Anfang des Jahres gab es Nachwuchs im recht umfangreichen Haus von Johnnie Walker (immer "Johnnie" übrigens, niemals "Johnny"), nämlich den Johnnie Blonde (nur auf der englischen Webseite - nicht auf der deutschen - zu finden übrigens). Wer sich mal einen Text zur Einführung durchliest, wie zum Beispiel hier, der stößt fast sofort auf die essentiellen Stichworte, wenn man so will: Mixability und junge Erwachsene. Übersetzt heißt das: "den jungen Leuten können wir den kräftigen Geschmack von schottischem Whisky nicht zumuten, die kippen sowieso Cola und Energy Drinks auf alles, also lasst uns mal einen Scotch zusammenstellen, den man eh nicht pur genießen kann".
Und genauso wird der Johnnie Blonde im Naturzustand denn auch von Diageo beworben: For the curious Scotch lovers or non-whisky drinkers, Johnnie Blonde is a sweet surprise that will dazzle your senses. Made to be mixed, it bursts into life with the citrus kick of lemonade, topped with a fresh slice of orange. Brighten up your next whisky experience with Johnnie Blonde.
Nun ist ja die Idee des Light Whisk(e)y nichts wirklich Neues. Dieser wurde ursprünglich in den Sechzigern und Siebzigern des letzten Jahrhunderts erfunden, als Single Malt noch ein Nischenprodukt war und die Verbraucher (insbesondere in den Vereinigten Staaten) von den heimischen "schweren, kräftigen" Whiskeys umstiegen auf importierte Blends und "helle" Getränke wie Gin oder Wodka. Um dem entgegenzukommen, kreierte man eher neutral schmeckende Produkte, die in unausgekohlten und/oder neuen Weißeichenfässern reiften und so keinen ausgeprägten Fasscharakter aufwiesen. Bekannte und erfolgreiche Vertreter dieses Stils, die man durchaus auch pur genießen kann, sind etwa Cutty Sark oder William Lawson's.
Um zum heutigen Thema zurückzukommen: ob der Johnnie Blonde ebenfalls pur ein Labsal ist, können wir nicht beurteilen (aufgrund der Erfahrungen mit seinem großen Bruder - bzw. "Cousin", denn der Johnnie Blonde teilt sich eben nicht den Nachnamen Walker mit ihm - Red Label sind wir ehrlich gesagt skeptisch und hatten auch nicht die Energie und das Kleingeld um uns eine Flasche zu holen, die immerhin um die 18,- EUR kostet). Aber glücklicherweise gab es gestern eine Dose fertig gemischten Johnnie Blonde mit Limonade (im Verhältnis 25:75) für 1,79 bei Aldi, und da haben wir sofort zugegriffen. Also habt fein acht, liebe "junge Erwachsene": this one's for you.
Art und Herkunft: Fertig gemixter Cocktail/Longdrink auf Whiskybasis, Schottland/Italien.
Besonderheiten: siehe oben.
Aussehen und Aroma: Blassgelbe Farbe, natürlich kohlensäurehaltig. Erinnert an die Farbe von Ginger Ale. In der Nase etwas Zitrus und ansonsten ein Eindruck, der eher auf Bourbon als auf Scotch schließen ließe, wenn man es nicht besser wüsste.
Geschmack: Brutal süßer Antritt, süße Zitrusfrucht (aus dem Whisky, nicht aus der Limonade) und auch wieder dieser deutliche Einschlag von Bourbonfass. Im Gesamtpaket erinnert das ganze eher ein wenig an Cider (sic).
Abgang: Kurz, süß.
Fazit/Tipp: Um es ganz deutlich zu sagen: diese Art von Mixes oder Breezers oder was auch immer ist einfach nicht unsere Welt. Und wir sind als Boomer auch sicher nicht die Zielgruppe. Vor diesem Hintergrund ist der Johnnie Blonde & Lemonade wahrscheinlich noch nicht mal ein schlechtes Getränk. Offensichtlich wurde sich hier sehr viel Mühe gegeben, den Erwartungen und Geschmacksknospen der jüngeren Generation Rechnung zu tragen - und insofern wird er sicherlich auch "funktionieren". Von allem anderen einmal abgesehen ist er unseres Erachtens aber immer noch ganz furchtbar süß, was sich am nächsten Morgen nach übermäßigem Konsum auch nachteilig auf den Kater auswirken dürfte.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 31. Oktober 2021.
Verkostung: Tomas A. und Jan B.
Text: Jan B.
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