Sonntag, 17. Oktober 2021

Quengelware, Folge 13: Berliner Luft Schoko vs. Fun Flower (Schilkin)

Hach ja - Berlin. Oder Sodom & Gomorrha 2.0, wie ich es auch gerne mal nenne. Ewig schon nicht mehr da gewesen. Und dass ich was darüber geschrieben habe, ist sogar noch länger her. In Berlin gibt es ja bekannterweise die Berliner Luft, nicht nur als populär-schmissiges Liedgut, sondern auch als Pfefferminzlikör der Firma Schilkin, mit dem (und seinen vielen Abarten) man - wenn man dem Hersteller glaubt - so ziemlich alles zaubern kann, was das Barkeeperherz begehrt, inklusive eines "Berliner Mojito" wie ich mich schaudernd zu erinnern glaube.

Schilkin hört sich ein bisschen russisch an und tatsächlich wurde die Firma von einem Russen mit dem sehr schönen Namen Apollon Fjodorowitsch Schilkin im Jahr 1900 in St. Petersburg gegründet. Dieser Mann und seine Familie flohen jedoch 1921 vor den Bolschewisten nach Berlin und blieben dann auch da. Die Destillerie blieb sogar in der DDR bis 1972 im Familienbesitz, danach durfte der Sohn des Firmengründers aber nur noch bis zur Pensionierung als "Betriebsleiter" der nach seiner Familie benannten VEB fungieren. Im Jahr 1981 war es dann auch damit vorbei und es entstand ein rein "sozialistischer Betrieb". Nach der Wende kam das Unternehmen unter der Leitung eines Schwiegersohnes wieder zur Gründerfamilie zurück und expandiert seitdem fleißig.

Heute stellt Schilkin nicht nur die Berliner Luft in allen möglichen Variationen her, sondern auch Gin, Wodka, Kräuterliköre, und und und. Verkosten tue ich heute zwei Miniflaschen aus einem mir nicht im Gedächtnis gebliebenen "Späti", wie der Berliner wohl sagt. Und zwar nicht das Original (den Pfefferminzlikör), sondern einen mit Schoko und Sahne sowie einen mit Bananenaroma, Gott steh mir bei. Auf jeden Fall bin ich fast sicher, dass ich der erste Mensch bin, der die edlen Tropfen aus einem Nosingglas trinkt.

Berliner Luft Fun Flower (18,0% Vol.)

Art und Herkunft: Likör, Deutschland (Berlin).

Besonderheiten: Mit Bananenaromen.

Aussehen und Aroma: Leuchtend gelbe Farbe, soll wohl "bananig" wirken. In der Nase steht ein künstlich wirkendes Bananenaroma im Vordergrund, die pfefferminzigen Töne kommen erst später und putzen ein wenig die Nase frei.

Geschmack: Sehr süßlicher Antritt, auch nun stärker pfefferminzig und weniger bananig als in der Nase. Wässrig.

Abgang: Sehr kurz, ein Hauch von Pfefferminz bleibt noch ein wenig stehen.

Fazit/Tipp: Ich kenne den Originallikör und muss sagen, dass ich den Zusatz von Banane nicht wirklich für einen Gewinn halte.


Berliner Luft Schoko (18,0% Vol.)

Art und Herkunft: siehe oben.

Besonderheiten: Mit Kakao und Sahne.

Aussehen und Aroma: Sieht aus wie jeder Sahne-Irgendwas-Likör: Milchig und hellbräunlich. Auch hier kommt die Pfefferminze nur sehr spärlich durch, es dominieren Schokoladenaromen, vielleicht etwas Karamell und Vanille.

Geschmack: Sahnig und deutlich minziger als der Fun Flower, mit relativ starkem Kakaoaroma. Extrem süß, verklebt praktisch sofort die Zunge.

Abgang: Kurz, minzig.

Fazit/Tipp: Etwas angenehmer als der mit "Banane", aber ich glaube, es wäre wirklich mal einen Versuch wert, so einen Likör zu komponieren, der mehr wie After Eight schmeckt, wenn man schon das Thema "Pfefferminze und Schokolade" angeht. Weniger süß, mehr Minze, mehr dunkle (!) Schokolade!

Gesamtfazit: Ich bin eh kein sehr großer Likörfan, und wenn ich einen trinke, dann gerne wirklich anspruchsvolles, wie z.B. von van Kleef oder ähnlichen Herstellern. Having said that finde ich den Schoko doch deutlich trinkbarer als den Fun Flower, aber beide sind echt brutal süß.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 24. Oktober 2021.

Verkostung und Text: Tomas A.

Keine Kommentare: