Samstag, 26. Oktober 2013

Sind so kleine Biere, Teil XIII: De 7 Deugden

Die Brauerei De 7 deugden im äußersten Westen Amsterdams existiert erst seit dem Jahr 2010, feierte also heuer ihren dritten Geburtstag. Dennoch wurde die gesamte Einrichtung, die man wahrscheinlich ursprünglich gebraucht übernommen hatte, in diesem Jahr komplett erneuert (neue Braukessel, neue Lagertanks, usw). Nur die Webseite hinkt noch etwas hinterher und wimmelt nur so von lorem ipsum. Die Brauerei "zu den sieben Tugenden" (obwohl hier die sieben "himmlischen Tugenden", nämlich Demut, Wohltätigkeit, Keuschheit, Geduld, Mäßigung, Wohlwollen und Fleiß gemeint sind, handelt es sich nicht um eine kirchliche Firma) legt im alltäglichen Handeln allerdings tatsächlich Wert auf Tugendhaftigkeit. Sie beschäftigt hauptsächlich - und zu meinem positiven Erstaunen musste ich feststellen, dass sie damit in den Niederlanden nicht die einzige Brauerei ist - Personen, die einen "Rückstand" (so die Übersetzung aus dem Niederländischen) gegenüber anderen haben und "für die eine normale Arbeitsstelle nicht selbstverständlich ist." Mit anderen Worten: die Brauerei ist den beschützenden Werkstätten zuzuordnen. 

Angeboten werden insgesamt sieben Biere, deren Namensgebung sich an das Thema "Tugendhaftigkeit" irgendwie anlehnt. So gibt es dann Biere mit Namen wie Arm+Zindelijk (Arm und/aber ehrlich), die aber auch auf das jeweilige Geschmacksthema Bezug nehmen (Zomer+Hooi, Sommer und Heu). Ausdrücklich versteht die Firma sich als Hersteller von Spezialbieren, also Bieren mit einem besonderen, oft auch exotischem Geschmack. Vielfach findet sich auch die Angabe, dass man eine bestimmte Brautradition oder Sorte bei der Herstellung im Auge gehabt habe. Wirklich viel Gewinn fällt zur Zeit wohl noch nicht an; bei den oben erwähnten Renovierungsarbeiten mussten Spender und freiwillige Helfer mittun.

Bild: TAQ

Scherp+Zinnig (5% Vol.)

Art und Herkunft: "Pilsartiges Bier", Nordholland

Aussehen und Aroma: Hell, wie man erwarten sollte, leicht trüb. Kleine, feste Krone. Leicht und frisch in der Nase, etwas fruchtige Untertöne.

Geschmack: Leicht bitter. Noten von Obstkorb. Kochbanane.

Abgang: Recht hopfig und trocken.

Fazit: Ein angenehmes und frisches, allerdings auch wenig aufregendes Bier. Für den deutschen Pilstrinker gut geeignet.


Dubbel+Dik (6,5% Vol.)

Art und Herkunft: "Nach dem Vorbild der belgischen Dubbels", Nordholland

Aussehen und Aroma: Sehr viel Schaum, farblich wie dunkles Holz, trüb. Dunkler Bodensatz. Schon deutlich fruchtiger, interessante Nuancen von Zitrusfrüchten.

Geschmack: Im Mund sehr weich und sanft. Am Gaumen malzig aber sonst wenig los. Vielleicht Schokolade im Hintergrund?

Abgang: Kurz und sanft.

Fazit: Süffig und einfach zu trinken. Wenig Aufregung.


Scheepsrecht (7% Vol.)

Art und Herkunft: "Nach dem Vorbild der belgischen Tripels", Nordholland

Aussehen und Aroma: Farbe wie dunkles Heu. Kleine Krone. Nach Brauereiangaben mit Nelken gewürzt; dies spürt man deutlich im Geruch.

Geschmack: wieder deutlich die Nelken im Antritt, schweflig-süßer Mittelteil.

Abgang: Kurz, etwas Gewürz (Kardamon?)

Fazit: Das Scheepsrecht wird sehr schnell fade im Glas. Recht frisch angesichts der Tatsache, dass es ein Tripel ist, im Geschmack für mich persönlich dennoch eher durchschnittlich.

Gesamtfazit: Tendenziell sehr schöne Bierchen, die man gut trinken kann. Das Scheepsrecht ist von den verkosteten Dreien deutlich das Schlusslicht. Schade, dass man Produkte von De 7 deugden wohl nicht sehr häufig im Laden sehen wird.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 2. November 2013.

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