Sonntag, 11. Juli 2021

From Russia with Love: Baltika (1. Teil)

Nachdem ich mir hier ein paar Wochen Auszeit genommen hatte, war ich nicht besonders glücklich, meinen Wiedereinstand mit einer Verkostung der russischen Brauerei Baltika (St. Petersburg) beginnen zu sollen. Russland ist bestimmt ein sehr schönes Land und die Menschen sicher auch sehr nett, aber spätestens seit der Sache mit der Krim 2014 bin ich - politisch gesehen - so eher gar kein Fan des russischen Staates in seiner jetzigen Verfasstheit. Außerdem begrenzt sich meine Erfahrung mit Bieren von dort auf homöopathische Dosen; es ist ja nicht auch wirklich als DAS russische Getränk bekannt (wobei ich Wodka auch nur wenig abgewinnen kann).

Aber nun gut, Jan und ich waren neulich in der Stadt bei diesem neuen Laden namens DOMA ("Dein Café/Markt für osteuropäischen Genuss"), wo es doch schon einiges an Auswahl gibt, was Bier und bierähnliche Getränke betrifft. Ein paar seltsam geformte PET-Flaschen "außer der Reihe" haben wir auch mitgenommen, aber "für den Blog" bzw. die Verkostung in Plattfuss' Garten wollten wir doch am liebsten Biere einer einzigen Brauerei haben. Und da bot sich Baltika einfach an, denn (fast) die gesamte Serie stand im Regal.

Baltika bzw. Балтика пивоваренная компания wurde 1978 gegründet bzw. mit dem Bau der Brauerei wurde begonnen. Wie im fortschrittlichen Sozialismus üblich, war sie dann auch schon 12 Jahre später betriebsfertig. Damals wurde noch unter verschiedenen Markennamen produziert, die ich aber alle nicht kenne bzw. die mir auch nichts sagen. "Baltika" heißt die Mehrheit der Biere erst seit 1992. Wobei es immer noch viele der "alten" Marken (Zhigulevskoe, Arsenalnoe, usw.) im Portfolio gibt. Auf jeden Fall ist das ein gigantisch großer Konzern (Acht Brauereien, fast 10.000 Mitarbeitende), welcher seit 2008 zur internationalen Carlsberg-Gruppe gehört.

Die russischstämmigen Kollegen von Plattfuss hatten uns von Baltika Nr. 1 (alle Biere sind - anscheinend wahllos - durchnummeriert) abgeraten, tatsächlich stand es auch nicht im Laden. Es ist angeblich mittlerweile umbenannt worden in Lite, jedoch auf der Homepage ebenfalls nicht zu finden. Im Übrigen verwenden wir für unsere Verkostungsnotizen die "internationalen" Handelsnamen, nicht die russischen (wo möglich).


Baltika 8 Wheat Beer (5,0% Vol.)

Art und Herkunft: Weizenbier, Russland (St. Petersburg).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellgolden, mit einer kleinen weißen Krone. Untypisch säuerliche Nase, Stachelbeeren?

Geschmack: Vollmundig und unerwartet süßlich-bananig. Noch andere Früchte, aber was? Erdbeere?

Abgang: Mittellang.

Fazit/Tipp: Deutlich an ein deutsches Weizen, nicht an ein belgisches Witbier angelehnt. dennoch recht ungewöhnliche Fruchtnoten. Eher süß als frisch.


Baltika 5 Solotoje (5,3% Vol.)

Art und Herkunft: Golden/Pale Lager, siehe oben.

Besonderheiten: Auf der Firmenhomepage ausgelistet.

Aussehen und Aroma: Hellgolden, winzige Schaumkrone. Kaum etwas zu riechen. "Reine Nase".

Geschmack: Prickelnd auf der Zunge. Ein Hauch von Ethanol. Sonst wenig bis nichts erkennbares.

Abgang: Kurz.

Fazit/Tipp: Ähnelt eher einem schwachen "Hellen". Langweilig und leicht flepp.


Baltika 7 Export (5,4% Vol.)

Art und Herkunft: Dortmunder Export, siehe oben.

Besonderheiten: Wird in einer grünen Flasche geliefert.

Aussehen und Aroma: Hellgolden, stabile weiße Krone. Typischer "Skunk" direkt nach dem Öffnen. Kräftiger Hopfen.

Geschmack: Feinherb und leicht süßlich. Auch leichte Frucht (Birne?), etwas seifig.

Abgang: Kurz, blechig.

Fazit/Tipp: Schmeckt wie ein "typisches Bier aus grünen Flaschen" oder auch wie ein typisches deutsches Pils.


Baltika 2 Pale (4,7% Vol.)

Art und Herkunft: Lager, siehe oben.

Besonderheiten: siehe bei Baltika 7.

Aussehen und Aroma: Sattgolden, mit einer großen kräftigen Krone. Hopfig und recht frisch.

Geschmack: Eher dezente Bitterkeit. Feinperlig. Deutliches, aber ebenfalls dezentes Getreidemalz.

Abgang: Kurz.

Fazit/Tipp: Soll wohl an ein niederländisches Lager wie Heineken oder Grolsch erinnern. Instantly forgettable.


Gesamtfazit: Der erste Teil unserer Verkostung war erwartungsgemäß eher unspektakulär, da wir versucht hatten, die Biere nach präsumptiver "Stärke" zu ordnen. Die beiden Lager sind wirklich recht lahm. Das Weizenbier würden wir eventuell freiwillig noch einmal kaufen.

Der zweite Teil der Verkostung erscheint am 18. Juli 2021.

Verkostung: Jan B., Plattfuss, Tomas A.

Text: Tomas A.




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