Samstag, 5. Juli 2014

John Player Special NAS (40% Vol.)

Hach ja - die Siebziger. Ein kleiner Kerl war ich damals noch, Jahre entfernt vom Tabak- und Alkoholkonsum. In unserem Haus hatten wir ganz seltsame Tapeten. Und solche eiförmigen Sessel (wer nicht weiß, was ich meine: so wie die Sessel bei dem "Vorstellungsgespräch", zu dem Will Smith in Men in Black geht). Und obwohl die Nostalgie - wie das bei alternden Menschen gerne mal ist - so manches mit einem rosaroten Schleier übertüncht, kann ich mich doch relativ gut und genau an die Werbekampagnen von John Player, insbesondere für deren Marke John Player Special (in der schwarzen Box) erinnern. Es gab damals diese Kampagne black is beautiful, bei der schwarze Sticker mit dem Slogan von hübschen Mädchen in kurzen schwarzen Röcken (auch für die Mädchen war ich zu jung) verteilt wurden.

Ab etwa 1972 hatte man sich bei der Firma aus Nottingham, welche heutzutage zu Imperial Tobacco gehört, auf eine branding-Strategie festgelegt, die allumfassend sein und die Marke diversifizieren sollte (etwas, was dann von anderen Firmen später erfolgreich kopiert wurde). Die typische Werbung für die John Player Special-Zigaretten (JPS) übrigens, die in der Regel eher im Bereich des Motorsports stattfand (Lotus), muss wohl irgendwie Eindruck genacht haben, denn als ich ein paar Jahre später zu rauchen anfing, war ich kein Marlboro-Mann, sondern bevorzugte die exklusiven, coolen, intellektuellen JPS. Aber um auf die Marketingstrategie zurückzukommen: Players plante, JPS auch als Marke außerhalb der Raucherwelt zu etablieren. Somit gab es dann Bekleidung (einen Kaschmirschal mit entsprechendem Logo hatte ich in den 80ern selber), Herrenkosmetik (After Shave, Eau de Cologne), Feuerzeuge und eben zum Beispiel den gleichnamigen Whisky, den ich heute bespreche.

Gebrannt wurde der John Player Special Blended Scotch natürlich nicht von Players selbst; der Auftrag ging an die Langside Distillers in Glasgow, die aber nichts weiter waren als eine Marke (keine real existierende Firma) von Douglas Laing, wie Fred Laing in einem Interview von 2010 ausführte. Als sich die Firma Laing dann im Frühjahr 2013 aufspaltete, wanderte der JPS-Scotch in das Portfolio von Hunter Laing. Auf deren Webseite ist er allerdings mittlerweile nicht mehr anzutreffen; überhaupt sind alle Blends von dort entfernt worden. Hunter Laing will sich wohl auf den Bereich der Single Malts konzentrieren. Eine Nachfrage meinerseits nach dem Verbleib bzw. der Zukunft der Marke würdigte man in Glasgow keiner Antwort. Daher habe ich mir sicherheitshalber nochmal eine Flasche dieses Klassikers geleistet, bevor er völlig vom Markt verschwindet. 

In Deutschland ist der JPS fast nur online zu erwerben, er kommt dort meistens in der gut aussehenden Einliter-Exportflasche und kostet in der Regel so um die 20,- EUR, ist also recht günstig.



Art und Herkunft: Blended Scotch Whisky

Aussehen und Aroma: Relativ hell, strohgold. Unaufdringliche Nase, etwas Marzipan oder gebrannte Mandel.  Ein bisschen Honig, dezente Röstaromen.

Geschmack: Ziemlich scharfer Antritt, Süße und Salzigkeit wechseln sich auf der Zunge ab. Nicht wirklich honigsüß, eher bitterschokoladig-nussig. Recht sanftes Mundgefühl.

Abgang: Mittellang. Trockener als im Mittelteil. Bienenwachs.

Fazit/Tipp: Ein vernünftiger Blend. Keine große Offenbarung, aber solide Qualitätsarbeit. Für den Preis absolut okay, irgendwie schade, wenn dieser "coole" Blend vom Markt verschwindet.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 12. Juli 2014.

- Euer Tomas Aquinas


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