Den heutigen Whisky habe ich vor gut einem Jahr bei ars coquendi in Georgsmarienhütte erstanden, einem Laden für Feinkost und High-End-Küchengerätschaften. Es handelte sich um ein Produkt aus dem Sortiment der Firma wajos, welche ein ähnliches Konzept verfolgt wie z.B. "vom Fass", nämlich hochwertige Öle, Essige und Schnäpse lose an den Endverbraucher abzugeben - zu einem deutlich höheren Preis, versteht sich. Ich bin ehrlich gesagt kein besonders großer Fan dieser Idee, denn die meisten Sachen sind mir echt zu teuer - insbesondere auch bei den Single Malts, die ja eh immer kostspieliger werden. Vorteilhaft finde ich allenfalls, dass man auch kleine Gebinde abnehmen kann, so dass ein Fehlgriff nicht so ärgerlich ist.
Ich schrieb übrigens vorhin: "es handelte sich um ein Produkt", also Vergangenheitsform. Gerade war ich nämlich auf noch einmal auf der Seite der wajos und musste feststellen, dass man Whisk(e)y anscheinend gar nicht mehr vertreibt; der Fokus scheint jetzt auf Likören und Obstlern zu liegen, was ja auch ganz schön sein kann. Umso froher bin ich, dass ich mir den Braeval damals doch noch geholt habe, denn es war gleichzeitig auch mein erstes Mal mit einem Tropfen aus der besagten Destillerie.
Es gibt eine "neue" und eine "alte" Braeval (keine Webseite): die Alte wurde 1973 von Chivas Brothers gegründet und hatte von vorneherein nur die Aufgabe, Material für die Produktion von Single Blends bereitzustellen. Daher hat es auch - meines Wissens - niemals eine firmeneigene Abfüllung gegeben. Die Brennerei wurde so konstruiert, dass sie nach außen hin traditionell anmutet (mit dem typischen Pagodendach), im Inneren jedoch so automatisiert läuft, dass sie im Notfall von einer einzigen Person in Gang gehalten werden kann. Früher hieß die Destillerie noch Braes of Glenlivet, nach der Region, in der sie steht, wobei das Wort brae einen Berghang bezeichnet. Zwischen 2002 und 2008 war sie geschlossen, praktisch zeitgleich mit der Schwesterbrennerei Allt A' Bhainne (die allerdings bereits 2005 wiedereröffnete). Seit dem Neustart firmiert man offiziell unter dem Namen Braeval, sodass ich mir für den heutigen Beitrag beide Bezeichnungen als Überschrift gewählt habe, denn bei einem siebzehnjährigen Tropfen aus dem Hause wurde dieser ja offiziell noch unter dem alten Namen abgefüllt.
Art und Herkunft: Single Malt, Speyside (Livet)
Aussehen und Aroma: Hellgolden, mit einem leichten Kupferton. Das Fassholz kommt im Geruch sehr deutlich durch: dominante Vanille. Menthol und frische Tabakblätter.
Geschmack: Vorne auf der Zunge ein leichtes Prickeln. Weiter hinten am Gaumen viel sanfter. Etwas Karamell, mehr als nur ein Hauch von Orangen: Mirinda.
Abgang: Lang und kräftig. Heiß, mit einem Hauch von Kakao.
Fazit/Tipp: Sehr mächtig und wärmend, dabei auch eigentümlich fruchtig. Er braucht meines Erachtens einen kleinen Schuss Wasser, dann wird er etwas weicher und deutlich nuancierter. Alles in allem ein ganz schöner Single Malt, den man leider nicht oft zu Gesicht bekommt.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 2. August 2014. Dann bleiben wir noch ein wenig in der Region, mit einem Standard aller Standards, dem Zwölfjährigen "der" Glenlivet-Brennerei.
- Euer Tomas Aquinas
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