemarktes, den wir just in diesem Moment passierten und in dem keiner von uns beiden jemals vorher gewesen war.

Tatsächlich war der Stopp gar keine schlechte Idee - wenn auch etwas spontan und leicht aufregend - denn wir fanden wirklich zwei bis acht "neue" Biere, die wir mitnehmen konnten. Unter anderem zwei Weißbiere der Keiler Bier GmbH. Dies ist eine Marke der Würzburger Hofbräu, und in deren Produktionsstätte entstehen auch (fast) alle Biere, die den Namen "Keiler" tragen. Ursprünglich gehörten diese Biere zur Lohrer Brauerei, die 1836 gegründet und 2001 von der Würzburger Hofbräu übernommen wurde. Ein paar Jahre später wurde diese Brauerei wiederum von der Kulmbacher geschluckt, die wiederum ... Fisch frisst Fisch frisst Fisch ... man kennt das ja. 

Am ehemaligen Standort von Lohrer gibt es heute eine kleine Brauereigaststätte (das Keiler Brauhaus), in der in bescheidenem Maße weiterhin Bier gebraut wird, welches nur dort und nicht im normalen Getränkevertrieb erhältlich ist, aktuell z.B. ein Kellerbier. Ansonsten werden - wie oben gesagt - alle Keiler-Biere in Würzburg hergestellt. Außer den beiden Weißbieren, die wir heute verkosten, sind das ein Pils, ein "Land-Pils" sowie ein Export.

Keiler Weißbier Hell (5,2% Vol.)

Art und Herkunft: Weizenbier, Deutschland (Bayern).

Anmerkungen: -

Aussehen und Aroma: Satte Bernsteinfarbe und eine schneeweiße und feste aber kleine Krone. Sehr bananig und süßlich in der Nase.

Geschmack: Eher frisch und harmonisch als vollmundig. Auch hier ganz kräftige Banane mit einer feinen Säure.

Sonntag, 13. Februar 2022

Hart Brothers Blended Malt 8 J. (40,0% Vol.)

Die Firma Hart Brothers aus Glasgow schreibt auf ihre Flaschen "since 1964", aber wenn ich Michael Jacksons Malt Whisky (6. Aufl.) richtig lese,  dann haben sie damals als Wein- und Schnapshändler angefangen, sind aber erst seit Ende der 1980er auch als unabhängige Abfüller tätig. Allerdings waren sie auch schon bis weit in das 19. Jahrhundert hinein im Straßenbild ihrer Stadt als Gemischtwarenhändler und Kneipenbetreiber bekannt.

Stefan Gabányi schreibt zu Hart Brothers:

... Bekannt wurden die Harts hier mit ihrem spektakulären Dynasty Decanter, einem aufwenig verpackten 31-jährigem Bowmore ...

Diesen Decanter findet man übrigens auch heute noch auf ihrer Webseite, allerdings scheint er (mittlerweile) St. Magdalene zu enthalten.

Wie auch immer: die Firma bietet ein überschaubares, aber dennoch interessantes Portfolio von Blended Scotches über Blended Malts, Single Grains bis hin zu Single Malts verschiedener Provenienz und Preisklasse. Den Blended Malt, der uns heute interessiert, gibt es in drei verschiedenen Abfüllungen: eben den Achtjährigen mit 40 ABV sowie zwei Siebzehnjährige mit jeweils 50 ABV, einer im Sherryfass und einer im Portweinfass nachgereift. Ich habe die Flasche im örtlichen Einzelhandel gekauft, darum war sie etwas teurer. Online ist der Whisky für etwa 30 Euro zu haben.


Art und Herkunft: Blended (Vatted) Malt, Highlands.

Sonntag, 6. Februar 2022

Heute mal ohne, Folge 3: Maes 0.0%

Ich weiß, was ihr jetzt denkt: "Nun sind sie bei Blog Blong Dring komplett auf alkoholfrei umgestiegen!"

Aber nein; keine Sorge. Es ist nur so, wie Tom letzte Woche schon geschrieben hat: ein lieber Kollege hat mir neulich aus Luxemburg zwei neue alkoholfreie Biere aus Belgien mitgebracht, und wir haben sie dann natürlich auch direkt nacheinander verkostet, um danach zum Wirkungstrinken übergehen zu können 😉. Nächste Woche gibt es wieder "mit", ganz fest versprochen.

