Sonntag, 5. Mai 2019

4. Inoffizielles Whiskybefürworter-Treffen

Es war im Dezember 2017, als wir uns in dieser Runde zum letzten Mal getroffen haben. Damals in meiner mehr als bescheidenen Klause; für dieses Treffen hatte uns Black Arab auf sein weitläufiges Anwesen in den grünen Wiesen des Osnabrücker Landes geladen.

Nachdem wir zunächst einige niedere Domestiken passiert hatten, geleitete uns der Majordomus in den Billardsaal, wo wir unsere Gaben und Mitbringsel ausbreiten durften. Nach guter Whiskybefürworter-Tradition steuerte jeder zum Abend zwei oder drei Flaschen Whisky "im Anbruch" bei. Plattfuss machte allerdings eine kleine Ausnahme für uns, denn tatsächlich hatte er eine noch jungfräuliche Flasche dabei.

Dies hier waren dann also unsere Beiträge. Die Zahl in Klammern weist auf die Reihenfolge in der Verkostung hin.

Black Arab (Gastgeber)
  • Dalmore 18 J. [1]
  • Glengoyne Cask Strength NAS [2]
  • Talisker Distillers Edition 2005/2015 [7]
Plattfuss
  • Macdonald's Glencoe 8 J. [5]
  • Big Peat 10 J. [8]
Tomas Aquinas
  • Paul John Edited NAS [3]
  • McCarthy's Oregon Single Malt Whiskey 3 J. [4]
  • West Cork Peat Charred Cask NAS [6]


[1] Dalmore 18 J. (43,0% Vol.)

Man kann nicht behaupten, dass Dalmore einer der Hauslieferanten bei uns in der Redaktion wäre. Ich selbst habe vor sechs Jahren mal den Fünfzehnjährigen hier besprochen und fand ihn auch nicht schlecht, aber das war es dann auch so im wesentlichen. Der Achtzehnender reift laut Angaben der Destillerie elf Jahre im Bourbonfass, den Rest der Zeit im Sherryfass.




Art und Herkunft: Single Malt, Highlands (Northern).

Besonderheiten: Finish im Sherryfass (s. oben).



Aussehen und Aroma: Altgold, sehr deutlicher Sherry, rote Früchte, süße und eingelegte Rosinen.

Geschmack: Leichte Vanille und dominantes Holz, geschmeidiger Antritt, Johannisbeerbonbons. Etwas Schokolade?

Abgang: Mittel und relativ ausdrucksschwach. Schokoladennoten setzten sich fort.

Fazit/Tipp: Mit diesem Whisky ist am besten bedient, wer auf deutlichen Sherryeinfluss steht. Gefällig komponiert, aber sehr viel Holz. Im Geschmack letztendlich doch etwas schwachbrüstig.


[2] Glengoyne Cask Strength NAS  (58,8% Vol.)

Auch von Glengoyne hatten wir bis jetzt nur einmal den Standard im Programm, damals habe ich eine etwas verhaltene Rezension geschrieben. Wie der Dalmore reift auch dieser Whisky in Sherry- und Bourbonfässern.



Art und Herkunft: Single Malt, Highlands (Western).

Besonderheiten: Nicht kaltfiltriert oder gefärbt.

Aussehen und Aroma: Dunkles Strohgold; in der Nase Banane, Pfeffer und diese in Sirup eingelegten Dosenerdbeeren.

Geschmack: Sehr öliges Gefühl am Gaumen und ein rasanter Antritt. Popcorn, Kompottfrüchte und - im Gegensatz zum Dalmore - eher gezügelte Sherrynoten.

Abgang: Lang und trocken. Pfeffrig.

Fazit/Tipp: Recht kräftig, natürlich - aber doch erstaunlich trinkbar. Durch Zugabe von Wasser wird er trockener im Abgang und der Sherry kommt deutlicher durch. Feuriger. Pelzbelag auf der Zunge. Die Öligkeit im Mund kann man als Hausstil von Glengoyne bezeichnen. Insgesamt aber heute nicht der beliebteste Tropfen.


[3] Paul John Edited NAS (46,0% Vol.)

Diesen Whisky aus Indien haben wir vor kurzem erst im Blog gehabt. Auch an diesem Abend machte er bei allen Beteiligten einen recht guten Eindruck.


[4] McCarthy's Oregon Single Malt Whiskey 3 J. (42,5% Vol.)

Auf diesen Tropfen hatten wir uns sehr gefreut, da er in Europa recht selten zu finden und selbst in den USA keineswegs ein Massenprodukt ist. Das Besondere an ihm ist, dass es sich hierbei nicht um einen "typischen amerikanischen Whiskey" handelt, der also nichts von Bourbon, Kentucky oder Tennessee an sich hat. Vielmehr hat der Hersteller Clear Creek Distillery (eigentlich mittlerweile geschluckt von der Hood River Distillers) einen "schottischen" Single Malt herstellen wollen. Zu diesem Zweck wird sogar schottische torfgeräucherte Gerste importiert.


