Sonntag, 6. Dezember 2020

Teeling Blackpitts NAS (46,0% Vol.)

Die Destillerie Teeling in Dublin steht sinnbildlich für die Renaissance des irischen Whiskeys in den ersten beiden Dekaden des 20. Jahrhunderts. Als mein lieber Kollege Tomas A. vor vielen Jahren - es war noch in der ersten Zeit von Blog Blong Dring - den ersten Teil seines lesenswerten Irischen Stundenbuchs schrieb, gab es auf der Grünen Insel weniger als eine Handvoll Brennereien. Damals berichtete Tom:

... Erwähnenswert ist die geradezu lächerlich geringe Anzahl von Destillerien in Irland; es sind derer nämlich nur noch (oder genauer gesagt: wieder) vier: (Old) Bushmills (in Ulster bzw. Nordirland, Diageo), (New) Midleton (Republik Irland, Pernod Ricard), Cooley (Republik Irland, Aktiengesellschaft) sowie Kilbeggan (Republik Irland, gehört zu Cooley)...

Viel hat sich seitdem getan. Wie auch in anderen Teilen der Welt gibt es doch einige neue und aufregende Whiskeyprojekte in Irland, sowohl nördlich als auch südlich der Grenze. Einige davon - zumindest West Cork und The Dubliner - haben wir hier auch schon einmal besprochen. Eine sehr aktuelle Übersicht über die aktuellen Entwicklungen auf dem irischen gibt es unter anderem auf der Webseite des Verbandes der Irischen Alkoholindustrie (Drinks Ireland). Und mit der Etablierung neuer Brennereien scheint auch eine neue Wertschätzung für irischen Whiskey einherzugehen: weg vom Massenprodukt hin zum Produkt für Kenner und Genießer.

Teeling ist an und für sich aus einer der großen Brennereien, nämlich Cooley, entstanden wenn man so will. Diese wurde nämlich 1987 vom Vater (John Teeling) der beiden Gründer von Teeling (Jack und Stephen Teeling) gegründet und 2011 für knapp 72 Mio. EUR an Beam/Suntory verkauft. Mit dem Großteil des Geldes baute sich Teeling eine neue Brennerei, die Great Northern Distillery (die jedoch ausschließlich Whiskey für andere Firmen/Abfüller herstellt). Einen Teil des Geldes steckte er aber auch in das Projekt seiner Söhne, welches gleichzeitig die erste Neugründung einer Whiskeybrennerei in der irischen Hauptstadt seit mehr als einem Jahrhundert darstellte.

Der erste Whiskey von Teeling kam 2015 heraus und war ein Single Pot Still Whiskey, also sehr typisch für Irland. Seitdem sind einige Sorten mehr hinzugekommen; der heute verkostete Blackpitts (ein dreifach destillierter Single Malt) kam erst im Herbst diesen Jahres auf den Markt und ist der erste getorfte Whiskey der Firma. Er reift in Bourbon- und Sauternes-Fässern.


Art und Herkunft: Single Malt, Irland (Dublin).

Besonderheiten: Nicht kaltfiltriert.

Aussehen und Aroma: Goldgelb wie (frisches) Heu. Würzig-süßliche Nase mit Toffee, ganz leichter Vanille und ein paar Nelken. Nur sehr dezenter Rauch, nicht "torfig" im herkömmlichen Sinn; es fehlen die maritimen und medizinischen Noten.

Geschmack: Relativ sanfter Antritt mit einer knapp hinterhereilenden Schärfe. Holzkohlenfeuer und Bratapfel. Angenehm süßlicher Mittelteil mit cremig geschlagenem Bienenhonig 

Abgang: Mittellang und leicht rauchig, mit einem Anklang an frische Asche. Trocken(er).

Fazit/Tipp: Ein positiv überraschender "rauchiger Ire". Kein Torfmonster, aber durchaus kernig und - wie man es von Teeling kennt - gefällig komponiert. Die Flasche hat im Einzelhandel knapp unter 50,- EUR gekostet; online ist er teilweise noch teurer.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 13. Dezember 2020.

Verkostung: Tomas A., Jan B.

Text: Jan B.

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