Maes also. Das passt mir eigentlich auch sehr gut in den Kram. Vor mehr als zehn Jahren - damals hatte ich mit diesem Blog noch überhaupt nichts zu tun und hätte nie gedacht, dass ich mal sein ViSdP sein würde - hat Tom mich mal "interviewt", und damals habe ich unter anderem erzählt, dass Maes Pils zu den Lieblings-Standardbieren meiner Jugendzeit gezählt hat. Die Anfänge der Firma gehen auf das Jahr 1880 zurück, als Egied und Nicko Maes die Brauerei St. Michael in Waarloos (Provinz Antwerpen) kauften. Die Nachkommen von Egied bauten das Geschäft zu einer Dampfbierbrauerei aus und lancierten pünktlich zur Weltausstellung in Antwerpen (1930) das erste Bier unter dem Namen "Maes". Etwa um die gleiche Zeit herum entstand im limburgischen Alken die gleichnamige Brauerei, welche die historische Pioniertat für sich in Anspruch nehmen darf, das erste belgische Bier Pilsener Brauart (Cristal Alken) hergestellt zu haben. Die beiden Firmen fusionierten erst 1988 zur Brauereigruppe Alken-Maes, zu der mittlerweile noch einige andere Marken wie Ciney oder Mort Subite gehören und die heutzutage das zweitgrößte belgische Bierkonglomerat (nach InBev freilich) ist. Die Firma ist allerdings in Gänze bereits 2008 Teil der Heineken Group geworden.

Die Marke Maes besteht heute im wesentlichen immer noch aus dem gleichnamigen Pils sowie einem nicht- und schwach alkoholischen Sortiment von Radlern und - neu! - dem heute vorgestellten Maes 0.0%. Wohlgemerkt nicht: Maes Pils 0.0%. Es handelt sich um eine eigenständige Kreation, der nach einer normalen Vergärung der Alkohol wieder entzogen wird.

Art und Herkunft: Alkoholfreies Bier, Belgien (Limburg).

Sonntag, 30. Januar 2022

Heute mal ohne, Folge 2: Leffe Ruby 0.0%

Die zweite Folge unserer nichtalkoholischen Betrachtungen (es ist zufälligerweise erneut ein Leffe) verdanken wir einem Kollegen von Jan, der das Leffe Ruby 0.0 von einem Ausflug nach Luxemburg mitgebracht hat. In Deutschland haben wir es noch überhaupt noch nirgendwo gesehen, insofern sind wir besonders dankbar für diese Gelegenheit. Die Brauerei stellt mittlerweile drei alkoholfreie Varianten ihrer Standardbiere Blond, Bruin und eben halt Ruby her. Das Ruby haben wir in seiner "normalen" Version schon vor ein paar Jahren verkostet; es handelt sich um ein helles Bier mit Fruchtaromen.

Für heute verspricht uns die Brauerei ein alkoholfreies Bier mit Aromen von Nelken, Erdbeeren und Himbeeren. Erhältlich ist es natürlich nicht nur in Dosen, sondern auch in den traditionellen Flaschen. Wir haben es in traditionellen, wenn auch miniaturisierten Leffe-Pokalen (100 Milliliter) verkostet, die Plattfuss letztes Jahr an die Redaktionsmitglieder verschenkt hatte.


Art und Herkunft: Alkoholfreies Fruchtbier, Belgien (Flämisch-Brabant).

Anmerkungen: Mit Mais, Zucker, Fliederbeeren- und Zitronensaftkonzentrat.

Sonntag, 23. Januar 2022

Sind so kleine Biere, Folge 131b: Granda (2. Teil)

Nachdem Jan letzte Woche ja schon einiges über die Brauerei Birreficio della Granda geschrieben hat, habe ich nochmal über deren Weseiten geschaut um rasuzufinden, ob etwas über die Anlagen und Rohstoffe gesagt wird. In ihrem Vision Statement ist die Brauerei noch ziemlich vage:

We want to be lead players on Italy’s thriving craft brewery scene, which is increasingly gaining recognition at home and abroad.

We do this by drawing together the quintessentially Italian search for excellence, the experimentation and passion typical of artisans, and classic Piemontese pragmatism. We want to grow alongside our supporters and customers: by sharing our journey, our research and our brews, we can help boost Italy’s reputation as a prime manufacturer of high-quality craft beer!

Ein größeres Problem bei der Recherche ist, dass leider nicht alle Teile der Webpräsenz konsequent ins Englische übersetzt wurden: so gibt es zwar ein Firmendatenblatt (wahrscheinlich für potenzielle Partner und Investoren), aber leider ist genau dieses nur auf Italienisch verfügbar, sodass ich leider nur mit meinen ungenügenden - in einigen Spaghettiwestern erworbenen - Kenntnissen dieser Sprache daran gehen musste, noch etwas Aussagekräftiges zu finden. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass ...

