Sonntag, 10. September 2017

Sind so kleine Biere, Teil LVIII: Old Engine Oil vs. Engineer's Reserve (Harviestoun)

Harviestoun gibt es nun schon mehr als 30 Jahre lang ... eine typische Gründung durch einen Biernerd, der irgendwann beschloss, sein eigenes Bier zu brauen und dann durch Fleiß und Weitblick ein florierendes Unternehmen daraus machte. Im heutigen Fall hieß der bewusste Biernerd Ken Brooker und wie unsereins fing er im Schuppen hinter dem Haus mit ein paar Pötten und Pannen an zu brauen. In den ersten Jahren expandierte er langsam, aber stetig (neuer Schuppen, neue Pötte), bis er um 1988/89 herum begann, sein erstes Bier (genannt Harviestoun Real Ale) in größeren Mengen zu verkaufen, weshalb er dann auch eine professionelle Anlage anschaffen musste. Viele Jahre später, genauer gesagt in 2006, verkaufte Ken sein Unternehmen an die Caledonian Brewing Company (CBC), welche einige Zeit danach selbst von einer anderen Brauerei geschluckt wurde. Am Ende (2008) wäre Harviestoun beinahe beim Brauereigiganten Heineken gelandet, aber da kamen ein paar Manager von CBC, kauften die Firma aus dem Konglomerat heraus und erhielten sie so der Nachwelt als unabhängigen Produzenten.

Zwar bieten die Leute aus Alva eine ganze Reihe verschiedener Biere an, aber am bekanntesten sind sie international vielleicht für ihr Bitter & Twisted und das heute hier persönlich anwesende Old Engine Oil. Von letzterem gibt es einige Abarten, unter anderem das ebenfalls vor uns stehende Engineer's Reserve, im wesentlichen ein Old Engine Oil (OEO) mit erhöhtem Alkoholgehalt (diese Variante wurde vom amerikanischen Generalimporteur angeregt) sowie das Ola Dubh, ein OEO, welches in Single-Malt-Fässern (Highland Park) reifte.



Harviestoun Old Engine Oil (6,0% Vol.)

Art und Herkunft: Black Ale/Old Ale, in manchen Quellen (fälschlicherweise?) auch als "Porter" angesprochen, Schottland (Clackmannanshire).

Besonderheiten: u.a. mit Haferflocken gebraut.

Aussehen und Aroma: Tiefschwarz, sehr kleine Krone. Dunkle und schokoladige Röstaromen. Speckig.

Geschmack: Cremig und weich. Starker Milchkaffee. Dunkle Herrenschokolade. Lakritze.

Abgang: Mittel bis lang. Sehr trocken mit einem deutlich bitteren Touch.

Fazit/Tipp: Ein durchaus süffiges Bier mit eigenem Charakter. Sehr kräftig im Geschmack. Der Kaffee unter den Bieren.


Harviestoun Engineer's Reserve (9,0% Vol.)

Art und Herkunft: "Blackest Ale"/Old Ale, ansonsten siehe oben.

Besonderheiten: siehe oben.

Aussehen und Aroma: Wirklich schwarz wie die Nacht und merklich dickflüssiger als das normale OEO. So gut wie keine Krone. Weniger speckig als das OEO, dafür aber fruchtiger. Melasse. Grafschafter Goldsaft. Rotwein. Pflaume in Likör.

Geschmack: Extrem kräftig. Kaffee und gefüllte Schokolade. Lakritze, Rumtopf.

Abgang: Lang. Espresso aus der Kanne.

Fazit/Tipp: Sehr viel intensiver als das Old Engine Oil, auch dickflüssiger. Nichts für den ganzen Abend. Der Espresso unter den Bieren.

Gesamtfazit: Beide aufeinander aufbauende Biere sind moderne Klassiker und ich denke, jeder Bierliebhaber sollte sie zumindest ein einziges Mal probiert haben. Das Engineer's Reserve ist noch um einiges ausdrucksstärker als die "Standardversion", dafür ist letztere auch eher für den Dauerkonsum geeignet.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 16. September 2017.

- Euer Tomas Aquinas


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