Die Stadt Wick ist so ziemlich das nördlichste Stück Schottland, das man betreten kann, ohne sich die Füße nass zu machen oder ein Schiff zu besteigen. Mithin ist die Brennerei (Old) Pulteney die nördlichste auf dem britischen Festland (Highland Park und Scapa liegen noch weiter nördlich, allerdings auf den Orkney-Inseln). Die Destillerie und der Whisky haben übrigens ihren Namen von Sir William Pulteney, nach dem auch die Stadt Pulteneytown, wo das Werksgelände sich befindet, benannt war, bevor sie nach Wick eingemeindet wurde. Übrigens ist auch der Name Wick keineswegs schottischen Ursprungs, sondern kommt aus dem Altnorwegischen (Wick ist eine Gründung der Wikinger) und bedeutet so viel wie Bucht. Der Name kommt auch in Deutschland einige Male vor, z.B. im Kieler Stadtteil Wik oder in der Inselstadt Wyk auf Föhr.
Pulteney gehört seit 1995 zu Inver House, welches seinerseits zwischen 2006 und 2008 schrittweise von International Beverage Holdings aus Hong Kong geschluckt wurde. Der Hausstil wird allgemein als maritim beschrieben, was auf der Firmenhomepage auch durchgängig visuell umgesetzt ist. Die Flaschen von Old Pulteney ziert seit jeher ein Fischerboot, was auch Sinn ergibt, da dessen Heimatstadt Wick einst ein wichtiger Fischereihafen war. Die Brennerei hat heute nur noch zwei Stills, eine davon ist eine etwas ungewöhnliche wash still, da ihr der typisch gebogene "Schwanenhals" fehlt. Der mündlichen Tradition zufolge wurde dieser beim Aufbau abgeschnitten, da er sonst nicht in das Gebäude gepasst hätte. Auf jeden Fall sind die Whiskyflaschen der Firma in der Form dieser wash still nachempfunden. Die Lagerung des Whiskys erfolgt bei Pulteney traditionell in Bourbonfässern; das Lager fasst etwa 30.000 Stück. Ein guter Teil der Produktion geht in die Blends von Ballantine's.
Im Brennereiportfolio finden sich aktuell die Altersstufen 12, 17, 21 und 30 sowie ein Whiskylikör und eine Limited Edition, die nach bekannten Booten aus der Region benannt ist, aktuell der Spectrum WK217. Das Design wurde in den letzten zwei Jahren einer moderaten Erneuerung unterzogen, das Bild unten zeigt noch die alte Aufmachung der Flasche. Für einen Single Malt ist der heute besprochene 12-jährige recht günstig, es gibt ihn immer noch für unter 30,- EUR zu kaufen. Meine Flasche habe ich für 28,- im Fachhandel erstanden.
Vor den eigentlichen Verkostungsnotizen muss ich eben noch das Akustikdesign der Brennerei loben, der Whisky gab ein wunderschönes, tieftönendes gluck gluck gluck beim Einschenken.
Bild: TAQ
Art und Herkunft: Single Malt, Highlands (Northern)
Aussehen und Aroma: Bernsteinfarben. Im Geruch wirklich extrem maritim: Jod, Seegras, Seebrise, Möwengeschrei. Fruchtige Untertöne von Pflaume und Papaya.
Geschmack: Zuerst viel Karamell, Süße. Merklich weniger maritim als in der Nase. Ein bisschen Salz, nur wenig Rauch. Eher frisch und fruchtig. Obstschnitte. Sherry.
Abgang: Mittellang, an der Grenze zu Lang. Immer deutlicher Pfeffer, dann auch noch mehr Salz.
Fazit/Tipp: Der Old Pulteney hat mir persönlich sehr gut gefallen, auch im Freundeskreis wurde er gerne genommen. Wer die Torfigkeit der (meisten) Islay-Whiskys nicht so mag, findet hier eventuell einen Malt mit Meerescharakter ohne den Rauch. Erinnert mich ein wenig an ähnliche Abfüllungen von Arran. Für den Preis eigentlich schon ein must have.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 26. Oktober 2013.
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