  • die Brauerei 75% der Braugerste selbst anbaut
  • pro Brautag knapp 21 Hektoliter Bier produziert werden können
  • dass das stärkste Produktionsjahr 2019 mit über 5.000 Hektolitern war
  • dass die Produktion 2020 aufgrund von Covid-19 auf nur 3.500 Hektoliter zurückging
  • dass erst seit 2020 nicht nur in Fässer (36%) und Flaschen (49%), sondern auch in Dosen (15%) abgefüllt wird

Regeneration (7,0% Vol.)

Art und Herkunft: Black IPA, Italien (Cuneo).

Anmerkungen: H4TG.

Aussehen und Aroma: Tiefschwarz mit crêmeweißer Krone; sieht tatsächlich aus wie ein Stout. In der Nase deutlicher Hopfen aber auch Schwarze Johannisbeere.

Geschmack: Ein etwas verwirrender Antritt mit würzigem Hopfen und gleichzeitig deutlichem Malz und Röstbrot. Nach ein paar Sekunden sehr starke Kaffeenoten.

Abgang: Lang und wechselnd zwischen säuerlichen (Johannisbeere wieder) und bitteren (Kaffee) Eindrücken.

Fazit/Tipp: Beim ersten Mal ist so ein Crossover von Stout und IPA tatsächlich etwas irritierend. Es schmeckt gut, aber die Zunge sagt etwas anderes, als das Auge erwartet hat. Der Espresso ist sehr stark bei diesem hier.


Looking Glass (7,0% Vol.)

Art und Herkunft: West Coast IPA, s.o.

Anmerkungen: H4TG.

Aussehen und Aroma: Goldgelb mit mittlerer und fester Krone. Dezente Aromen von hopfen und leichter, nicht weiter bestimmbarer tropischer Frucht.

Geschmack: Beerenfrüchte und Honigmelonen, bei einem Antritt mit feiner Säure und einem sehr vollmundigen sensorischen Erlebnis.

Abgang: Mittel bis lang, mit einem eher süßlichen "Nachbrenner".

Fazit/Tipp: Ein besonders weich und gefällig komponiertes Bier - bis jetzt vielleicht sogar das allerzugänglichste von Granda.


Ghosst (8,0% Vol.)

Art und Herkunft: Strong Lager, s.o.

Anmerkungen: Mit Kandiszucker. "Inspiriert vom Maibock". The Girls.

Sonntag, 16. Januar 2022

Sind so kleine Biere, Folge 131a: Granda (1. Teil)

Für uns war es in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Ereignis: erstens war es das erste Mal seit vielen Monaten (genauer gesagt seit September 2021), dass die gesamte Redaktion von blog blong dring gemeinsam eine Verkostung machen konnte und zweitens haben wir eigentlich noch niemals italienische Biere hier verkostet. Damals, als wir die Produkte von Brasserie 28 probiert haben, hatten wir auch eine Charge der Schwesterbrauerei Toccalmatto dabei, haben sie aber nicht hier vorgestellt und das einzige andere Mal, wo das Thema angerissen wurde, war ein launiger Bericht Toms von seiner Italienreise 2011 (sic). 

Ansonsten haben wir alle drei eigentlich italienische Biere, insbesondere Craftbiere, nicht so wirklich auf dem Schirm, wobei mir bei meiner letzten Reise nach Rom (lange vor der Pandemie) schon aufgefallen war, dass es im Vergleich zu früher doch einige nette Brewpubs mit sehr interessanten Produkten gab, aber naja ... es waren halt auch alles Sachen, die man nicht jeden Tag irgendwo im Edeka findet, besonders nicht in Deutschland.

Granda nun also. Auch firmierend als LA Granda oder - offiziell wohl - Birrificio della Granda. Es war ein Geburtstagsgeschenk von Plattfuss an Tom und dieser hatte sich großzügig bereit erklärt, die gesamte Charge (die wir der Übersichtlichkeit wegen hier im Blog in zwei Teilen vorstellen) für eine große Verkostung am vergangenen Mittwoch zur Verfügung zu stellen. Die Brauerei (nur italienische und englische Webseite verfügbar) liegt in der piemontesischen Provinzhauptstadt Cuneo und wurde 2009 gegründet. Ivano, der Mann der dahinter steht, war vorher IT-Mensch und übernahm den väterlichen Bauernhof, um sein Leben zu entschleunigen. Die Arbeit auf der Farm war so, dass er wieder Zeit hatte, sich seinem Hobby - dem Brauen - zu widmen. Als der Bierausstoß ein gewisses Volumen erreicht hatte, beschloss Ivano in der Nähe eine kleine Gaststätte zu eröffnen, wo er sein Produkt an den Mann bzw. an die Frau bringen konnte. Die Arbeit machte ihm Spaß, war aber nach einiger Zeit zu viel für einen einzelnen Menschen, und nach einer schicksalhaften Nacht im Jahre 2012 (Doppelschicht in Brauerei und Kneipe, in der Küche in Schlaf gefallen und einfach durchgeschlafen) wurde ihm klar, dass er ein Team brauchte, womit der Grundstein zu der heutigen, kommerziell betreibbaren birreficio gelegt war. Zwei Jahre später waren die Lagerkapazitäten bereits auf 18.000 Hektoliter angelegt.

