Sonntag, 29. Oktober 2017

The Lost Distillery Company: Auchnagie NAS, Archivist Collection (46% Vol.)

Vor ungefähr drei Jahren sind mir die Whiskys der Lost Distillery Company (LDC) zum ersten Mal aufgefallen; das war auch ungefähr die Zeit, in der die Serie überhaupt erst an den Start ging.

Ich habe damals eine etwas ungnädige Glosse geschrieben, die sich hier noch einmal nachlesen lässt. Dort gehe ich auch näher auf das Konzept der LDC ein, welches ich deswegen hier nicht noch einmal so ausführlich darstellen werde. Grundsätzlich bleibe ich aber skeptisch: wir sprechen hier von Whiskys, die - ja, sie mögen vielleicht das Ergebnis einer guten Recherche sein; ja, sie mögen vielleicht das Ergebnis langer Versuchsphasen sein - reine Fantasieprodukte sind. So könnte der Whisky aus der und der Destillerie geschmeckt haben. Könnte. Vielleicht. Und es werden richtig schöne Preise aufgerufen. Für den heute vorgestellten Whisky muss man mindestens (!) um die 42,- EUR hinblättern. Für einen Blended Malt ohne Jahresangabe, wohlgemerkt.

Die LDC hat heute drei verschiedene Serien, nämlich die Classic Collection, die Archivist Collection (früher Deluxe Collection) und die Vintage Collection. Manche - aber nicht alle - ihrer Whiskys gibt es in allen drei Serien, wobei sich die Classic Collection und die Archivist Collection meines Wissens nur durch die Verpackung unterscheiden (in der erstgenannten sehen die Flaschen etwas langweiliger aus und kommen ohne Tube). Die Vintage Collection hingegen ist das Premiumsegment; die Flaschen kommen alle in einer Geschenkbox und werden aus älteren Whiskys (aber immer noch o.J.) zusammengestellt. Den Auchnagie z.B. gibt es in allen drei Variationen.

Die ursprüngliche Distillerie mit diesem Namen wurde 1812 in der Nähe von Pitlochry gegründet und war auch unter dem Namen Tullymet (nach dem Dorf, wo sie stand) bekannt. Nach genau 99 Jahren war jedoch Schluss. 


Art und Herkunft: Blended/Vatted Malt, Schottland (ohne Region).

Besonderheiten: nicht kaltfiltriert, nicht gefärbt.

Aussehen und Aroma: Ziemlich helles Strohgold. Sehr aromatisch. Reife Birnen und/oder Äpfel. Kuchenteig? Etwas technisch-mechanisches: Nähmaschinenöl oder ähnliches. Weißer Pfeffer. Leicht staubig.

Geschmack: Süßlicher, aber auch scharfer Antritt. Würzig, vielleicht etwas Chili und Nelken. Außerdem ziemlich fruchtig, eventuell Kompott.

Abgang: Mittel bis lang. Recht warm. Die fruchtigen Noten bleiben am längsten erhalten.

Fazit/Tipp: Ein Tropfen Wasser nimmt ihm etwas die Schärfe, lässt ihn aber auch ein bisschen mehr ins Würzige abdriften. Das Eichenfass kommt so etwas mehr mit Vanillearoma zur Geltung. Insgesamt ein ganz akzeptabler Schluck ohne Torfrauch. So richtig ekstatisch macht er mich allerdings nicht. Ist er gut 50,- EUR wert? Das muss jede(r) selbst entscheiden. Ist er mir gut 50,- EUR wert? Eher nicht.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 5. November 2017.

- Euer Tomas Aquinas



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