Sonntag, 6. Januar 2019

West Cork Peat Charred Cask NAS (43,0% Vol.)

Wie ich vor Weihnachten in meinem Beitrag über das Schenken und Beschenkt werden geschrieben habe, bin ich mittlerweile in einem Alter angekommen, wo ich von den meisten Menschen das geschenkt bekomme, was ich mir wünsche - oder zumindest das, was ich mir mit höchster Wahrscheinlichkeit von ihnen gewünscht hätte, wenn ich gefragt worden wäre.

Von meiner Frau lag also tatsächlich der erbetene West Cork Peat Charred Cask auf dem Gabentisch, worüber ich mich auch wirklich sehr gefreut habe. Hauptsächlich deshalb, weil die Firma West Cork Distillers (WCD) sinnbildlich steht für den frischen Wind, der seit einiger Zeit durch die irische Whiskeylandschaft weht. Als ich vor etwas weniger als sieben Jahren eine kleine Serie über Irland und seine Trinkkultur begann, gab es, wie ich damals auch vermerkte, nur ganze vier Whiskey produzierende Destillerien, nämlich Cooley und die Schwester Kilbeggan, Midleton sowie Bushmills. Das hat sich mittlerweile doch etwas geändert und heute gibt es auch auf der grünen Insel mehr als nur die "Großen Vier". 

West Cork wurde schon 2003 von drei Freunden gegründet - der eine war Lebensmittelchemiker, die anderen beiden arbeitslos gewordene Fischer . Selbst gebrannt wurde damals aber noch nicht, sondern man kaufte Whiskey von anderen Brennereien, verschnitt diesen und etikettierte ihn. Erst seit den späten Nullerjahren arbeiteten die drei Kumpels (Denis, Ger und John) an der Produktion eigener Spirituosen. Im Jahre 2013 erfolgte dann der Umzug in das heutige Hauptquartier in Skibbereen. In einigen Quellen liest man, WCD würden ausschließlich selbst gemälzte Gerste verwenden, auf der Firmenhomepage ist jedoch nur von einiger selbst gemälzter Gerste die Rede. Alle ihre Whiskeys werden dreifach in Pot Stills destilliert.


Zurzeit umfasst das Portfolio von WCD verschiedene Whiskeys: Da haben wir zunächst einen Zehnjährigen, drei Zwölfjährige mit verschiedenen Finishes (Sherry, Portwein, Rum), einen Cask Strength, einen aus dem Bourbonfass (beide NAS), einen Blend (Black Cask) und schließlich die Glengarriff-Reihe. Diese Whiskeys reifen zunächst in Sherryfässern und erfahren ihr Finish dann in Fässern, die mit Hilfe lokal vorhandener Brennstoffe ausgekohlt werden. Einmal haben wir da den Bog Oak Charred Cask (Auskohlung mit Hilfe von Moorkienholz) und außerdem den heute besprochenen Peat Charred Cask (Auskohlung mit Torffeuer). Beide Whiskeys aus der Glengarriff-Serie werden mit 43 Umdrehungen abgefüllt.


Art und Herkunft: Single Malt, Irland (Cork).

Besonderheiten: nicht kaltfiltriert, nicht gefärbt.

Aussehen und Aroma: Blassgolden. Die Nase beginnt mit würzigen Noten von Heidekraut und leichter Frucht, unter anderem Orangenschale und einem Hauch von frischer Birne. Später wird er "erdiger", mit fernem, etwas feuchtem Holzfeuer.

Geschmack: Im Antritt erneut etwas Birne, deutlich malzige Süße und eine gewisse Schärfe. Trockenheit gesellt sich später hinzu; so etwas wie weißer Pfeffer und Süßholzwurzel. Zimt?

Abgang: Mittel bis lang und deutlich trockener werdend. Erst hier zeigt sich wieder das feuchte Lagerfeuer von vorhin.

Fazit/Tipp: Ein recht milder, mehrdimensionaler und angenehmer Whiskey, der nicht torfig, sondern dezent rauchig ist. Angesichts des mehr als fairen Preises (unter 30,- EUR) schon eine definitive Kaufempfehlung. Wer es ein bisschen süßer mag, darf ein wenig Wasser dazugeben. Bitte jedoch sparsam dosieren; so viele Geschmacksreserven hat er nun auch wieder nicht.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 13. Januar 2019.

Verkostung und Text: Tomas A.



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