Sonntag, 5. Juli 2020

Einsendungen, Folge 14: Inchgower 21 J. (59,3% Vol.) (Whic Amazing Whiskies 2/30)

"Hast du schon was für den Blog geschrieben?" "Nein, hast du?" "Nee, auch nicht. Und Plattfuss?" "Ich glaube, der auch nicht!"

Gut, dass ein Sample von Whic auf mich wartete, als ich eben die Haustüre hinter mir aufschloss. Der zweite Whisky aus der neuen Reihe Amazing Whiskies; den Glenrothes hatten wir neulich schon mal hier. Wenn ihr den heute verkosteten Inchgower aus dem Sherryfass haben möchtet, müsst ihr um die 95,- EUR hinblättern. Wenn ihr die gerade nicht übrig habt, lest gerne trotzdem weiter, aber nicht, dass ihr nachher meckert.

Inchgower (keine Webseite!) ist eine weitere recht unbekannte - oder soll ich sagen: unauffällige - Brennerei. Der allergrößte Teil ihrer Produktion (auf Wikipedia steht was von 99%) fließen in die Produktion von Blends, unter anderem von Bell's. Sie gehört schon seit vielen Jahren zu Diageo und Diageo bewirbt ja seine "Nischenmalts" ohnehin nicht. Stefan Gabányi schreibt, es habe vor einiger Zeit mal eine Originalabfüllung in deren Flora & Fauna-Reihe gegeben, aber an und für sich bekommt man die Malts von Inchgower wohl meistens nur von unabhängigen Abfüllern. Der Werbetext von Whic verspricht mir Apfelringe, Orange, altes Papier, Erdbeeren und Vanille. Na, da sind wir aber gespannt.


Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (Lower).

Besonderheiten: Sherryfass, nicht gefärbt, nicht kaltfiltriert, Fassstärke.

Aussehen und Aroma: Klassisch bernsteinfarben; ich hatte ihn mir eigentlich dunkler vorgestellt. Deutlicher Fasscharakter in der Nase. Holzig und nussig. Fruchtig finde ich ihn - sorry, Whic! - aber überhaupt nicht. Ledrig schon eher. Mit etwas Fantasie eventuell ein wenig bittere Orangenmarmelade?

Geschmack: Sehr süßer, aber auch pfeffriger Antritt. Kräftig. Hier doch schon eher etwas fruchtiges: Orangenschale würde ich sagen. Nach ein paar Minuten im Glas durchaus auch Apfel, aber eher so Fass, in dem Äpfel gelagert wurden oder ein Keller, der dafür verwendet wurde. 

Abgang: Eher lang und trocken. Die "apfeligen" Noten bleiben uns lange erhalten.

Fazit/Tipp: Ich musste ihn natürlich unbedingt noch mit ein paar Tropfen Dihydrogenmonoxid probieren, was ich hiermit auch durchaus empfehlen möchte. Er kann eine kleine "Verdünnung" gut gebrauchen, denn einerseits ist er dann nicht mehr gar so holzig und zweitens schließt es dann auch ein paar weitere interessante Fruchtnoten auf: "Erdbeere" schmecke ich zwar immer noch nicht, aber so etwas wie Maraschino-Kirsche durchaus.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 12. Juli 2020.

Text und Verkostung: Jan B.

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