Dieser Rum stand ein paar Jahre bei mir im Schrank; ich muss ihn um 2010 herum von meinen Eltern zu Weihnachten bekommen haben. In der vorliegenden Ausstattung gibt es ihn mittlerweile nicht mehr. Der heute von Pusser's angebotene Overproof hat zwar die selben Prozente, aber ein grünes Etikett. Die Firma selbst und den Begriff Navy Rum hat Tomas vor ein paar Jahren anlässlich der Vorstellung des - immer noch erhältlichen - Nelson's Blood ausführlich vorgestellt, daher beschränke ich mich auf ein paar ergänzende Anmerkungen.
Anscheinend wurde der Overproof (der heutige Green Label) ursprünglich nur für den deutschen Markt hergestellt. Daran hat sich laut Firmenwebseite auch bis heute nichts geändert: Availability is limited to Germany steht da immerhin deutlich zu lesen. Warum dem so ist? Da kann ich auch nur raten. Eventuell haben die Deutschen einen Ruf als Schluckspechte? Andererseits sind ja auch traditionell "starke" Rums auf dem hiesigen Markt etabliert (man denke nur an Stroh 80 und ähnliche); vielleicht wollte man nur auf einen bereits fahrenden Zug aufspringen? Und warum "overproof"? Traditionell wurde Navy Rum (wie auch andere Spirituosen) nach festgelegten Spezifikationen für die britische Marine hergestellt und daher war auch der Alkoholgehalt festgelegt: bei Rum waren es um die 55, bei Gin um die 57 Prozent. Der Sinn war offensichtlich, dass - wenn ein Fass mit Schnaps kaputtging und auslief - die Zündfähigkeit des ebenfalls unter Deck lagernden Schießpulvers nicht beeinträchtigt werden durfte. Der "Pusser" (Purser), also der Zahlmeister des Schiffs, war unter anderem für die Bevorratung verantwortlich und musste daher jederzeit in der Lage sein zu beweisen, dass er den Schnaps nicht etwa gestreckt oder sich übers Ohr hatte hauen lassen. Dies machte er, indem er ein wenig Schießpulver mit Rum oder Gin übergoss und dann versuchte, es anzuzünden. Wenn das gelang, hatte man den Beweis (proof), dass das Produkt den Spezifikationen entsprach. Overproof ist also demnach ein Produkt, welches dieses Kriterium sogar noch übererfüllt.
Art und Herkunft: Navy Rum, Britische Jungferninseln, Trinidad, Guyana und (laut zusätzlichem Klebeetikett des Importeurs) Barbados.
Besonderheiten: Außer der vielen Umdrehungen keine.
Aussehen und Aroma: Ziemlich dunkel, leichter orangefarbener Schimmer. Sehr aromatische mit deutlicher Melasse, Vanille und Eichenholz. Nussige Themen und Gewürze (Pfeffer, Kampfer, Zimt).
Geschmack: Im ersten Moment denkt man "huch, der ist ja erstaunlich mild" bevor einem der Alkohol den Atem raubt. Rasanter, aber etwas tückischer Antritt. Durch den hohen Alkoholgehalt wirkt er sehr zusammenziehend und betäubend auf der Zunge. Süß, aber auch sehr würzig, mit massenhaft Zimt und Nelken. Dunkle Schokolade bzw. Kakao spielen auch eine große Rolle.
Abgang: Lang und sehr trocken. Im Rachenraum bleibt ein schokoladig-trockener Hauch zurück.
Fazit/Tipp: Für den Purverzehr vielleicht doch etwas übertrieben. Laut Firma soll man ihn vorzugsweise in Cocktails genießen. Ich habe lieber ein bisschen Wasser dazugegeben. Das schließt auch ein wenig mehr die interessanteren Aromen auf, z.B. etwas Orangenschale und Rosinen. Kräftiges Holz hat er allerdings so oder so. In Gedanken hebe ich mein Glas auf Mama und Papa, wo immer sie jetzt sein mögen.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 18. November 2018.
Verkostung: Jan B. & Plattfuss & Tomas A.
Text: Jan B.
Anscheinend wurde der Overproof (der heutige Green Label) ursprünglich nur für den deutschen Markt hergestellt. Daran hat sich laut Firmenwebseite auch bis heute nichts geändert: Availability is limited to Germany steht da immerhin deutlich zu lesen. Warum dem so ist? Da kann ich auch nur raten. Eventuell haben die Deutschen einen Ruf als Schluckspechte? Andererseits sind ja auch traditionell "starke" Rums auf dem hiesigen Markt etabliert (man denke nur an Stroh 80 und ähnliche); vielleicht wollte man nur auf einen bereits fahrenden Zug aufspringen? Und warum "overproof"? Traditionell wurde Navy Rum (wie auch andere Spirituosen) nach festgelegten Spezifikationen für die britische Marine hergestellt und daher war auch der Alkoholgehalt festgelegt: bei Rum waren es um die 55, bei Gin um die 57 Prozent. Der Sinn war offensichtlich, dass - wenn ein Fass mit Schnaps kaputtging und auslief - die Zündfähigkeit des ebenfalls unter Deck lagernden Schießpulvers nicht beeinträchtigt werden durfte. Der "Pusser" (Purser), also der Zahlmeister des Schiffs, war unter anderem für die Bevorratung verantwortlich und musste daher jederzeit in der Lage sein zu beweisen, dass er den Schnaps nicht etwa gestreckt oder sich übers Ohr hatte hauen lassen. Dies machte er, indem er ein wenig Schießpulver mit Rum oder Gin übergoss und dann versuchte, es anzuzünden. Wenn das gelang, hatte man den Beweis (proof), dass das Produkt den Spezifikationen entsprach. Overproof ist also demnach ein Produkt, welches dieses Kriterium sogar noch übererfüllt.
Art und Herkunft: Navy Rum, Britische Jungferninseln, Trinidad, Guyana und (laut zusätzlichem Klebeetikett des Importeurs) Barbados.
Besonderheiten: Außer der vielen Umdrehungen keine.
Aussehen und Aroma: Ziemlich dunkel, leichter orangefarbener Schimmer. Sehr aromatische mit deutlicher Melasse, Vanille und Eichenholz. Nussige Themen und Gewürze (Pfeffer, Kampfer, Zimt).
Geschmack: Im ersten Moment denkt man "huch, der ist ja erstaunlich mild" bevor einem der Alkohol den Atem raubt. Rasanter, aber etwas tückischer Antritt. Durch den hohen Alkoholgehalt wirkt er sehr zusammenziehend und betäubend auf der Zunge. Süß, aber auch sehr würzig, mit massenhaft Zimt und Nelken. Dunkle Schokolade bzw. Kakao spielen auch eine große Rolle.
Abgang: Lang und sehr trocken. Im Rachenraum bleibt ein schokoladig-trockener Hauch zurück.
Fazit/Tipp: Für den Purverzehr vielleicht doch etwas übertrieben. Laut Firma soll man ihn vorzugsweise in Cocktails genießen. Ich habe lieber ein bisschen Wasser dazugegeben. Das schließt auch ein wenig mehr die interessanteren Aromen auf, z.B. etwas Orangenschale und Rosinen. Kräftiges Holz hat er allerdings so oder so. In Gedanken hebe ich mein Glas auf Mama und Papa, wo immer sie jetzt sein mögen.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 18. November 2018.
Verkostung: Jan B. & Plattfuss & Tomas A.
Text: Jan B.
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