Für einen Auslandsdeutschen, zumal noch aus einem etwas genussfreudigeren Land wie Belgien kommend, war Deutschland, und insbesondere unsere kleine Hasestadt, ein rechter Kulturschock. Etwa so als ob man einen partywütigen Vollzeit-Sambatänzer aus Rio in ein Abstinenzlerkloster in der Schweiz verfrachtet. Mal davon abgesehen, dass es meinen geliebten Pisang Orange hier schlicht nicht gab ... alleine schon das Erlebnis, zum ersten Male in einen ALDI zu gehen, brachte mich fast um den Verstand. Glücklicherweise kam ich auf eine sehr gute Schule und fand auch ein paar sehr gute Freunde, die auch viele Jahre meine Freunde blieben.
Ende der Achtziger konsumierte ich nur noch wenig Martini (das hätte ohnehin sehr wenig street credibility gehabt, ich war zwischenzeitlich vom New Wave zum Heavy Metal umgeschwenkt, auch vom Aussehen her) sondern widmete mich eher dem Bierkonsum. Angesagt war damals der Conti Herforder von der Tankstelle. Der schlimmste Exzess, der damals gerade noch so glatt über die Bühne ging, war bei der legendären Party in der Augustenburger Straße, bei der ich in kürzester Zeit etwa 32 Bier verschlang (jedenfalls hörte ich da auf zu zählen) und nicht mal mehr merkte, dass ein fürsorglicher Bekannter ab ca. Bier Nummer 34 selbiges mit etwas Wasser streckte. Gegen vier Uhr morgens erwachte ich sitzend in der Bushaltestelle am Heinrich-Lübke-Platz und hatte passenderweise meinen ersten und letzten Filmriss. Meine weißen Turnschuhe (Achtziger!) waren bedeckt mit den Resten des Abendessens und der Weg zurück nach Hause eine einzige Quälerei.
[Bild: Jens-Olaf Walter auf flickr.com (BÝ-NC-ND 2.0)]
Kurze Zeit später ließ ich mich von meinem Kumpel T. auf einer Geburtstagsparty in Hellern zu einem Tequila-Duell (Sierra) überreden und verbrachte nach dem Ende der ersten Flasche einen guten Teil des Abends auf der Gästetoilette, während meine liebe Freundin F. sich hingebungsvoll um mich kümmerte (daher ist der Titel des heutigen Artikels auch ihr gewidmet). T. hatte insgesamt weniger Glück, er entleerte sich im Wohnzimmer in einen bereitgestellten Eimer, was der Party natürlich eine gewisse wehmütige Schwere verlieh.
Ansonsten benahmen wir uns aber um 1988 bis 1990 mehr oder weniger normal, außer dass wir aus verschiedenen Gründen - auf die ich jetzt nicht weiter eingehen möchte - es schafften, dreimal ein einmonatiges Hausverbot im damaligen Tucher (bayerische Bierwirtschaft) an der Osterberger Reihe (das heutige Bottled) zu erhalten. Einmal wegen unerlaubten Fingerhakelns, einmal wegen des "Kuckuck-Spiels" und einmal ... aber das führt jetzt wirklich zu weit. Wie ich das Abi geschafft habe, ist mir auch heute nicht ganz klar.
Meine letzte Investition in Schnaps während der 80er war in ein unerträglich süßes Gesöff namens Pepino Peach, welches anscheinend auch heute noch verkauft wird. Damals wurde es jedenfalls gerne mit Cola gemischt und schmeckte dann doch nicht so gut wie man gedacht hatte. Jedenfalls endeten die achtziger Jahre für mich, als ich endlich den letzten Rest der Flasche ausgetrunken hatte ... also am 13. März 1996.
(Erinnerungen von Jan B., aufgezeichnet von Tomas A.)
(Erinnerungen von Jan B., aufgezeichnet von Tomas A.)
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 5. Dezember 2012. Dann mit einer Verkostung des Captain Blood Spiced von Felix Rauter.
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