Samstag, 23. April 2016

Sind so kleine Biere, Teil XXXVI: La Trappe Isid'or (7,5% Vol.)

Bevor wir irgendetwas über das heutige Bier sagen, ist folgende Information extrem wichtig: Der Trappistenorden wird zwar landläufig als "Trappistenorden" bezeichnet, allerdings heißt er offiziell eigentlich Ordo Cisterciensis Strictioris Observantiae (OCSO), also Orden der Zisterzienser von der Strengeren Observanz. Natürlich deshalb, weil sich die Gemeinschaft erst im 17. Jahrhundert von den viel älteren Zisterziensern (OCist) abspaltete: zunächst zwar als Reformbewegung innerhalb des Zisterzienserordens; seit Ende des 19. Jahrhunderts jedoch als vollständig unabhängige Organisation. Die "strengere Observanz" im Namen der Trappisten bezieht sich übrigens auf die angestrebte strengere Anwendung der Regel des Hl. Benedikt von Nursia auf das klösterliche Leben. Anders als vielfach angenommen, legen die Trappisten kein Schweigegelübde ab, allerdings sind sie dazu angehalten, so gut wie möglich alle unnötigen Äußerungen zu vermeiden. So wird etwa das gemeinsame Essen der Mönche in allgemeiner Stille eingenommen, während einer von ihnen etwas aus der Bibel oder aus einer anderen spirituellen Schrift vorträgt. Warum das jetzt alles wichtig war? Erstens wollte ich mit meinem erinnerten (nicht etwa gegoogelten!) Wissen aus dem Studium der Kirchengeschichte glänzen und zweitens wollte ich ein paar Zeilen schinden.

Okay, also auf zum Wesentlichen: die Trappisten sind seit jeher bekannt für die Qualität ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse, insbesondere auch ihrer Käse und ihrer Biere. Für den Verkauf ihrer Produkte legt die Internationale Trappistenassoziation strenge Regeln fest. Nur unter bestimmten Bedingungen (unter diesem Link nachzulesen) darf z.B ein Bier das Siegel mit dem Zertifikat Authentic Trappist Product (ATP) tragen. Zur Zeit gibt es daher auf der Welt nur elf Brauereien, die "echtes" Trappistenbier herstellen bzw. ihre Biere so nennen dürfen.

Die Biere von La Trappe werden, anders als der Name suggeriert, nicht im Stammhaus des Ordens (La Trappe in Frankreich) hergestellt, sondern in der Klosterbrauerei De Koningshoeven der Abtei Koningshoeven im niederländischen Berkel-Enschot (die Gemeinde muss man nicht unbedingt kennen; sie liegt in der Nähe von Tilburg an der belgischen Grenze). Das Kloster wurde 1881 gegründet. Knapp drei Jahre später öffneten die Mönche ihr erstes Brauhaus. Mehrmals in ihrer Geschichte hat De Koningshoeven mit "weltlichen" Produzenten (Stella Artois und Bavaria) zusammengearbeitet, allerdings musste die Kooperation auf Drängen der Trappistenvereinigung immer wieder eingeschränkt werden, weil man sonst riskiert hätte, das oben genannte wertvolle Prädikat ATP zu verlieren (dies war zwischen 1999 und 2005 dann auch tatsächlich passiert). Der Jahresausstoß an Bier ist beträchtlich und liegt bei etwa 140.000 hl, also doch erheblich mehr als bei den beiden nächstgrößeren Produzenten Westmalle und Chimay.

Neben den traditionell tendenziell dunklen und schweren Trappistenbieren bietet La Trappe/De Koningshoeven auch hellere und leichtere Spezialitäten an, unter anderem das eher hopfig-frische Puur oder auch das Witte Trappist genannte Weißbier. Das heute besprochene Isid'or war ursprünglich eine Jubiläumsausgabe zum 125. Gründungstag der Brauerei und wurde nach dem ersten Braumeister, Bruder Isidorus Laaber, benannt.

Art und Herkunft: Belgian Dark Strong Ale, Niederlande

Besonderheiten: Authentic Trappist Product

Aussehen und Aroma: Rostrotbraun. Feste, aber kleine Krone. Süßer und malziger Geruch. Fruchtig: Aprikose, Pfirsich. Etwas Toffee?

Geschmack: Mehr als nur der versprochene hint of caramel: sehr karamellig. Gleichzeitig aber auch wieder fruchtig. Papaya. Später deutlich trockener werdend.

Abgang: Kurz bis mittel. Bittere Röstaromen im Nachklang.

Fazit/Tipp: Traditionelle Trappistenbiere trinkt man knapp unter Zimmertemperatur. Das ist für mich persönlich schon mal die erste Herausforderung. Ansonsten finde ich das Isid'or einigermaßen trinkbar. So richtig mein Fall ist es aber auch nicht, denn nach einer Weile ist es mir deutlich zu lasch und labberig im Geschmack.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 30. April 2016.

- Euer Tomas Aquinas

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