Art und Herkunft: Single Malt, USA (Oregon).

Besonderheiten: Aus schottischer Gerste, nicht kaltfiltriert.

Aussehen und Aroma: Hellgolden, mit leichtem Rauch von Holzfeuer in der Nase. Schuhleder. Eau de Cologne.

Geschmack: Recht dünnes Gefühl auf der Zunge. Pfeffrig und leicht ethanolisch. Gewachste Apfelschale, leicht ledrig.

Abgang: Mittellang und trockener. Eindrücke von cremigem Honig.

Fazit/Tipp: Ein ganz gut komponierter, aber etwas wässriger Single Malt. Ein bisschen wenig ausdrucksstark, aber sehr gute Balance bei Rauch und Würzigkeit. Keine "Torfbombe", wie ich vorher in einigen Quellen lesen konnte. Mir selbst hat er deutlich besser geschmeckt als den Kollegen.


[5] Macdonald's Glencoe 8 J. (58,0% Vol.)

Diesen Whisky hatten wir letzten Oktober im Blog. Plattfuss hat ihn sich bei unserer Reise nach Schottland in der Destillerie von Ben Nevis geholt. Es handelt sich um einen Blended (oder auch Vatted) Malt.


[6] West Cork Peat Charred Cask NAS (43,0% Vol.)

Diesen irischen Whiskey aus der Glengarriff-Serie von West Cork hatte ich zu Weihnachten von meiner Frau geschenkt bekommen und ihn hier im Januar diesen Jahres besprochen. Im Vergleich zu meiner früheren Rezension kam er diesmal deutlich weniger gut an, vor allem in der Verkostung nach dem Essen.


[7] Talisker Distillers Edition 2005/2015 (45,8% Vol.)

Ganz im Gegensatz zum eingangs besprochenen Dalmore ist Talisker sicherlich so etwas wie ein Favorit bei all unseren Autoren. Über die Jahre haben wir einiges von der Destillerie im Glas gehabt; 2014 habe ich hier die Edition von 2001/2012 besprochen.


Art und Herkunft: Single Malt, Islands (Skye).

Besonderheiten: Finish in Amoroso-Fässern.

Aussehen und Aroma: Dunkles Gold. Sattelleder und dunkle Früchte. Wenig Rauch. Kandierte Früchte, Sultaninen und rote Äpfel.

Geschmack: Süßer, aber adstringierender Antritt. Rotes Früchtekompott. Typischer Talisker-Chili-Tritt, aber deutlich gedämpfter. Leichtes Holzfeuer in der Ferne. Birne?

Abgang: Mittel bis lang. Rauchig-trockener Nachbrenner.

Fazit/Tipp: Vielen Talisker-Fans ist er nicht "taliskerig" genug. Tatsächlich ist er zwar immer noch als solcher zu erkennen, macht jedoch einen reiferen, zahmeren Eindruck als manche seiner Brüder. In der Verkostungsrunde kam er von allen Whisk(e)ys des Abends unter dem Strich am besten an.


[8] Big Peat 10 J. (46,0% Vol.)

Der Blended Malt aus Islay-Whiskys ist einer von Plattfuss' (Plattfussens??) Lieblingen, dies ist jedoch das erste Mal, dass wir den Zehnjährigen im Glas hatten.


Art und Herkunft: Blended/Vatted Malt, Islay.

Besonderheiten: Nicht kaltfiltriert. Enthält - wie alle Big Peats - eine kleine Dosis Port Ellen.

Aussehen und Aroma: Sehr hell, weißweinfarben. In der Nase sehr erdig, Kreidefelsen im Regen. Schwelender Laubhaufen, etwas Speck und Rosmarin.

Geschmack: Staubig und kreidig. Minze und Lakritze. Holzfeuer im schlecht ziehenden Kamin. Aprikose und Leder.

Abgang: Lang, heiß und trocken.

Fazit/Tipp: Auch bei jeder Blindverkostung als Big Peat zu erkennen. Gut zu trinken: meiner (Minderheits-) Meinung nach ist er aber für einen Zehnjährigen etwas zu ruppig.


Gesamtfazit: Herzlichen Dank an unseren Gastgeber Black Arab und an den Taxifahrer, der unser Fachsimpeln am Ende des Abends einige Kilometer weit ertragen musste. Dies ist unsere Rangliste für diese Verkostung:

1. Talisker Distillers Edition 2005/2015 (1-1-2)
2. Macdonald's Glencoe 8 J. (2-3-1)
3. Big Peat 10 J. (4-2-3)
4. Paul John Edited NAS (5-4-4)
5. McCarthy's Oregon Single Malt 3 J. (3-5-6)
6. Glengoyne Cask Strength (6-6-5)
7. West Cork Peat Charred Cask NAS (einstimmig)
8. Dalmore 18 J. (einstimmig)

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 12. Mai 2019.

Verkostung: Black Arab, Tomas A., Plattfuss

Text: Tomas A.



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