Das Tal von Glen Coe mit dem gleichnamigen Ort Glencoe ist eines der beliebtesten Fotomotive in Schottland. Gleichzeitig war es im Jahre 1692 Schauplatz eines ungeheuerlichen - wenn auch nicht nie dagewesenen - Verbrechens. Soldaten eines Regiments vom Clan Campbell lagen damals (es waren die Zeiten der jakobitischen Kriege) im Dorf und waren in den Häusern der Einwohner, die allesamt dem Clan Donald angehörten, untergebracht. Die Dorfbewohner hatten keinen Grund zur Furcht, denn sie hatten gerade erst einen Treueid gegenüber dem König in London abgelegt. In der Nacht vom 13. Februar erhoben sich, auf einen per Geheimkurier überbrachten Befehl hin, die Campbellschen Rotröcke aus ihren Betten und begannen ihre Gastgeber abzuschlachten. Nach heutiger Kenntnis kamen damals zwar "nur" etwa vierzig Männer, Frauen und Kinder ums Leben, aber was die Tat besonders abscheulich machte und dafür sorgte, dass sie zu einem unauslöschlichen Teil der schottischen Geschichte wurde, war die Tatsache, dass ihr ein eklatanter Bruch des heiligen Gastrechts zugrunde lag.
Da die Destillerie Ben Nevis nicht so weit von Glencoe entfernt liegt - genau genommen etwas weniger als 20 Meilen - und außerdem von der Familie McDonald gegründet wurde, liegt es nahe, dass man den Namen auch einem der eigenen Whiskys verliehen hat. Der achtjährige Glencoe wurde bereits in den 1960ern auf den Markt gebracht und enthält - außer Ben Nevis natürlich - noch weitere Single Malts, über deren Herkunft man nichts weiß. Dies ist die zweite Flasche neben dem McDonald's Traditional, die wir auf dem redaktionellen Herbstausflug nach Schottland aus dem Shop von Ben Nevis "befreit" haben.
Art und Herkunft: Blended/Vatted Malt, Highlands (Western) und andere.
Besonderheiten: Nicht gefärbt, nicht kaltfiltriert.
Aussehen und Aroma: Dunkler Bernstein. Kräftiges Bourbonfass, Klebstoff. Dunkle Früchte und Holz.
Geschmack: Ein sehr wuchtiger, holziger Antritt. Scharf. Fruchtige Noten mit Banane und eingelegten Rosinen. Würziger Gaumen, eventuell etwas Nelke?
Abgang: Lang und sehr warm. Mit Nachbrenner.
Fazit/Tipp: Man schmeckt, dass Ben Nevis an diesem Whisky nicht unmaßgeblich beteiligt ist. Für mich persönlich ist er allerdings schon fast zu "holzig". Einen Schluck Wasser verträgt er gut. In der Nase wird er dann etwas rauchiger, mit Andeutungen von feuchtem Lagerfeuer, dafür hat er aber weniger Pattex. Am Gaumen wird er so auch etwas runder und süßer, behält aber das dominante Eichenholz.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 28.10. 2018.
Verkostung: Jan B., Plattfuss, Tomas A.
Text: Tomas A.
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