Sonntag, 8. August 2021

Sind so kleine Biere, Folge 129: Lindemans Blossomgueuze (6,0% Vol.)

Bringe mir vom Allerbesten,

Mir das Herz daran zu letzen,

Denn was Lieb' an mir verbrochen,

Soll der Wein mir nun ersetzen!

Eine Flasche, Donna Clara,

Von dem allerbesten Fasse,

Eine trank ich unsrer Liebe,

Zehne trink' ich unserm Hasse!

So spricht bei Wilhelm Busch der finstere Don Rodrigo in Die Mohrenträne, die in Gänze zu zitieren heute wahrscheinlich nicht mehr angängig ist, obwohl der Spanier in diesem Gedicht der Böse und sein "Mohrensklave" Molo das arme, geknechtete, bemitleidenswerte Wesen ist. Aber ich schweife ab.

Es geht nämlich heute gar nicht um Liebe, oder Hass, oder Don Rodrigo - und schon gar nicht um Wein. Ich wollte zu Beginn nur darauf hinweisen, dass ich die heutige Flasche ebenfalls alleine trinke, wenn auch nicht aus Hass. Es ist nur so, dass meine beiden Kollegen dankend abgelehnt haben, diese Blossomgueuze von Lindemans zusammen mit mir zu verkosten (Plattfuss ist kein großer Freund dieses Bierstils und Jan behauptete irgendwas von "meine Frau ist krank" oder so ähnlich). Na kein Problem, desto mehr bleibt für mich.💪

Die Geuze entstand nach einer Idee von Dirk Lindemans (6. Generation) aus einer Mischung von jungen (12 Monate) und 2-3 Jahre alten Lambieks und einer Mazeration mit Holunderblüten, gereift (wie üblich übrigens) in Eichenfässern. Die erste Edition wurde Ende 2015 auf den Markt gebracht, und diese perlt jetzt auch hier vor mir im traditionellen Geuzeglas mit dickem Boden. Sie lag also sechs Jahre fachgerecht bei mir im Keller.


Art und Herkunft: G(u)euze mit Pflanzenauszügen, Belgien (Flämisch-Brabant).

Besonderheiten: Mit Holunderblüten gereift.

Aussehen und Aroma: Orangegelb, trüb, mit sehr kleiner Krone. Der Holunder kommt sehr stark durch, aber es zeigen sich auch überraschend "tropische" Aromen von Mango und Pfirsich.

Geschmack: Sensorisch sehr weich, sanft moussierend. Sehr saurer Antritt, auch hier wieder Holunder und Mango, aber spürbar in der Unterzahl gegenüber den Legionen von frisch aufgeschnittenen, gerade erst reifen Zitronen, die gleichzeitig die Zunge erfrischen, aber auch zusammenziehen.

Abgang: Wie bei einem Geuze durchaus üblich relativ kurz, wobei die fruchtig-säuerlichen Noten noch einige Zeit länger durchhalten.

Fazit/Tipp: Erfrischend und meines Erachtens gerade lange genug gereift. Für den Durchschnittstrinker sicherlich noch immer sehr gewöhnungsbedürftig, aber wenn man Geuzes kennt, ist man eventuell erfreut darüber, die auch recht häufig vorkommenden "Apfelessigaromen" ausnahmsweise mal nicht vorzufinden.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 15. August 2021.

Verkostung und Text: Tomas A.


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