Sonntag, 11. Oktober 2020

Ledaig 10 J. (46,3% Vol.)

Als wir vor ein paar Jahren - so lange ist das übrigens gar nicht her, etwa 11 Jahre werden es wohl sein - mit dem Single Malt anfingen, kam einem echten (deutschen) "Malthead" möglichst niemals etwas ins Glas, das jünger als 12 Jahre alt war. Vieles hat sich seitdem geändert. Vor einiger Zeit beginn das "große Zeitalter" der Abfüllungen ohne Altersangabe, teilweise einfach der Tatsache geschuldet, dass den Whiskybrennereien die älteren Jahrgänge knapp wurden, die sie ja auch teilweise brotnötig haben, weil sie damit auch bestimmte Blends unterfüttern müssen. Mittlerweile ist es gang und gäbe, dass die Flaggschiff-Malts der großen Destillerien ohne Nennung des Alters auskommen.

So gesehen ist der heutige Ledaig mit seinen 10 Jahren schon fast ein Methusalem, der so um 2010 vielen Leuten noch "zu jung" gewesen wäre. Nicht, dass das viel ausgemacht hätte, denn wie Tom vor längerer Zeit in einem ausführlichen Bericht festgehalten hat, hat man bei Ledaig (bzw. Tobermory, wo dieser Whisky hergestellt wird) nicht wirklich eine riesengroße Auswahl an verschiedenen Abfüllungen: jeweils zwei "Standards" unter dem Namen Tobermory (nicht torfig) bzw. Ledaig (torfig) - 12 und 23, 10 und 18 - sowie für jede "Marke" noch einmal zwei Limited Editions.

Die gestern im Rahmen eines redaktionellen Haggis-Essens bei mir zuhause erstmals geöffnete Flasche stand etwa fünf Jahre bin meinem Keller; sie war ein Geburtstagsgeschenk. Heute müsste man um die 40,- EUR für sie ausgeben.


Art und Herkunft: Single Malt, Islands (Mull).

Besonderheiten: Nicht kaltfiltriert.

Aussehen und Aroma: Altgold. Maritime Nase mit neuem Leder und Sattelfett, Räucherspeck, Minze und Pfeffer.

Geschmack: Etwas raßer Antritt mit Torfmoor, gebackener Birne, Meeresbrandung und nassem Holz.

Abgang: Lang und adstringierend. Pfeifentabak.

Fazit/Tipp: Ein recht torfiger und vielschichtiger Single Malt, der seine Herkunft vom Meer nicht verleugnet. Wer ihn etwas zu trocken findet, kann gerne einen Schuss Wasser dazugeben. Nach einem sehr fetten Essen (siehe oben) ist er nicht der geeignete Digestif, da fehlt es ihm doch etwas an Körper. Vielleicht später, bei der nächtlichen Zigarre.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 18. Oktober 2020.

Verkostung: Plattfuss, Tomas A., Jan B.

Text: Jan B.

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