Beste Wünsche für 2014, allerseits! Blog blong dring geht mittlerweile in das vierte Jahr der Existenz und als ersten Artikel haben wir uns heute die Verkostung eines der eher obskuren Whiskys (obskur nicht im Sinne von "verdächtig", wie viele Leute das Wort benutzen, sondern in seiner eigentlichen Bedeutung "unbekannt" oder "versteckt") vorgenommen.
Obskur ist die Brennerei Allt A' Bhainne (auch oft alternativ geschrieben, z.B. Allt-a-Bhainne) eigentlich hauptsächlich auf Wunsch ihrer Besitzer. Gebaut wurde sie erst 1975 und gehörte damals zur kanadischen Seagram Company, ist mittlerweile aber - seit Zerschlagung dieses Konzerns - Teil von Pernod Ricard. Die Destillerie war nie dazu gedacht, Single Malt für den Endverbraucher herzustellen, es hat auch niemals eine Originalabfüllung gegeben. Fast der komplette Ausstoß an Alkohol (immerhin bis zu vier Millionen Liter im Jahr) fließt in die Blends von Chivas Brothers, also z.B. in Chivas Regal oder auch in den für den asiatischen Markt konzipierten 100 Pipers, wo er einer der beiden Lead Whiskies ist (zusammen mit Braeval, der Schwesterbrennerei). Dementsprechend hat Allt A' Bhainne (übrigens das einzig halbwegs Romantische an dieser Marke, der Name bedeutet "Milchbach" und wird ungefähr olltjeweyn ausgesprochen) auch keinerlei Öffentlichkeitsarbeit, Webseite oder Besucherzentrum. Die Gebäude selbst sind zwar nicht ganz so notorisch hässlich wie zum Beispiel die von Loch Lomond, aber sie sind doch auch eher funktional als hübsch. Der Whisky reift nicht vor Ort, sondern in riesengroßen Lagerhäusern ganz woanders (Keith, glaube ich).
So kommt es wohl, dass die meisten Liebhaber die Produkte, falls sie überhaupt erhältlich sind, doch eher stiefmütterlich behandeln und als unauffällig beschreiben. Selbst Michael Jackson und Nachfolger widmen der Brennerei gerade einmal eine einzelne Seite. Denn tatsächlich kann man Allt A' Bhainne für relativ kleines Geld kosten - zwar gibt es, wie oben beschrieben, keine Brennereiabfüllungen, allerdings doch ein paar von unabhängigen Abfüllern.
Die Firma Douglas Laing führte Whiskys der Destillerie früher in zwei Serien, nämlich in der Old Malt Cask (jetzt im Zuge der Firmenaufteilung bei Hunter Laing gelandet) und in der McGibbon's Provenance (neuerdings auch oft nur Provenance genannt), die seit 1999 abgefüllt wird. Die Whiskys in dieser Reihe sind alle ungefärbt und nicht kaltfiltriert und werden in der Regel mit 46 Umdrehungen abgefüllt. Der hier vorgestellte 11jährige ist mittlerweile bei Douglas Laing ausgelistet und wurde mir vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt. Er kostete damals beim Haus am See knapp 35,- EUR.
Bild: TAQ
Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (Central/Fiddich)
Aussehen und Aroma: Relativ farbintensiv für einen ungefärbten Malt, bräunlich-golden. In der Nase Trauben und Schokolade, dazu ein Hauch von Limone. Etwas seltsame schweflige Untertöne.
Geschmack: Weich am Gaumen, fruchtig und schokoladig: Kirschbomben. Ziemlich deutliches Holz. Kaum rauchig. Wieder dieser Schwefel, diesmal stark.
Abgang: Mittellang bis lang, scharfer Nachbrenner. Würzig. Nelken?
Fazit/Tipp: Wenn ich andere Verkostungsnotizen lese, dann scheint dieses Schweflige irgendwie zum Hausstil zu gehören, das muss man natürlich vertragen können. Ansonsten aber besser, als ich erwartet hatte. Ein recht typischer Speysider halt, kein Spitzenerzeugnis aber auch kein Reinfall. Durchschnitt, wenig Suchtgefahr.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 11. Januar 2014. Dann geht es auch mal wieder um etwas anderes als Whisky, versprochen.
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