Es ging vor einigen Jahre los - so um 2014/15 war es wohl: die großen deutschen Brauereien, die bis jetzt mehr oder weniger Pils-Einheitsplörre oder denselben Stiefel wie vor 60 Jahren rauf und runter gebraut hatten, merkten (wenn auch recht spät), dass der Craftbierzug durchs Land schnaufte und sprangen - in letzter Minute, wenn man so will - noch schnell auf. Das begann (ohne jetzt einen genauen Zeitpunkt festlegen zu wollen), bei solchen Branchengrößen wie Maisel's oder auch Beck's. Mittlerweile sind ein paar Jährchen ins Land gegangen und so ziemlich jeder von den big players hat irgendwas "craftiges" (das Wort wird wohlweislich nicht gerne von den Presseabteilungen bemüht, man spricht lieber von handwerklich oder traditionell gebrauten Erzeugnissen) im Angebot. Zusätzlich dazu auch noch allerlei saisonale Ware, wie z.B. Frühlings- oder Herbstböcke.
Eine der in der Zwischenzeit gut etablierten Marken ist Grevensteiner von Veltins. Die Webseite macht die Positionierung ganz klar:
Zurück zu den Wurzeln: Mit Grevensteiner lässt die Brauerei C. & A. VELTINS altehrwürdiges Brauhandwerk wieder lebendig werden – ganz in der Tradition der Zwillingsbrüder Carl und Anton VELTINS zu Beginn des letzten Jahrhunderts! An dem Seidel prangt der über 100 Jahre alte Schriftzug der Familienbrauerei. Die bauchige Steinieflasche signalisiert, dass hier solide Brautradition lebendig wird. Die historische Steinieflasche ist das Gebinde, mit dem sich die Brauerei C. & A. VELTINS über Jahrzehnte identifiziert hat. Mit historisch anmutendem Etikett und sympathischer Versiegelung über dem Kronkorken lebt die Historie in einem aktuellen Produkt wieder auf.
Gut, dass im Jahr 2014 (siehe oben) das Dorfjubiläum des Firmensitzes Grevenstein anstand, und man zu diesem besonderen Anlass bei Veltins "zufälligerweise" beschloss, diese alte Marke neu zu beleben, damals mit der "zeitgemäßen Interpretation" eines Landbiers. Inzwischen umfasst das Portfolio von Grevensteiner ein Helles sowie ein Radler. Im vergangenen September kam dann das heute hier vor mir stehende Dunkle Bockbier als saisonaler Artikel hinzu. Versprochen wird uns folgendes:
Das Aroma ist fruchtig und erinnert an reife Aprikosen sowie einem Hauch von Honig und Karamell. Der elegante und kräftige Körper hinterlässt ein weiches und cremiges Mundgefühl. Im Abgang macht sich die harmonisch eingebundene Bittere zusammen mit einer wärmenden, malzigen Süße bemerkbar und hinterlässt ein eindrucksvolles Geschmackserlebnis.
Wir sind gespannt und auch ein wenig freudig erregt.
Art und Herkunft: Bockbier/Herbstbock, Deutschland (Nordrhein-Westfalen).
Anmerkungen: Nur zeitlich begrenzt verfügbar.
Aussehen und Aroma: Mahagonifarben, mit schaumiger, cremefarbener Krone. Leicht schokoladige Noten, gepaart mit etwas Crême brulée.
Geschmack: Sehr weiches Mundgefühl. Kräftige Röstaromen und ein dezent süßlich-würziger Einschlag: Aprikosenkompott (dieses Zeug, das auch auf Sachertorte drauf ist).
Abgang: Mittellang, mit einem etwas herberen, trockneren Finish.
Fazit/Tipp: Sehr angenehm und harmonisch. Passend zur Jahreszeit am warmen Kamin. Nur keller- und nicht kühlschrankkalt, bitte.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 21. November 2021.
Verkostung und Text: Tomas A.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen