An die Brust schlagend bekenne ich, dass ich eine der edelsten Spirituosen der Welt - den Gin - nun eine Weile schon sehr stiefmütterlich behandelt habe. Der letzte größere Artikel ist nun beinahe ein Jahr her ... also woran lag es? Einerseits, glaube ich, am Gin selbst. Nachdem ich so ziemlich nur auf dem Hendrick's hängen geblieben bin, hat mein Elan, andere Sorten und Marken zu probieren, doch merklich nachgelassen. Und zweitens ist wohl offensichtlich, dass dieses Blog seit längerer Zeit mehr zu Whisk(e)y bzw. in geringerem Maße zu Rum tendiert. Tut mir zwar nicht unbedingt Leid, war aber auch nicht geplant. Aber als kleinen Ausgleich präsentiere ich heute eine Sorte Gin, die in der Kollektion neben den Old Toms, den London Drys und den Botanicals noch fehlt: Plymouth Gin.
Das erste Kuriosum ist, dass es sich hier sowohl um einen Markennamen als auch um eine geschützte Herkunftsbezeichnung handelt. Plymouth Gin darf sich nach EU-Recht nur nennen, was aus der britischen Hafenstadt stammt. Und da es dort heutzutage nur noch eine einzige Ginbrennerei gibt, nämlich die Plymouth Gin Distillery bzw. die Black Friars Distillery (so benannt nach dem Hauptgebäude, welches früher zu einem Kloster der Dominikaner gehörte), stammt er, wo also auch immer auf der Welt Gin unter der Marke Plymouth Gin verkauft wird - sofern es sich nicht um eine Fälschung handelt - aus dieser einen Brennerei.
Seit 1793 wird hier destilliert und diese Jahreszahl ziert auch die meisten Flaschen, die die Abfüllstationen verlassen. Die Firma gehört heute, über den Umweg der V&S Group (Absolut Vodka) zu Pernod Ricard. Produziert werden im wesentlichen drei Gins: Der hier getestete Plymouth Gin mit traditionell 41,2 Volumenprozenten, ein Schlehengin mit nur 26% Vol. sowie der sogenannte Navy Strength mit 57% Vol.
Warum eigentlich Navy Strength? Hauptabnehmer des Gins war früher, wie auch zum Beispiel bei Rum, die British Navy. Zuständig für den Einkauf der Alkoholika waren in diesem Fall die Zahlmeister, bzw. die Proviantmeister der Schiffe (die Purser). Um sich zu vergewissern, dass der Gin die bei Abschluss des Kaufvertrags geforderte Stärke von 57% Vol. enthielt, brachten sie ein wenig Schießpulver mit und vermengten es mit ein paar guten Schluck Gin. Ließ sich das Schießpulver dann trotzdem noch entzünden, so wussten sie, dass der Gin den korrekten Alkoholgehalt aufwies. Nach anderen Quellen lag der Grund etwas anders, nämlich darin, dass man sichergehen konnte, dass das Schießpulver der Kanonen an Bord immer noch zünden würde, auch wenn ein Fass Gin in die Brüche ginge und das Pulver durchtränkte. Wie dem auch sei: zurück zum Test.
Aussehen und Aroma: Geliefert wird der Gin in der traditionellen Einliter-Importflasche und das Getränk ist, wie nicht anders zu erwarten, klar. Im Aroma weniger intensiv wacholdrig als ein London Dry und auch nicht so blumig wie ein reiner Botanical (obwohl auch hier Infusionen von Blumen und Kräutern verwendet werden). Ein leichter Wacholdergeruch, etwas Zigarettenrauch, frisches Gras.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 23. Juni 2012.
Picture Credits: "Black Friars": KRT
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