Samstag, 7. Januar 2012

Aufstieg und Fall der Stadt Campbeltown

Das Städtchen Campbeltown liegt auf der Halbinsel Kintyre in der ehemaligen Grafschaft Argyll. Benannt ist sie nach Archibald Campbell, dem Earl von Argyle, der den Ort Mitte des 17. Jahrhunderts als Baronie verliehen bekommen hatte. Vorher hieß der Ort Ceann Loch Chille Chiarain (anglisiert: Kinlochkilkerran). Der erste Bestandteil des Namens (Ceann Loch) ist in Schottland häufig anzutreffen und heißt so viel wie Ende des Sees (Campbeltown liegt am Nordende des gleichnamigen Sees, der ebenfalls umbenannt wurde). Die gesamte ursprüngliche Bezeichnung kann wie folgt übersetzt werden: Ende des Sees an der Kirche von Sankt Chiarain. Insofern sind Campbeltown bzw. Campbeltown Loch (über den es ein gleichnamiges Volkslied gibt) natürlich ein Fortschritt für alle Nichtschotten, wegen der einfacheren Aussprache. 

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war die Stadt ein Zentrum der Whiskyherstellung, mit annähernd 30 Destillerien zu ihren Glanzzeiten (darunter solche Berühmtheiten wie Toberanrigh, Dalintober oder West Highland). Die Region war gut geeignet für die Whiskyproduktion, da alle benötigten Zutaten sowie geeignete Vertriebswege (Schiffstransport) vorhanden waren. Im neunzehnten Jahrhundert galt Campeltown (wie heute Dufftown) als die Hauptstadt des Whisky. Heutzutage allerdings gibt es vor Ort nur noch drei Brennereien - und wie es dazu kam, ist schnell erklärt



Zunächst einmal produzierten die damals ca. 30 Hersteller massenhaft Ware "auf Halde", und dies führte zu sowohl einem Image- als auch zu einem Preisverfall. Zweitens hatte Campbeltown lange Zeit (man hatte als Whiskyschmugglernest begonnen) hauptsächlich für den nordamerikanischen Markt produziert. Als dort dann in den Zwanzigern die Prohibition zuschlug, verlor man auf einen Schlag fast den gesamten Absatz. Schließlich hatten sich auch die Vorlieben der heimischen Konsumenten verändert. Für Single Malts gab es damals keinen großen Markt, daher floss der meiste schottische Whisky in die Blends. Die Campbeltown Malts galten seit jeher als etwas schwerer / öliger, haben und hatten relativ wenig Torfrauch und Salz, aber recht viel Süße. Dies traf weder den Geschmack der Zeit noch die Bedürfnisse der großen Blender. So starben die Destillerien eine nach der anderen einen vorzeitigen Tod. 

Dies ging so weit, dass Campbeltown seinen Status als eigenständige Whiskyregion zwischenzeitlich aberkannt bekam, diesen jedoch später zurückgewinnen konnte (die anderen sind bekanntlich Highland/Islands, Lowland, Speyside, Islay). Am Orte tätig sind heute nur noch Springbank, Glen Scotia (gehört über Glen Catrine zu Loch Lomond) und Glengyle (Neugründung von 2004, mit Springbank verbandelt. Die Single Malts werden unter dem Namen Kilkerran angeboten, da die Namensrechte für Glengyle an Loch Lomond übergegangen sind und dort einen Blended Malt bezeichnen). Campbeltown ist größtenteils aufgrund seiner Lage touristisch unerschlossen und hat heute noch etwas über 5.000 Einwohner.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 14. Januar 2012.

 

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