Sonntag, 24. April 2022

Der Obstler Alte Williams (40,0% Vol.)

Die Flasche, die ich heute für euch verkoste, habe ich erst am Sonntag vor einer Woche auf einem Mittelaltermarkt in Bad Iburg erstanden. Auf solchen Märkten interessiert mich grundsätzlich sowieso eher das, was dort angeboten bzw. verkauft wird als das, was an "Spektakel" vorhanden ist - und bei dem Angebotenen ganz konkret natürlich auch besonders die Alkoholika. Früher gab es bei uns in der Gegend noch den "Kleinen Whisky-Kobold", aber seine Facebookseite wurde seit 2013 nicht mehr aktualisiert und die dazu gehörende Webseite ist auch down ... PLUS wir haben ihn seit vielen Jahren nicht mehr irgendwo angetroffen.

Umso froher war ich, mal wieder jemanden auf einem Markt zu treffen, der mehr anbietet als nur den obligatorischen Met. "Der Obstler" heißt eigentlich Markus Seitz und kommt aus Asendorf im Kreis Diepholz, was mich besonders freute, weil einer meiner Großväter aus dieser Gegend stammt (wo ich im übrigen seit 20 Jahren auch nicht mehr gewesen bin). Seitz beschreibt auf seiner Homepage sehr anschaulich, wie er von einem "gutbürgerlichen" Beruf zu dem des Marktbeschickers und auch Kleindarstellers auf Mittelalterfesten und ähnlichen Events (die er regelmäßig bedient) umgeschwenkt ist.

Sein Hauptgeschäft scheint das mit Beeren- und Fruchtweinen zu sein (auf allen Etiketten steht denn auch groß "Beerenweinvertrieb"), aber er bietet direkt und auch online ebenfalls eine eindrucksvolle Menge Spirituosen an. Meine "Alte Williams" habe ich in der großen (0,7 Liter) Flasche für knapp 33,- EUR erstanden. Die Herstellung dieses Schnapses erfolgt auf traditionelle Weise mit Obstmaische für den Brand und unter Zusatz eines Honiglikörs.


Art und Herkunft: Spirituose aus Obstbrand (Williams-Christ-Birne) und Honiglikör, Deutschland (Niedersachsen).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hell- bis strohgelb. Sehr klarer Birnenduft in der Nase. Etwas Holz.

Geschmack: Extrem süßer Antritt, der ein wenig später deutlich in eine leicht hölzerne, herbe Birnennote umschwenkt. Sehr weich am Gaumen aber dennoch deutlich alkoholisch. Zunehmende ethanolische Schärfe.

Abgang: Mittellang. Nachdem die Birne mehr oder weniger verflogen ist, steht die Honigsüße noch eine ganze Weile länger nach, bis sie deutlich trockener werdend endet.

Fazit/Tipp: Schon sehr viel süßer als es ein reiner Obstbrand wäre, jedoch auch viel kräftiger als ein "normaler" Likör. Sehr stimmig komponiert, sehr gefällig und meines Erachtens so gut wie jeden Cent wert. Wer kein Risiko eingehen möchte, kann ja immer noch zu den kleineren Gebinden (0,2 oder 0,5 Liter) greifen.

Verkostung und Text: Jan B.

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