Vor einiger Zeit hatte ich Besuch aus der Nähe von Heidelberg, liebe Freunde der Familie. Bei ihrem letzten Aufenthalt sprachen wir über meine Vorliebe für Whisky und ich bat fürs nächste Mal darum, man möge mir doch ein Produkt aus der Region mitbringen. Nun, man hatte sich beraten lassen und - der dortige Getränkehöker mag kein Vertrauen in die heimischen Produkte haben - mir den Coillmór aus Bayern mitgebracht. Ich hatte natürlich nicht gemeint: bitte schenkt mir den Whisky, aber nun ja. Geld wollte man nicht entgegennehmen, also blieb mir nichts anderes als mich zu bedanken. So muss ich denn um Verständnis bitten, dass ich den Preis des Geschenks nicht recherchiert habe, das möge dann jeder selbst tun.
Nun, die Brennerei Liebl steht jedenfalls seit vielen Jahren (die Firmengeschichte ist bis in die 70er etwas lückenhaft) im schönen Bad Kötzting (ja, ich musste es selbst googeln: das ist in der Oberpfalz). In den ganz frühen Zeiten hielt man es anscheinend wie einst viele der ursprünglichen und alteingessenen schottischen Hersteller, indem man anfangs gar nicht mit eigenen Spirituosen handelte, sondern diese fassweise erstand und unter eigenem Namen abfüllte. Eine eigene Destillation gibt es erst seit 1970, mit eher klassischen regionalen Produkten wie Obstbränden, Bärwurz, Blutwurz und ähnlichem. Die Whiskyherstellung an sich begann erst 2006, dazu wird heute das klassische Pot Still - Verfahren genutzt. Die Produktpalette wechselt anscheinend öfter mal, denn den Whisky, den ich hier vor mir stehen habe, finde ich auf der Webseite von Liebl gar nicht mehr. Dort wird zwar auch eine limitierte Auflage eines Sherry Single Casks besprochen, allerdings muss das ein anderer (früherer?) sein, denn weder die Limitierung der Fässer noch die ABV stimmen überein. Der, den ich heute verkoste, hat jedenfalls 46 Umdrehungen und es wurden insgesamt 940 Flaschen abgefüllt.
Art und Herkunft: Single Malt, Deutschland (Bayern)
Besonderheiten: Single Cask (Fl. 81/940), Sherryfass, nicht kaltfiltriert, nicht gefärbt
Aussehen und Aroma: Honiggelbe Farbe. Kräftig und sehr holzig in der Nase. Sehr süße Noten. Bienenwachs und Vanille.
Geschmack: Im ersten Moment sehr scharf und trocken. Wieder viel, viel Holz. Nach einer guten Weile, wenn man ihn atmen lässt, kommen wieder Honig und Vanille durch, er bleibt aber sehr würzig. Etwas Bootslack im Hintergrund.
Abgang: Lang, kräftig und trocken.
Fazit/Tipp: An und für sich ein guter Whisky. Allerdings merkt man ihm an, dass er noch sehr, sehr jung ist. Gegen seinen doch etwas rauen Charme empfehle ich daher: Wasser, Wasser, Wasser und Luft, Luft, Luft.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 16. Mai 2015.
- Euer Tomas Aquinas
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