Allen Leser*innen, die - wie unsere Redaktionsmitglieder - in der Nähe der niederländischen Grenze wohnen, möchte ich ganz zu Beginn einen Tagesausflug in die Stadt Deventer ganz herzlich empfehlen. Gemütlich an einer Biegung der Ijssel gelegen, mit einer gediegenen kleine Innenstadt voller hipper und traditioneller Läden bietet sie sich geradezu an, wenn man mal einen Tag außer Haus verbringen möchte und keine Lust auf einen Besuch in Rheine, Ibbenbüren oder Bad Bentheim hat. Im vergangenen Sommer hatte ich jedenfalls - zusammen mit der besten Ehefrau von allen - auch einmal die Gelegenheit, nachdem ich die Stadt gut zwanzig Jahre meines Lebens auf dem Weg nach Amsterdam links rechts hatte liegen lassen.
Deventer kann man ohne Probleme einmal pro Fuß umrunden und so stießen wir auf unserer Wanderung auch auf die Brauerei DAVO, die in einem alten Fabrikgebäude in der Nähe des Flusses liegt. Innendrin ist alles freundlich und hell, neben der piekfein sauberen Brauanlage gibt es auch einen großen Thekenbereich, Tische und einen kleinen Shop. Draußen noch einen schönen Biergarten mit Grillhütte. Gegründet wurde die DAVO erst 2012 von vier Freunden (Arnaud, Maurijn, Frits, Jos) als reines Hobbyprojekt. Wie so viele Hobbybrauereien kam dann irgendwann die Expansion und 2016 konnte man - finanziert durch Crowdfunding - in die heutigen Lokalitäten ziehen. Mittlerweile ist sogar schon eine zweite Bar in Arnheim in Vorbereitung.
Das Portfolio der jungen Brauerei ist recht groß: im Standardsortiment finden sich zurzeit sieben ganz unterschiedliche Biere (Blond, Tripel, Stout, IPA, ...), darüber hinaus gibt es noch etliche saisonal und anderweitig limitierte Auflagen. Wir trinken heute das Russian Imperial Stout mit Namen The Don, benannt nach dem russischen Nationalhelden und Heiligen der orthodoxen Kirche Dmitri Iwanowitsch Donskoi. Mit seinen alles andere als schlanken zehn Umdrehungen nennt Brauer Arnaud es auch "das ultimative Bier für die letzte Runde".
Art und Herkunft: Russian Imperial Stout, Niederlande (Overijssel).
Besonderheiten: Im Eichenfass gelagert, mit Infusion von Whisky (unbekannter Provenienz).
Aussehen: Pechschwarz und etwas dickflüssig. Keine bis kleine (braune) Schaumkrone. Relativ dezent in der Nase. Etwas Kaffee. Mehr dunkle Schokolade und eventuell Vanille. Pflaumenkompott.
Geschmack: Sehr schwerer Antritt, trotz spürbar samtiger Süße. Tritt an den Kopf durch das Brauereipferd. Kaffee, aber ansonsten sehr mächtige würzig-süßlich-pflanzliche Noten. Lakritze. Eventuell Lorbeer?
Abgang: Mittel bis lang, süßlich. Lakritzsaft.
Fazit/Tipp: Sicherlich kein schlechtes Bier, aber dennoch absolut gar nichts für mich. Süße, übertrieben malzige Biere sind schon eh nicht mein Fall, aber bei dem hier kommt noch der überwältigend starke Geschmack und der heftige alkoholische Schlag auf den Kopf dazu. Wer aber ohnehin schon ein Faible für Stouts, Porter, Quadrupels und andere Schwergewichte hat, dem sei der Ankauf einer Probierpackung The Don an dieser Stelle durchaus ans Herz gelegt.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 11. November 2018.
Verkostung: Plattfuss & Tomas A.
Text: Tomas A.
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