Wozu soziale Netzwerke doch so alles gut sein können ... manchmal dienen sie sogar als Gedächtnisstütze. Das stellte sich heraus, als ich neulich mal wieder auf Google+ in meiner Whisk(e)y-Selbsthilfegruppe unterwegs war und von einem Co-Mitglied indirekt daran erinnert wurde, dass ja noch eine ganz besondere Besonderheit ihrer Verkostung harrt. Celp. Ich dachte, der Name hätte irgendeine Bedeutung im Gälischen, aber weder im irisch-gälischen noch im schottisch-gälischen Diktionär finde ich eine Übersetzung. Zwei Stunden und einige etymologische Wörterbücher später bin ich schon schlauer: Das Wort kelp kommt aus dem Mittelenglischen (Begriff erstmals nachgewiesen im 14. Jahrhundert) und bedeutet so viel wie "Seetang". Warum dann celp und nicht kelp? Weil's besser aussieht? Mir doch egal. Jedenfalls ist der Name mit Bedacht gewählt, denn Celp bezeichnet einen Whisky von Islay, dem Seetang (engl. seaweed, nicht: Seegras) zugesetzt wurde, welches - ähnlich wie beim mallorquinischen Hierbas - in der Flasche als Strunk herumschwimmt. Und wer hat's erfunden? Richtig: die Niederländer. Und zwar die Ultimate Whisky Company (UWC) aus Amersfoort. Im Netz liest man, es sei Lagavulin drin. Aber da ja gerne mal einer vom anderen abschreibt, hier noch eine zweite Meinung: Laphroaig. Diese Ansicht kommt von mehreren niederländischen Seiten, eventuell sind die ja näher an der Information?
Wie auch immer. Irgendein Islay Malt ist drin, denn das Getränk (ein Whisky ist es rechtlich gesehen nicht, da Zusätze darin enthalten sind) nennt sich im Untertitel auch Single Islay Spirit. Herausgebracht hat die UWC den Celp bereits 2010 und Plattfuss und ich haben 2012 endlich ein Fläschchen erstanden. Leider findet man auf der Webseite von UWC mittlerweile keine Informationen mehr zu dem Seetang-Experiment. Die Firma hat ihr Hauptgeschäft allerdings eh als "braver" unabhängiger Abfüller von schottischen Whiskys. Das Familienunternehmen wurde bereits 1994 gegründet und hat bis jetzt über 300 verschiedene Malts unter eigenem Label herausgebracht, die neuesten Abfüllungen sind ein Dalmore von 1990 sowie ein Bowmore von 2002. Darüber hinaus gibt es auch immer wieder Mystery Casks von ungenannten Brennereien.
Bild: TAQ
Art und Herkunft: Whiskyspirituose (Islay Single Malt und Seetang)
Aussehen und Aroma: Der dicke Strunk Seetang hat offensichtlich Farbe abgegeben, das Resultat ist hell-grasgrün und dünnflüssig. Geruchlich sehr spannend und extrem maritim: Meerwasser, deutlicher Torf, nasse Schieferdächer, etwas Minze.
Geschmack: Eine recht charakteristische Islay-Grundströmung. Aus dem Aroma finden sich sowohl das Gras (Update: Mittlerweile hat man mir von mehreren Seiten glaubhaft versichert, dass sich der Seetang nicht auf den Geschmack auswirken könne) als auch die Andeutung von Minze (britische Minzsoße) auf der Zunge wieder. Daneben deutlich Salz und etwas Jod. Rauchig ist er im Mittelteil.
Abgang: Kurz und hart. Auch hier später wieder Torfrauch.
Fazit: Man sollte dem Celp ein wenig Luft gönnen, einen Tropfen Wasser kann man ebenfalls hinzugeben. Ansonsten ein sehr süffiger Drink, der eine wirklich stimmige maritime Atmosphäre schafft. Lecker, lecker. An der Farbe und dem Busch Seetang sollte man sich nicht stören, dann hat man viel Freude daran. Vom Geschmack her stelle ich mich ganz klar auf die Seite derjenigen, die hier einen Laphroaig werkeln sehen. Um die 46,- EUR im Versandhandel, leider doch nicht ganz billig.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 23. März 2013.
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