Samstag, 2. Juni 2012

Sikkim Himalayan Noble Malt NAS (40% Vol.)

Die Bezeichnungen Whisky oder Whiskey sind international nicht geschützt. Minimalkonsens dürfte, rein wissenschaftlich gesehen, sein, dass Whisk(e)y eine hochprozentige Spirituose ist, welche aus Getreide gewonnen wird. Welches Getreide verwendet werden muss, ist schon eine ganz andere Frage. Der bereits einmal erwähnte Mekhong aus Thailand (immer noch nicht probiert, verdammt) wird zum Beispiel aus Reis gebrannt. Was immer also an festen Regeln für die Bezeichnung von Destillaten besteht, wurde national festgelegt (z.B. in Schottland) oder auf zwischenstaatlicher Ebene (EU, NAFTA) geregelt. In einigen Ländern ist man folglich, was die Verwendung bestimmter Begrifflichkeiten betrifft, recht streng (siehe wieder Schottland). In anderen Ländern der Erde sieht man das nicht so eng.

Indien, einst Kolonie des British Empire, hat seit vielen Jahren, zweifellos trotz oder wegen dieser kolonialen Vergangenheit, eine gigantische Whiskyindustrie aufgebaut, die sich - zumindest was die Markennamen angeht - sehr stark am schottischen Whisky orientiert. Leider sind andererseits die Gesetze in Indien, insbesondere was die Produktions- und Herstellungsbezeichnungen angeht, notorisch lax. Zunächst einmal werden zum Beispiel zwar viele einheimische Blends mit schottischen Malts aufgewertet, allerdings müssen Blends in Indien ohnehin nur einen minimalen Anteil Malt Whisky enthalten, nämlich vier Prozent. Viele enthalten um die zehn Prozent. Zweitens darf laut indischer Gesetzgebung auch ein Destillat aus Melasse als Whisky verkauft werden ... was bei uns eindeutig eher als Rum definiert wäre.


Es gibt natürlich dennoch sehr gute indische Whiskys, die einem Vergleich mit dem internationalen Standard durchaus standhalten, man denke zum Beispiel an den Amrut Single Malt, der auch hierzulande schon das eine oder andere Mal lobend erwähnt wurde. Heute allerdings geht es um einen etwas unbekannteren Inder, den Himalayan Noble Malt der Destillerie Sikkim. Ich hatte das "Glück", ihn vor einiger Zeit im Restaurant Sangam in Wallenhorst probieren zu können. Die Brennerei steht im fernen Rangpo, am Rande des Himalaya, im ehemaligen Königreich Sikkim, das vor fast vierzig Jahren von Indien annektiert wurde. Die Webseite der Firma ist nach längerer Zeit endlich wieder online; keine Ahnung, was da los ist. Die englischen Produktbeschreibungen sind übrigens ein Genuss ... Auf jeden Fall begann man schon 1954, also lange vor dem Anschluss an Indien, mit der Produktion von "Whisky", wobei man es - aus oben genannten Gründen - auch heute noch mit der Qualitätsbezeichnung nicht so genau nimmt: Der Sikkim Old Gold Premium Single Malt Whisky enthält so zum Beispiel keineswegs nur Whisky aus gemälzter Gerste, wie wir das aus Schottland kennen, sondern einen guten Teil  Neutralalkohol aus industrieller Fertigung. Weiterhin produziert man so ziemlich alles, was die Brennblasen hergeben: Gin, Brandy, Rum. Und noch mehr Whisky, so auch den Noble Malt. In Deutschland ist er nur sehr selten zu bekommen, darum freute ich mich über die gute Gelegenheit. Online gibt es ihn ab und zu für zwischen 22,- und 30,- EUR.




Aussehen und Aroma: Die Flasche sieht ... abenteuerlich aus. Protziges Label mit allerlei Goldmedaillen, die man gewonnen habe. Na, da denken wir uns mal unseren Teil. Der "Whisky" ist eher teefarben und recht dünnflüssig. In der Nase finden sich schwere Holznoten, dazu Kaffee und Klebstoff.

Geschmack: Der Noble Malt hat relativ wenig Charakter (hoher Anteil von Industriesprit?), auf der Zungenspitze etwas Süße, ein Hauch von Zimt. Etwas stärkerer Kaffeegeschmack im Mittelteil, Eiche. Ziemlich trocken.

Abgang: Kurz, mit einem sehr scharfen Nachbrenner.

Fazit: Ein eher nichtssagender, im Abgang unnötig harscher Schnaps. Mal ganz nett, dass man ihn probieren konnte, allerdings eher gewöhnungsbedürftig und nicht das, was man sich unter dem Stichwort Whisky so gemeinhin vorstellt.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 9. Juni 2012.


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