Grundsätzlich - und von einigen Spezialabfüllungen abgesehen - gibt es im Portfolio zwei Segmente: The Girls (cyberpunkige Thematik) und H4TG (Hop for the Geeks), bei denen die jeweiligen Dosen von verschiedenen Künstlern gestaltet werden. Für die Verkostung haben wir sie wild gemischt, von "leicht" nach "schwer".


Sweetch (4,7% Vol.)

Art und Herkunft: Witbier, Italien (Cuneo).

Anmerkungen: Mit Weizen, Hafer und "Gewürzen". The Girls.

Sonntag, 9. Januar 2022

Quengelware, Folge 14: Captain Cook's Smooth & Spiced Original NAS (35,0% Vol.)

Dieser hier stand bei Lidl rum, ein Nachzügler der "Spiced-Rum"-Welle von vor ein paar Jahren. In Anführungszeichen deshalb, weil die meisten Vertreter dieser Spezies keine echten Rums im Sinne des deutschen Gesetzes sind - sei es, weil sie nicht die erforderlichen Volumenprozente (37,5) erreichen, sei es, weil es sich um Rumverschnitt handelt. Echte Spiced Rums sind übrigens auf dem deutschen Markt sehr selten zu finden.

Hergestellt wird er von der bzw. für die Uwe Müller GmbH in Loßburg-Betzweiler. So wie es aussieht, wird diese Firma ausschließlich im Auftrag anderer tätig, das heißt: sie hat sich auf die Kreation von Spirituosen für Handelsmarken spezialisiert, verkauft den Alkohol jedoch nicht unter eigenen Markennamen. Unter der Marke "Captain Cook's" bzw. "James Cook" gibt es beim Discounter übrigens auch deutlich hochwertigere, echte Rums zu erstehen - diese werden jedoch nicht zwangsläufig ebenfalls für oder von Uwe Müller hergestellt.



Art und Herkunft: Spirituose auf Rumbasis, Deutschland (Baden-Württemberg) (?)

Anmerkungen: -

Sonntag, 2. Januar 2022

Port Charlotte 10 J. (50,0% Vol.)

Es war am gestrigen Neujahrsmorgen gegen drei Uhr: Plattfuss, Nobody, Jan und ich nebst Anhang saßen (geimpft, genesen, getestet und teilweise geboostert!) am Tisch - wie man das halt so tut - und die Herren brüllten nach Whisky, nachdem wir bereits meinen Talisker Port Ruighe bis zur Neige geleert hatten. Ich machte mich also auf den Weg in den Keller, Nachschub holen. Als höflicher Gastgeber fragte ich natürlich noch: "torfig oder nicht torfig" und da kam es, wie es kommen musste: drei wollten "torfig", einer "nicht torfig". Und so packte ich mir eben eine Flasche Dalwhinnie und eine Flasche Port Charlotte unter jeweils einen Arm und stieg die Kellertreppe hinauf. Nobody war der mit dem "nicht torfig", deswegen bekam er denn auch den Fünfzehnjährigen aus den Highlands vorgesetzt, der uns heute auch nicht weiter beschäftigen soll, weil ich ihn hier vor knapp zehn Jahren schon einmal ausführlich besprochen habe.

Vor fast genau zehn Jahren hatten wir auch schon einen Port Charlotte hier im Blog, allerdings war es damals der Siebenjährige von einem unabhängigen Abfüller, den Plattfuss zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Wie ich im damaligen Artikel angemerkt habe, ist Port Charlotte eine Zweitmarke von Bruichladdich und repräsentiert dort das torfige Segment (auf den Flaschen steht denn auch immer "heavily peated"). Die Firma legt großen Wert darauf, dass ihr Whisky nicht nur auf Islay gebrannt wird (= Minimalanforderung, um sich "Whisky von Islay" nennen zu dürfen), sondern dass auch tatsächlich die meisten Zutaten von Islay stammen bzw. dass alle Arbeitsschritte (auch z.B. die Reifung) auf Islay erfolgen. Zurzeit hat Port Charlotte außer dem Zehnjärhigen noch fünf weitere Single Malts im aktiven Portfolio (der oben erwähnte PC7 von 2012 ist mittlerweile ausgelistet).

Bildnachweis: Das nachstehende Bild ist ©Bruichladdich und stammt aus dem "Press Kit" zum Release des Port Charlotte 10 (2018).


Art und Herkunft: Single Malt, Islay.