Samstag, 11. April 2015

Sind so kleine Biere, Teil XXIV: Timmermans Oude Gueuze Limited Edition (5,5% Vol.)

In den letzten Jahren bin ich kein großer Fan der Produkte von Timmermans gewesen, das muss ich zugeben. Die Standardbiere sind mir teilweise wirklich zu künstlich und zu süß. Allerdings hat sich bei der Recherche für diesen Text gezeigt, dass auch in dieser alteingesessenen Brauerei (gegründet 1702 von Jan Vandermeulen, damals noch als Anbau an einen Bauernhof) im 21. Jahrhundert neue Wege beschritten werden. Und "neue Wege" bedeutet bei der Lambiekherstellung mittlerweile: zurück in die Vergangenheit. Praktisch alle Brauereien haben dies erkannt und stellen - neben den Produkten für den Massenkonsum - auch wieder "traditionelle" Lambieks und/oder deren Derivate her. Konsequent wird hierbei in der Regel auf den Zusatz von Zucker und anderen Hilfsstoffen verzichtet. Im Bereich der Fruchtbiere, insbesondere des Kriek, heißt das außerdem: Verzicht auf Fruchtsirups, dafür Verwendung von echten Kirschen, wie früher durchgängig üblich.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht und bin die Seite von Timmermans durchgegangen, um festzustellen, ob es mittlerweile für jedes "Mainstreamprodukt" auch wieder eines nach entsprechender traditioneller Rezeptur gibt:

Sorte Mainstreamprodukt Traditionelle Herstellung
Braunbier

Bourgogne de Flandres
Geuze

Gueuze Tradition



Oude Gueuze (Limited Ed.)
Faro

Faro Tradition
Fruchtbier Framboise



Strawberry

Pêche



Kriek Kriek Retro Tradition


Oude Kriek (Limited Ed.)
Weißbier

Blanche Tradition

Wie man deutlich sieht, überwiegt mittlerweile die Anzahl der traditionell hergestellten oder zumindest auf die Tradition Bezug nehmenden Lambieks und deren Ableger. Obwohl Timmermans schon seit 1993 zur wesentlich größeren Brauerei Anthony Martin gehört, hat die Firma ihren familiären Touch weitgehend gehalten, denn die Produktion von Lambieks eignet sich naturgemäß nicht für großindustrielle Verfahrensweisen. Es werden pro Jahr etwa 15.000 Hektoliter Bier produziert, also wesentlich weniger als etwa beim Mitbewerber Lindemans.

Für die heute verkostete alte Geuze ist der Name Limited Edition etwas irreführend, denn wie Timmermans anmerkt, ist die Oude Gueuze grundsätzlich eine Limited Edition. Es handelt sich um einen Verschnitt von alten (drei Jahre im Eichenfass gelagert) und jungen Lambieks, die vier Monate in der Flasche nachgären. Als Mindesthaltbarkeit gibt der Hersteller 20 Jahre an. Anhand des auf der Flasche aufgedruckten MHD kann ich also davon ausgehen, dass diese irgendwann im April 2013 abgefüllt wurde.

Art und Herkunft: Geuze, Belgien (Flämisch-Brabant)

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Weißlich bis hellgelb. Kleine Krone, sehr trüb. Deutliche Hefeteilchen. Im Geruch sehr säuerlich bis erdig. Essig. Etwas Schulkreide. Nasser Stein.

Geschmack: Sehr moussierend. Weiches Gaumengefühl. Zitronensäure. Sehr vage Kräuternoten, eventuell Estragon?

Abgang: Relativ lang. Adstringierend.

Fazit/Tipp: In diesem jungen Alter noch sehr sauer. Könnte sicher besser noch ein paar Jahre reifen. Für den Uneingeweihten recht gewöhnungsbedürftig. Ich persönlich fand die Oude Geuze absolut okay, kenne allerdings durchaus welche, die mir besser schmecken (z.B. 3 Fonteinen).

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 18. April 2015.

- Euer Tomas Aquinas



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