Sonntag, 31. Dezember 2017

The Surgeons Ball NAS (46% Vol.)

Ich schreibe sowas normalerweise erst am Ende eines Berichts, aber das hier ist eine Ausnahme. Der hier vor mir stehende Whisky von Edinburgh Whisky Ltd. hat mich bereits maßlos enttäuscht. Dies ist sozusagen seine zweite (und letzte) Chance.  Aber von vorne.

Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, zusammen mit meinen Blogkollegen Plattfuss und Jan B. eine größere Bestellung aufzugeben, womit wir dann auch kräftig Versandkosten sparen konnten. Bei dieser Gelegenheit dachte ich mir, ich könnte eigentlich mal wieder einen schönen Vatted Malt bzw. Blended Malt probieren, am besten irgendwas ganz Neues. Bei den Destillaten von Edinburgh Whisky (EW) meinte ich nun fündig geworden zu sein. Relativ junge Firma, noch wenig davon gehört - muss passen, dachte ich mir. Außerdem hatte ich diese etwas ältere Rezension samt Hintergrundinformationen gefunden und meinte, dass mein Geschmack hier doch ganz gut getroffen sein musste, obwohl mich - im Nachhinein - die (vermutete) Anwesenheit von Loch Lomonds in diesem Blend doch etwas vorsichtig hätte stimmen müssen. Aber nun gut. 

EW bietet mittlerweile auf jeden Fall drei verschiedene Serien an. In der Library Collection finden sich Abfüllungen von Single Malts aus namhaften Destillerien (Ardmore, Ben Nevis, usw); die beiden New Town Blends (den hier besprochenen Surgeons Ball sowie der aus Speysidern zusammengestellte Advocates Batch) und einen einzelnen Old Town Blend, zu welchem es aber keine weiteren Infos gibt und der auch aus dem Shop verschwunden ist. Der torfige Surgeons Ball kostet online so um die 35,- EUR, also darf man auch schon ein bisschen erwarten, finde ich. 

Der erste Schluck am Weihnachtsabend geriet allerdings zum Desaster: Plattfuss und ich schauten uns ungläubig an. War dieser Tropfen etwa umgekippt? Hatte er Luft gezogen? Er konnte doch unmöglich wirklich so harsch und schlecht ausbalanciert sein? Wir hatten gerade ein ausgiebiges Essen genossen. Das ist die einzige mögliche Fehlerquelle, die uns sonst noch spontan so einfiel. Hatte uns der Festtagsbraten die Geschmacksnerven verkleistert? Was also tun? Ihn noch einmal probieren, aber auf nüchternen Magen. Das mache ich nun also heute und hoffe auf das Beste. Wenn er jetzt wieder nicht schmeckt, dann sind die 35 Euro leider in den Wind geschossen.


Art und Herkunft: Blended/Vatted Malt, Schottland (Highlands).

Besonderheiten: Nicht gefärbt, nicht kaltfiltriert.

Aussehen und Aroma: Sehr hellgelb. Rauchig. Abgebranntes Lagerfeuer. Nasse Asche. Jod. Pferdesattel. Weißwein. 

Geschmack: Süßlich und dünn. Sehr scharf auf der Zungenspitze. Pfeffer. Holzrauch. Bittere Noten. Eukalyptus? 

Abgang: Lang. Trocken und holzig. 

Fazit/Tipp: Es ist ganz gut, dass ich ihm noch eine zweite Chance gegeben habe, denn diesmal hat er mir etwas besser geschmeckt. Allerdings finde ich immer noch, dass er - insbesondere im Hauptteil - nicht überzeugend durchkomponiert ist. Er zeigt hier eine deutliche Ruppigkeit, die nichts mit Feuer oder Charakter zu tun hat, insbesondere in dieser seltsamen Bitterkeit, die sich auf der Zunge zeigt. Man hat hier mehrere torfige, aber mittelmäßige Highlander genommen und daraus eine Art unterdurchschnittlichen Quasi-Islay komponiert. Für das, was er zeigt, finde ich den Preis nicht ganz angemessen.

Man kann gut und gerne einen Schluck Wasser dazugeben. Ansonsten empfehle ich ihn definitiv nicht als Digestif, sondern eher für gegen Ende des Abends.

Dies war der letzte Artikel im alten Jahr. Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 7. Januar 2018.

Auch im Namen meiner Kollegen vielen Dank an alle Leserinnen und Leser dieses Blogs, die erfreulicherweise stetig an Zahl zunehmen. Alles Gute und viele schöne Stunden im neuen Jahr!

- Euer Tomas Aquinas



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