Sonntag, 19. August 2018

Ciney Blond (7,0% Vol.)

Als ich noch ein kleiner Junge war (also irgendwann zwischen der Schlacht der Goldenen Sporen und Waterloo), war es in Belgien nicht ungewöhnlich (eventuell in Deutschland auch nicht, dazu kann ich leider wenig sagen), dass man Kindern (so ab 12 Jahren) Bier gab. Natürlich nicht, damit sie sich einen Rausch antrinken konnten, sondern einfach weil Bier als ein ganz normales Getränk galt, das gesund und nahrhaft ist. Übrigens "durften" Kinder bei uns früher auch Kaffee trinken, aber das ist eine andere Geschichte.

Nachdem ich jetzt also alle Helikoptereltern hinreichend getriggert habe, weiter im Text: Als ich nicht mehr ganz so klein war, also so Mitte der Achtziger, kam Ciney landesweit in die Regale. Vorher war es eine regional begrenzte Kleinmarke in der Gegend um Namur; es ist nach der gleichnamigen Stadt benannt, deren Kirchturm auch das Label ziert. Als der Verkauf in ganz Belgien begann, reichten die bescheidenen Braukapazitäten vor Ort nicht mehr aus, um die Nachfrage zu befriedigen. Die Produktion wurde an eine Anlage von Alken Maes weitergereicht - und diese Firma - die wiederum zu Heineken gehört - schluckte Ciney dann ein paar Jahre später. Heute wird das Bier gar nicht mehr in der Wallonie gebraut, sondern im Hauptwerk im flämischen Alken.

Ich habe Ciney immer gerne getrunken (der offizielle Name ist zwar Cuvée de Ciney, aber kein Mensch sagt das im wirklichen Leben) und immer, wenn ich es heute irgendwo sehe, nehme ich eines, denn es erinnert mich - während ich eine imaginäre Träne wegdrücke - an die guten alten Zeiten, die im Nachhinein weniger kompliziert erscheinen, als sie tatsächlich wohl waren. Von Ciney gibt es zurzeit nur zwei Sorten im Portfolio: Blond und Braun. Vor einigen Jahren hat man auch noch ein Amber Ale angeboten, aber zumindest auf der Webseite taucht es nicht mehr auf.



Art und Herkunft: Blond, Belgien (Limburg).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Klares, sattes Gold mit einem schönen orangefarbenen Schimmer. Kleine und stabile Krone. Eine frische und fruchtige Nase mit mehr als nur einem Hauch Getreide. Frisches Brot. Leicht würzig-metallische Untertöne.

Geschmack: Eher malzig als hopfig im Antritt. Leicht süßlich, aber nicht aufdringlich. Frische Weizenkleie. Im Hintergrund ein fruchtig-reifes Thema mit ein wenig Banane. Dezent bittere Noten. Vielleicht ein Hauch von schwarzem Tee mit Zitrone?

Abgang: Mittel, sauber. Die bittere Eindrücke stehen noch eine Weile nach.

Fazit/Tipp: Ein geschmacklich sehr kräftiges, aber nicht anstrengendes Blond, das an einem warmen Sommertag hinreichend erfrischend wirkt. Malziger als andere vergleichbare belgische Biere (z.B. Duvel). Immer noch ein alltagstauglicher Favorit von mir.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 26. August 2018.

Verkostung & Text: Tomas A.




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