Sonntag, 3. Februar 2019

Paul John Edited NAS (46,0% Vol.)

Die heute vorgestellte Flasche war mein Beitrag zum schon in der letzten Woche erwähnten Redaktionsabend bei Plattfuss. Lustigerweise war es das Weihnachtsgeschenk meiner Kollegen, bzw. dessen Ergebnis. Ich hatte nämlich einen Gutschein von whisky.de bekommen und diesen dementsprechend in "Schluck" umgewandelt. Mit einem Preis von knapp 37,- EUR lag er auch fast genau im Rahmen, denn ich hatte mir als kleine innere "Challenge" vorgenommen, den Wert des Gutscheins bei der Bestellung um nicht mehr als 10 Prozent zu überschreiten.

Tja, indischer Whisky. Wir hatten schon mal welchen im Blog, allerdings schon ziemlich lange her. Einmal den Sikkim Noble Malt (wobei man, die Verkostung noch einmal lesend, das "Noble" wohl in Anführungszeichen setzen muss) sowie den Amrut Cask Strength vor schon wieder bald fünf Jahren. Letzterer hat mir damals sehr gut geschmeckt. Ansonsten gibt es wohl vom Subkontinent wenig, was man unbedingt einmal probiert haben muss, jedenfalls bis jetzt. Indische Whiskys in ihrer Gesamtheit (Marken wie Amrut sind da löbliche Ausnahmen) entsprechen in aller Regel nicht dem, was wir unter "Whisky" verstehen, denn dort ist es z.B. üblich, auch Spirituosen, welche aus Melasse hergestellt werden, so zu nennen. Jeder andere würde so etwas wohl eher als "Rum" bezeichnen.



Der Single Malt Paul John gilt in der Fachliteratur - zusammen mit Amrut - als einer der wenigen, die man auch nach strengen Maßstäben tatsächlich als solchen ansprechen darf. Gebrannt wird er in Goa, der früheren portugiesischen Kolonie. Die Destillerie ist nicht besonders alt, es gibt sie erst seit 1992 auf Initiative des Herrn Paul P. John, der anscheinend über sowohl indische als auch schottische Wurzeln verfügt. Die ebenfalls von ihm gegründete Mutterfirma John Distilleries Limited (JDL) stellt weit mehr als nur Single Malt her: da gibt es Weine verschiedenster Art und Güte, Brandy, noch mehr Brandy ... und sogar noch einen weiteren Whisky (Black Pelican), der wohl eher eines der "indischen" Produkte ist, denn es gibt ihn auch (nur?) im Tetrapack. Doch, ohne Scheiß jetzt. Hier ist der Beweis.

Sowas gibt es bei der Marke Paul John natürlich nicht. Die Flasche kommt anständig in der Tube, sogar mit Korken. Auch wird er ausschließlich - wie schottischer Whisky auch - aus gemälzter Gerste hergestellt. Der heute verkostete leicht getorfte Edited gehört zur so genannten Flagship-Reihe, die außerdem noch den Brilliance (ungetorft) und den Bold (stark getorft) umfasst. Darüber hinaus gibt es noch einige Sondereditionen mit verschiedenen Finishes usw. Da Whisky im heißen Klima Indiens viel schneller reift (und auch weil der Angels' Share viel größer ist), kommen die Destillate schon vergleichsweise jung in die Flasche, besitzen aber potenziell genauso viel Ausdruck wie wesentlich ältere Produkte aus kälteren Ländern. Zu kaufen gab es alle Whiskys der Marke zuerst in Europa, später erst in Indien.

Art und Herkunft: Single Malt, Indien (Goa)

Besonderheiten: Nicht kaltfiltriert, ohne Zusatzstoffe (FA).

Aussehen und Aroma: Altgold mit einem kupfernen Schimmer. Viel Eichenholz in der Nase. Klebstoff. Eingelegte Rosinen. Dunkle Schokolade.

Geschmack: Im Antritt erst etwas scharf. Dann Aprikose in einem öligen Mundgefühl. Trocken und wieder viel Holz. Kakao. Würzig und später leicht süß. Kuchenteig. Torf in Form von feuchter Asche stellt sich erst viel später ein.

Abgang: Mittellang. Würzig und sehr trocken.

Fazit/Tipp: Vor dem ersten Verzehr am besten ein paar Minuten atmen lassen, um die alkoholische Schärfe zu bannen. Weniger torfig als gedacht; man denke an ein dezent glimmendes Kaminfeuer. Ansonsten solide gemacht, kann man durchaus als Ersatz für einen mittelmäßigen Highland-Malt empfehlen. Vom Zusatz von Wasser raten wir ab; dafür reichen die Geschmacksreserven einfach nicht hin.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 10. Februar 2019.

Verkostung: Redaktionskollektiv

Text: Tomas A.


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