Eigentlich ist es unsinnig, einen Whisky der Marke Longrow auch noch Peated zu nennen, aber dennoch heißt er tatsächlich so. Warum unsinnig? Weil Longrows immer "peated", also torfig sind. Sonst wären sie keine Longrows, sondern Hazelburns. Nix kapiert? Ganz einfach: es gibt keine Destillerie dieses Namens, sondern nur eine, die Springbank heißt. In dieser Brennerei werden drei verschiedene Marken hergestellt: Hazelburn (kein bis wenig Torf), Springbank (dezenter Torf) und eben Longrow (starker Torf).
Von letzterem hatten wir im Blog noch überhaupt nie einen Vertreter, von Springbank allerdings schon zwei. Diese Flasche hier habe ich zum Geburtstag von Plattfuss bekommen - eigentlich hat er mir einen Gutschein vom Haus am See geschenkt - da habe ich ihn mir dann selber ausgesucht, weil er mich interessierte, obwohl Onkel Hotte ihn gar nicht so wohlwollend besprochen hatte. Vielen Dank noch einmal, Plattfuss ... und natürlich auch Dank an Tomas Aquinas für die Socken ;-)
Unter dem Namen Longrow gibt es insgesamt drei verschiedene Whiskys: den Peated ohne Jahresangabe, der heute hier vor uns steht; den Red, der 11 Jahre alt ist; und schließlich den Achtzehnjährigen, der ansonsten keinen weiteren Beinamen trägt. Der NAS ist der Nachfolger des CV, der früher der Einstiegswhisky dieser Reihe war. Wie alle Single Malts aus der Springbank-Destillerie ist er quasi naturbelassen und ausschließlich aus Malz eigener Produktion hergestellt. Die Flasche sollte in der Regel online für um die 36,- EUR erhältlich sein.
Art und Herkunft: Single Malt, Campbeltown.
Besonderheiten: nicht gefärbt, nicht kaltfiltriert.
Aussehen und Aroma: Eine nicht unangenehme, wenn auch etwas simpel gestrickte Nase: etwas Kuchenteig, nach einigen Sekunden deutlich mehr Alkohol. Torfig mit eher medizinischen als maritimen Noten. Metallisch, rostiger Eisenträger.
Geschmack: Zu Beginn erst ganz kurz recht süß; dann betäubend scharf auf der Zungenspitze. Holzfurnier, deutlicher Torfsoden. Waldboden mit Kiefernnadeln.
Abgang: Länglich, wärmend und zum Schluss hin stark adstringierend. Erdig.
Fazit/Tipp: Let's face it: viel mehr als die vorgeschriebenen drei Jahre hat der Longrow hier nicht auf dem Buckel. So leidet er an einer klassischen Schwäche sehr junger Whiskys: er ist eher frech und bissig im Antritt, entwickelt jedoch - bedingt durch die kurze Lagerzeit - wenige wirklich hervorstechende Merkmale. Allerdings muss ich betonen, dass er keineswegs unangenehm ist: in der Preisklasse der Mittdreißiger finde ich ihn durchaus akzeptabel, weder zu harsch noch zu langweilig. Der Torf ist gut dosiert. Die Zugabe von Wasser bringt keine neuen Erkenntnisse, mildert aber das Brennen ein bisschen.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 4. November 2018.
Verkostung & Text: Jan B.
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