Samstag, 20. April 2013

Captain Morgan Black NAS (37,5% Vol.)

Bevor sich jetzt noch jemand beschwert - ich kann wirklich nichts dafür. Die Piraten von Captain Morgan haben ihre neueste Kreation tatsächlich Captain Morgan Black genannt. Wer also den Captain Morgan Black Label mit 40 Umdrehungen sucht, ist hier fehl am Platze. In manchen Webshops wird der Neue auch unter dem Namen Captain Morgan Black Shot gelistet, zur besseren Unterscheidung. Weder das Infomaterial noch das Label geben das allerdings her; das Ding heißt Black, fertig.

Was die etwas verwirrende Namensgebung soll? Hmm. Ich hab zwar keine Insiderkenntnisse, aber ich habe das Gefühl, der Black Label wird so langsam aus dem Verkehr gezogen. Die Produktpolitik bzw. -plazierung (Ich weigere mich, das Wort Plazierung mit "t" zu schreiben, des sieht so schiach aus) in den einzelnen Regionen ist ja bei Captain Morgan/Diageo üblicherweise recht undurchschaubar. Wenn man sich die einzelnen Regionalseiten mal anschaut, dann fällt auf, dass auf der deutschen Seite überhaupt nur zwei Produkte beworben werden, nämlich der Spiced Gold und der Black Label, auf der amerikanischen Seite jedoch derer neun, wobei der neue Black den Aufmacher gibt. Ferner findet man in den USA dann auch noch so seltene Schätzchen wie den 100 Proof. Ich würde fast voraussagen mögen, dass Diageo sich in Deutschland in der nahen Zukunft ganz auf den Spiced-Markt konzentrieren und den "alten" Black (Label) aus dem Programm nehmen wird. Die plötzliche Anwesenheit des "Shot" in mehreren Supermärkten vor ein paar Wochen wäre dann wohl so etwas wie ein Testballon gewesen, zumal - zumindest in unserer Gegend - ziemliche Kampfpreise um die 10,- EUR ausgerufen wurden. Wenn jeder Trinker meinem Beispiel gefolgt ist und sich sofort eine Flasche mitgenommen hat, dann wird das den Marketingleuten wahrscheinlich auch den letzten Anlass hin zum Todesstoß für den Black Label geben.

Warum Captain Morgan - auch auf dem Etikett - damit wirbt, man solle den Black als Shot trinken, erschließt sich mir nicht. Überhaupt halte ich von dem stumpfen, schnellen Herunterkippen von Alkoholika wenig bis gar nichts ... entweder ist der servierte Alkohol sooo minderwertig, dass man ihn gar nicht auf der Zunge haben mag ODER man ist so verweichlicht, dass man den Geschmack von Alkohol - egal wie gut er sein mag - generell nicht erträgt ... in beiden Fällen sollte man es dann eventuell einfach ganz lassen und zumindest im letztgenannten Fall eher auf warme Milch mit Honig umsteigen und das Trinken den echten Kerlen und Ladies überlassen. Aber ich schweife ab.

Wenigstens hat Diageo dem Neuen 37,5 Volumenprozente spendiert, so dass er offiziell als Rum angesprochen werden darf, zumindest in Deutschland. So viel Glück hatte der Spiced Gold ja bekanntlich nicht und muss nun bis auf weiteres als Rumspirituose sein Dasein fristen. Eventuell gibts ja mal ein Upgrade?

Laut Hersteller reift der Rum in doppelt ausgekohlten Eichenfässern, nachgeholfen wurde bei der Farbe ansonsten sicher auch. Hauptbestandteile kommen aus Jamaika, weitere jedoch auch aus anderen Ländern der Region. Verkostungnotizen für den Purverzehr beziehen sich auf Zimmertemperatur, nicht eisgekühlt, wie vom Hersteller empfohlen.


Bild: TAQ

Art und Herkunft: Spiced Rum, Karibik (Jamaika, Barbados, Guyana)

Aussehen und Aroma: Naja, er ist schwarz. Beziehungsweise sehr, sehr, sehr, sehr dunkelbraun. Im Licht erkennt man einen deutlichen Rotschimmer. Keine sehr kräftige Nase, ein bisschen Eichenholz, sehr deutlich Kaffee und Toffee. Im Hintergrund etwas künstlich wirkende, leicht unpassende Noten (rosa Kaugummi).

Geschmack: Sehr weiches, angenehmes Mundgefühl, etwas Kaffee und Butterscotch-Toffee, danach nicht viel mehr.

Abgang: Mittellang, warm, kaum Schärfe.

Tipp: Die Zugabe von Eis verändert den Geschmack nur unwesentlich, er kommt mir etwas trockener vor. Gemixt habe ich ihn auch, klassisch zur Cubata (so nennt man den Cuba Libre, wenn man keinen weißen Rum verwendet). Hierbei sollte man mit der Limette geizen, sonst verliert sich das Aroma des Black leider schnell.

Fazit: Für einen Preis um die 10,- EUR absolut okay, solange man keine Wunder erwartet. Schauen wir mal, was dann irgendwann der Endpreis ist. Recht wenig los im Glas, leicht zu trinken und zu nippen. Warum er also als Shot getrunken werden soll, verstehe ich nicht. Und warum unbedingt eisgekühlt, auch nicht.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 27. April 2013.

Update Dezember 2013: Wie ich einer aktuellen Zeitschriftenwerbung aus den USA entnehme, gibt es den Black dort anscheinend auch in "Fassstärke" mit 47,9 Volumenprozent (!)



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