Auf verschlungenen Wegen erreichte mich eine große Bügelflasche schwarzgebrannten Aguardentes aus Portugal. Ich schreibe "schwarzgebrannt", obwohl ich das gar nicht mit Sicherheit sagen kann, denn anscheinend ist in Portugal die Hausdestillation nicht - wie in den meisten Fällen in Deutschland - illegal. Aguardente ist das, was man in spanischsprachigen Ländern Aguardiente nennt. Tom hat vor vielen Jahren hier und hier schon einmal etwas über Aguardientes aus Kolumbien und Kuba geschrieben und auch etwas zur Begriffsbestimmung gesagt.
In Portugal scheint es wohl so zu sein, dass Aguardente entweder aus Wein, aus Trester (wie ein Grappa) oder aus "den Früchten des Erdbeerbaums" (Wikipedia) hergestellt wird. Was auf unseren "Moonshine" zutrifft, weiß ich leider nicht, aber vielleicht können wir es erschmecken. Auch wie viele Umdrehungen er hat, ist nicht bekannt, aber traditionell sollen es zwischen 50 und 80 (sic!) sein. Nun ja, hoffen wir mal das beste.
Art und Herkunft: Aguardente, Portugal.
Besonderheiten: ohne Altersangabe (sicherlich ein New Make Spirit), ohne Angabe der Volumenprozente, ohne Angabe der verwendeten Grundstoffe.
Aussehen und Aroma: Er ist natürlich völlig klar. Sehr alkoholisch, aber lobenswerterweise steht das Ethanol nicht im Vordergrund. Deutlich "weinig", mit Noten von Trauben oder Rosinen. Leicht holzig, vielleicht etwas Nussschale. Mottenkugeln.
Geschmack: Ziemlich scharf und staubig. Ich vermute mal etwas mehr als 50 Umdrehungen. Auch sehr holzig, trockene Zweige, Herbstlaub. Ahnungen von süßeren Traubenaromen.
Abgang: Kurz und immer trockener werdend.
Fazit/Tipp: Für einen Schnaps dieses Typs durchaus angenehm und auch nicht ganz eindimensional. Anhand des Geschmacks vermuten wir definitiv einen Brand aus Wein oder Trester. Gegenüber vergleichbaren Moonshines ist er nicht ganz so adstringierend und staubtrocken. Mein Kontakt in Portugal rät zum Verzehr zusammen mit oder sogar in einem Espresso.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 19. September 2021.
Verkostung: Tomas A., Jan B.
Text: Jan B.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen