Samstag, 25. Juni 2016

Rumlungern und rumtrinken, Folge 3: Aldea Maestro NAS (10 J.) (40% Vol.)

Einen spanischen Rum habe ich - jedenfalls soviel ich weiß - noch niemals getrunken. Das wird sich heute aber ändern, denn der Rum, den ich gerade eben blindlings aus dem Fässchen gezogen habe, ist der Aldea Maestro. Verantwortlich zeichnet die Destilerias Aldea S.L. aus Teneriffa. Gegründet wurde sie im Jahre 1936 von einem Herrn Manuel Quevedo Alemán (1872-1968), der zu dieser Zeit bereits ein bewegtes Leben hinter sich hatte. Er hatte viele Jahre auf Kuba verbracht, war dann aber nach Spanien zurückgekehrt, um in der vom Vater auf ihn weitervererbten Zuckerbranche zu arbeiten. Später emigrierte er aus geschäftlichen Gründen auf die portugiesische Insel Madeira, wo er jedoch wenig Glück hatte. Als er auf die kanarischen Inseln zurückkehrte, beschloss er fortan sein eigener Herr zu sein und begann mit der Herstellung von Spirituosen. Auch heute ist das Kerngeschäft immer noch in den Händen der Familie.

Die Rums von Aldea werden nicht am Firmensitz, sondern auf der Insel La Palma gebrannt. Anders als viele andere werden sie nicht aus Melasse, sondern aus Zuckerrohrsaft (wie z.B. auch die kolonialfranzösischen Agricoles) hergestellt und man verwendet dafür Brennblasen aus Kupfer. Das gegenwärtige Portfolio umfasst verschiedene braune und weiße Rums, teils mit Altersangabe, sowie einige süße Liköre auf Rumbasis. Zumindest auf der offiziellen Webpräsenz wird der Maestro nicht (mehr?) beworben. Falls er dem auf Instagram gezeigten Maestro 2001 entspricht, wäre er ein Zehnjähriger. Er scheint aber mittlerweile vergriffen zu sein, denn ich finde auf die Schnelle keinen Shop, der ihn noch führt.

Update (25. Juni 2016): Nach einem Hinweis von F.G.K. habe ich nochmal den Hochglanzprospekt genauer unter die Lupe genommen und nach intensivem Stöbern im Kleingedruckten des Rätsels Lösung gefunden: Der "neue" Aldea ohne Altersangabe auf dem Etikett ist seit Anfang des Jahres der Name des Aldea Superior 10 - und als solcher auch noch online erhältlich, für um die 38,- EUR.



Art und Herkunft: Rum, Spanien (Kanarische Inseln)

Besonderheiten: Hergestellt aus Zuckerrohrsaft

Aussehen und Aroma: Dunkles Strohgold. Den Geruch finde ich relativ nichtssagend, eher duftig-parfümiert. Erinnert an Rasierwasser.

Geschmack: Sehr süß und mild zu Beginn. Reichlich Eichenfass und auch Vanille. Kurz darauf dann ein kräftiger Tritt in den Allerwertesten, mit durchaus mehr als nur ein bisschen Schärfe. Eingelegte Früchte, Rumtopf.

Abgang: Mittel bis lang und ziemlich warm. Etwas dunkle Schokolade?

Fazit/Tipp: Ein anständiger Rum, der mich aber nicht wirklich vom Hocker haut. Ich finde ihn zwischenzeitlich etwas zu ruppig, allerdings bessert sich das etwas, wenn man ihn länger atmen lässt.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 2. Juli 2016.

- Euer Tomas Aquinas


Samstag, 18. Juni 2016

Rumlungern und rumtrinken, Folge 2: Cubaney Magnifico 12 J. (38% Vol.)

Zeit für einen weiteren Griff ins Rumfässchen [wühlt mit geschlossenen Augen] ... aah: heute haben wir einen veritablen Zwölfender im Angebot, den Magnifico von Cubaney. Anders als der Name eventuell vermuten lässt, ist das kein kubanischer, sondern ein dominikanischer Rum, auch wenn die Firma, welche dahinter steht, tatsächlich kubanische Wurzeln hat.

Oliver y Oliver Internacional wurde von Juanillo Oliver im Jahre 1874 gegründet. Der Mann war ursprünglich als spanischer Soldat (es war die Zeit des ersten kubanischen Unabhängigkeitskrieges) nach Kuba gekommen, beschloss nach seiner Dienstzeit aber, sich dauerhaft dort niederzulassen und Geschäftsmann im Spirituosengewerbe zu werden. Auf jeden Fall gibt es auf der Insel immer noch ein Dorf, das nach ihm benannt ist. Mit der Herstellung von Rum war aber nach der endgültigen Unabhängigkeit Schluss, denn gegen Ende des Krieges waren die gesamten Produktionsanlagen zerstört worden und man widmete sich zunächst anderen Geschäftsfeldern. Obwohl: "zunächst" ist gut. Erst hundert Jahre später stieg man wieder in das Schnapsgeschäft ein. Die Familie hatte zwischenzeitlich Kuba ganz verlassen (nach der sozialistischen Revolution) und sich auf verschiedenen karibischen Inseln neu angesiedelt. Ramon Oliver, der Urenkel des Firmengründers, kam 1993 im privaten Rahmen zurück in die alte Heimat und entdeckte dort das ursprüngliche Geschäftsfeld seines Ahnen neu.

Produziert wird, trotz aller politischen Tauwetter, weiterhin in der Dominikanischen Republik, obwohl für verschiedene Produkte der Firma Spirituosen aus anderen Ländern zugekauft werden. Wer sich die oben verlinkte Firmenhomepage genauer anschaut, merkt schnell, dass Oliver y Oliver keine kleine Klitsche im Hinterhof einer Wellblechhütte ist: die Rede ist von über 6.000 Eichenfässern, in denen die Produkte des Hauses reifen. Das Portfolio ist dementsprechend groß und umfasst neben diversen Likören und Spiced Rums auch verschiedene traditionelle Rums nach kubanischer und dominikanischer Art. Unter der Marke Cubaney finden sich unter anderem einige Premiumsorten, die bis zu 25 Jahre gereift sind. Eine große Flasche des heute verkosteten Magnifico kostet online um die 25,- EUR.


Art und Herkunft: Rum, Dominikanische Republik

Besonderheiten: Reifung im Eichenfass (nach der Solera-Methode)

Aussehen und Aroma: Dunkles Gold, leichter Kupferstich. Trockener Geruch. Kirschholz, etwas Pfirsich. Popcorn mit Karamell.

Geschmack: Ziemlich kräftiger Antritt. Kräftig alkoholisch, aber nicht unangenehm. Wieder einigermaßen viel Holz auf der Zunge. Und Kirschen - diese Amarenakirschen aus dem Glas meine ich. Mithin auch ein deutlicher Hauch von Bittermandeln.

Abgang: Lang, warm und trocken. Einige würzige Eindrücke bleiben noch lange auf der Zunge.

Fazit/Tipp: Wie viele kubanische Rums finde ich ihn ein bisschen holzig. Ansonsten ist er aber nicht schlecht - überhaupt nicht schlecht. Könnte ich mir auch gut in einem hochwertigen Cocktail vorstellen (das kleine Probegebinde reicht leider nicht zum Experimentieren).

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 25. Juni 2016.

- Euer Tomas Aquinas

Samstag, 11. Juni 2016

Quengelware, Folge 7: Kisker Irish Coffee (36% Vol.)

Ob das ein Zeichen ist? Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen kommt mir ein Produkt der Wilhelm Kisker GmbH aus Halle/Westfalen auf den Tisch. Allerdings vermute ich, dass der damals verkostete Burekorn doch in einer etwas anderen Liga spielt als der Irish Coffee, den ich - den Regeln für diese Rubrik gemäß - an der Kasse im Supermarkt besorgt habe.

Über die Brennerei brauche ich wohl nicht mehr viel erzählen, das habe ich alles neulich schon gemacht. Darum stattdessen: eine kurze Geschichte des Irish Coffee. Der Erzählung nach wurde er an einem regnerischen Tag in den 1940ern von einem Mann namens Joe Sheridan erfunden, der den durchnässten Passagieren eines Flugbootes etwas Gutes tun wollte und ihnen daher einen heißen Kaffee mit irischem Whiskey kredenzte. Von Irland aus kam das Rezept durch Stanton Delaplane, einen amerikanischen Reiseschriftsteller, in die Vereinigten Staaten und wurde dort berühmt gemacht.

Irish Coffee wird natürlich traditionell aus "frischen" Zutaten zubereitet, Kisker offeriert die Lösung zum Selberbasteln in Form eines Likörs, in dem (fast) alles, also "Whiskey, Rohrzucker und geröstete Kaffeebohnen" bereits enthalten sind und nur mit heißem Wasser aufgegossen werden müssen. Traditionell gehört eine Sahnehaube dazu, das wird für mich die größte Herausforderung. Ob die Kunden, die den Irish Coffee sonst so mitnehmen, sich diese Mühe auch machen, kann ich allerdings nicht beantworten. Das obligatorische "Nosing" mache ich aber vor der Sahneattacke.



Art und Herkunft: Kaffeelikör mit Whiskey, Deutschland

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Das fertige Produkt sieht schon so aus wie ein Irish Coffee aussehen muss. Der Geruch überzeugt mich hingegen weniger. Ziemlich dumpf und irgendwie muffig. Den Whiskey rieche ich eher nicht durch. Fast könnte ich schwören, einen billigen Rotwein vor der Nase zu haben, was natürlich nicht sein kann.

Geschmack: Ich trinke den Irish Coffee ordnungsgemäß "unter dem Sahnehäubchen weg", also ohne umzurühren. Zucker habe ich nicht noch extra hinzugefügt. Nun endlich schmeckt man den Whiskey durch: erwartungsgemäß hat man sicher nicht den teuren genommen. Obwohl ich beim Wasser etwas gespart habe (Kisker schlägt ein Mischungsverhältnis von 1:2 vor), bleibt der Geschmack sehr lasch. Der Kaffee kann sich kaum gegen die spritige Dominanz durchsetzen. Süß genug ist das Ganze allerdings schon.

Abgang: Kurz, aber relativ künstlich. Auf der Zunge bleibt kaum etwas zurück als wieder dieser etwas muffig wirkende Kaffeedunst.

Fazit/Tipp: Vielleicht was für einen kühlen Tag, wenn man nichts besseres zu tun hat. Es schmeckt nun nicht ganz schlecht, aber mit einem "echten" Irish Coffee aus frischem Kaffee und Whiskey ist die Fertigmischung nun wahrlich auch nicht zu vergleichen. Einen kleinen Tropfen habe ich dann auch noch pur gekostet: nicht wirklich zu empfehlen. Für sowas gibt es die teureren High-End-Kaffeeliköre.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 17. Juni 2016.

- Euer Tomas Aquinas


Samstag, 4. Juni 2016

Rumlungern und rumtrinken, Folge 1: Don Papa NAS (40% Vol.)

Willkommen zu unserer neuen Miniserie Rumlungern und Rumtrinken, welche meine Frau ermöglicht hat. Genauer gesagt dadurch, dass sie mir zu Weihnachten 2015 das praktische Rumprobier-Fass von Rum und Co. geschenkt hat. Version 2.0, um genau zu sein, wenn man den Ausführungen auf deren Webseite folgt. Solche Sachen finde ich ja immer sehr praktisch, denn sie ermöglichen einem einen schnellen Überblick über Produkte, die man noch nicht kennt - ohne dabei viel Geld für eine Flasche auszugeben, die einem nachher vielleicht gar nicht mehr schmeckt. Das kleine Holzfässchen ist auch recht schmuck und es liegt ein Heftchen mit Informationen zu den sechs enthaltenen Rums bei. Aus dem wir natürlich nicht ausführlich zitieren. Hier wird noch selbst recherchiert, dankeschön. 

Frischauf also und hineingegriffen in das Holzfass: wir beginnen heute mit dem Don Papa, einem Rum ohne offizielle Altersangabe (aber mindestens sieben Jahre in Ex-Bourbonfässern gereift), der im großen Gebinde um die 35,- EUR kostet und in Deutschland von der Sierra Madre GmbH (Import von Lebensmitteln und Spitituosen) vertrieben wird. Der Name Don Papa ist eine Reverenz an den legendären philippinischen Rebellen Dionisio Magbuelas, auch genannt Papa Isio, der am Ende des 19. Jahrhunderts eine Zeit lang mit Erfolg in den Wäldern seiner Heimatinsel Negros gegen die spanische Oberherrschaft und auch gegen die katholische Kirche kämpfte (er selbst war Anhänger einer schamanistischen Tradition namens Pulahan). Nebenbei brannte er auch illegal Schnaps, wenn auch aus Kokosnüssen, was ihn natürlich zu einem geeigneten Schutzpatron für eine Destillerie macht.

Der gleichnamige Rum wird als Small Batch ausschließlich mit Zuckerrohr von der Insel Negros hergestellt und von der Herstellerfirma (The Bleeding Heart Rum Company) als Single Island Rum angesprochen, da er dort auch gebrannt wird und reift. Die Beilage von Rum und Co. beschreibt ihn als fruchtig und von verspielter LeichtigkeitAuf jeden Fall ist es der erste Rum von den Philippinen, den ich versuche; ich bin also sehr gespannt.

Art und Herkunft: Rum, Philippinen

Besonderheiten: Small Batch, aus Zuckerrohr

Aussehen und Aroma: Satter dunkler Bernstein. Extrem aromatisch: nach ein paar Minuten duftet mein ganzes Zimmer danach. Sehr, sehr viel Vanille und Toffee. Frucht erst nach einer Weile und eher am Rande. Etwas Limette? Aprikose?

Geschmack: Auch auf der Zunge im Antritt zunächst etwas zitrusartiges, ein kleiner Stich. Gleichzeitig supersüß, mit Noten von Honig und Zuckerwatte. Wieder viel Butterscotch. Dabei auch noch durchaus kräftig. Sehr angenehmes Mundgefühl.

Abgang: Lang, zum Ende hin sehr warm und kaffeeartig. Auf der Zunge bleibt ein säuerliches Prickeln wie von Limonen- oder Limettenzeste.

Fazit/Tipp: So kann es meinetwegen weitergehen. Bereits der erste Rum aus der "Kollektion" überzeugt mich absolut. Ein sehr aromatischer und vielschichtiger Tropfen, der ganz naturbelassen ist, aber wie ein Spiced Rum schmeckt. Ich bin durchaus in Versuchung, mir eine große Flasche vom Don Papa zu kaufen.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 11. Juni 2016.

- Euer Tomas Aquinas


Freitag, 3. Juni 2016

Zwischendurch: Termine Juni 2016

Lokal und Regional

27. Hasberger Weinfest (Hasbergen: 3. bis 5. Juni)


National

Taste the Best Fest 2016 (Nördlingen: 10. bis 12. Juni)


Jahrhundertsud-Festival (Steinsdorf/Ingolstadt: 25. Juni)

International

The 15th Hukilau (Fort Lauderdale, FL, USA: 8. bis 12. Juni)


Middle Earth Beer Festival (Hurst Green, England: 17. und 18. Juni)

5th Fermentation Celebration (Bend, OR, USA: 23. Juni)

Leids Bierfestival 2016 (Leiden, Niederlande: 25. Juni)


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