Sonntag, 19. September 2021

Huyghe: Averbode Abdijbier (7,5% Vol.)

Die Norbertiner oder auch Prämonstratenser (O.Praem., gegründet 1120) sind keine Mönche, sondern Regularkanoniker (nicht zu verwechseln wiederum mit den Regularklerikern). Das heißt, es sind im Grunde genommen Priester, die in einer Ordensgemeinschaft zusammenleben. Vielleich sind sie deshalb auch nicht so bekannt für Käse, Bier, usw. wie die "echten Mönchsorden". Aber dennoch: die Norbertinerabtei von Averbode hat eine durchaus lange Geschichte in Sachen Brauen vorzuweisen. Sie wurde 1134 (also kurz nach Errichtung des Ordens selbst) gegründet und sicherlich wurde damals alles für den Eigenbedarf auch selbst hergestellt. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Abtei von den revolutionären Franzosen geschlossen und teilweise zerstört, bereits 1850 aber wieder neu errichtet. Einen Landwirtschaftsbetrieb, der auf die Außenwelt gerichtet war, gab es damals aber zunächst nicht mehr. Im Jahr 2013 schlossen die Norbertiner Verträge mit mehreren weltlichen Firmen, um in ihrem Namen Produkte herstellen zu lassen. Beim Abteibier fiel die Wahl auf die Brauerei Huyghe (u.a. Delirium Tremens, Mongozo, u.v.a.). Das Averboder Bier wird also nicht von dicken Mönchen in großen Holzbottichen gebraut, sondern von einer der größeren belgischen Familienbrauereien. Da es die Kriterien erfüllt, trägt es aber dennoch das Gütesiegel Anerkanntes Belgisches Abteibier. Erhältlich ist nur eine einzige Sorte in der kleinen oder großen Glasflasche (und auch im Fass), welches ab und zu mal als "Tripel" bezeichnet wird, jedoch der Brauerei zufolge eher als (Strong) Blond anzusprechen ist - think typische Vertreter dieses Stils wie Duvel oder Piraat. Verkostet habe ich es denn auch stilecht in einem passenden tulpenförmigen Pokal.

Art und Herkunft: Strong Blond(e), Belgien (Ostflandern).

Besonderheiten: "Mehrkornbier" mit u.a. Hafer und Dinkel.

Aussehen und Aroma: Sehr moussierend, mit kleiner und schneeweißer, fester Krone. Sattgoldene Farbe. Ganz leicht trüb. In der Nase haben wir die "typischen" ölig-fruchtigen Noten. Außerdem auch leichte Säure und viel Hefe.

Geschmack: Kräftiger Antritt, jedoch nicht so stark "alkoholisch" wie bei vergleichbaren Bieren. Sehr vollmundig und weich. Schöne Kohlensäure. Reife Früchte; etwas Pflaume und Banane und vielleicht ein bisschen Stachelbeere. Ein Hauch von Balsamicoessig.

Abgang: Eher kurz und nun "endlich" die eher hopfigen und bitteren Noten, aber dennoch natürlich sehr dezent. Zusammen mit der reifen Fruchtigkeit bleiben uns diese auch am längsten erhalten.

Fazit/Tipp: Ein absolut empfehlenswerter Vertreter des bekannten Bierstils. Sehr zugänglich, sehr angenehmes, sehr stimmiges Blond, das sogar diese leicht penetrante alkoholische Dominanz, welche einige vergleichbare Biere (z.B. das Piraat) aufweisen, vermeidet. Würde ich mir auf jeden Fall noch einmal kaufen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 26. September 2021.

Verkostung und Text: Tomas A.


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