Samstag, 15. Oktober 2011

Auchentoshan 12 J. ("vom Fass")

Eigentlich finde ich das Konzept von "vom Fass" ja gar nicht uncharmant, so mit diesem Flair einer Alchemistenwerkstatt: Holzfässer, Glaskolben, unbekannte Flüssigkeiten. Auch die Produkte sind ja nicht sooo schlecht, zumindestens machen sie nicht so einen genormten Eindruck. Zugegeben, die Illusion des Handwerklichen leidet ein bisschen, wenn man dann mal die Plastikkanister gesehen hat, in denen die Bestände ausgeliefert werden ... aber das ist eine andere Geschichte

Was ich allerdings gar nicht verknusen kann, ist mangelndes Fachwissen (an sich noch nicht so schlimm, wo gibt es heutzutage schon noch Fachverkäufer/-innen), welches dann jedoch mit Halb- bzw. Nichtwahrheiten kaschiert wird. Beispiel: Meine bessere Hälfte geht zu "vom Fass" um mir zum Geburtstag einen Auchentoshan Three Wood zu besorgen. Bei VF gibt es aber nur den 12 Jahre alten. Anstatt zu sagen: "Hmmm. Wir haben leider nur den 12-jährigen Auchentoshan, vielleicht mag Ihr Mann den ja auch, ansonsten hätten wir noch den ..." heißt es dann: "Es gibt sowieso nur einen Auchentoshan". Gut, dass ich nicht selber da war, wäre nämlich eventuell doch recht unangenehm geworden, wenn ich die Bude in Schutt und Asche gelegt hätte. Wenn ich etwas hasse, dann sowas. U n p r o f e s s i o n e l l

Aber naja, so habe ich dann den Auchentoshan 12 yo verkosten können, und ich sage schon mal vorher, dass ich es nicht bereut habe. Auchentoshan ist an sich schon eine kleine "Rarität", denn es ist eine der wenigen übriggebliebenen Destillerien der Region Lowlands (zusammen mit Ailsa Bay, Bladnoch, Daftmill und Glenkinchie, davon Ailsa Bay und Daftmill erst seit Beginn  des 21. Jahrhunderts). Viele stolze Brennereien, wie z.B. Inverleven oder St Magdalene sind den Weg alles Irdischen gegangen. Manche sagen, dass der Lowland-Whisky Opfer seines eigenen Erfolgs geworden sei: traditionell wird bei der Herstellung ein dreifacher Brennprozess eingesetzt, der ein besonders mildes Produkt garantiert. Gleichzeitig sind die Lowland Malts in der Regel wenig rauchig. Es wäre immerhin möglich, dass mit dem Boom des Single Malt auch die Nachfrage nach ausdrucksstärkeren, individuelleren Whiskys zugenommen hat und somit die leichteren, weniger anspruchsvollen Lowlander ein wenig ins Hintertreffen geraten sind. Die Brennerei Auchentoshan liegt in der Nähe von Glasgow und gehört über Morrison Bowmore zur japanischen Suntory-Gruppe. Im Portfolio befinden sich nebst einiger Limited Editions hauptsächlich der Classic NAS, der 12, 18 und 21 yo sowie der Three Wood NAS (von wegen "es gibt nur einen Auchentoshan"). 


Der 12 Jahre alte Whisky, den ich über "Vom Fass" bezogen habe, zeigt eine angenehm hellgoldene Farbe. Das Aroma ist markant zitrusartig, grasig, leicht nussig, ganz leicht brauner Zucker. Auf der Zunge sehr weich, süß, fast kein Rauch. Im Abgang dann mittellang, etwas Nuss, zunehmend trockener. Kein schwieriger Whisky, keine Ecken und Kanten, aber darum sicherlich ein netter Tropfen für alltags. Bei "vom Fass" etwas mehr als EUR 5,- pro 100 ml. 40% Vol. Bei Herstellerabfüllung ca. EUR 29,- für eine Standardflasche.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 20. Oktober 2011. Dann verkoste ich noch eine Abfüllung "vom Fass", nämlich den 18 Jahre alten Guyana-Rum.

Picture Credits: "Auchentoshan 12": KRT


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