Sonntag, 29. Januar 2017

Armorik Classic NAS (46% Vol.)

Die Destillerie Warenghem im bretonischen Lannion existiert schon seit 1900 und ist immer noch nach dem Gründer Léon Warenghem benannt. Der Name kam mir beim ersten Hören seltsam "belgisch" vor - und tatsächlich: der Herr war ein Zugereister aus dem Norden, ein Ch'ti, wie man in Frankreich sagt, aus der heutigen Region Hauts-de-France direkt an der belgischen Grenze (wo es übrigens noch kleinere Gemeinden gibt, in denen man Flämisch und nicht Französisch spricht).

Natürlich begann man damals nicht gleich mit der Herstellung von Whisky, sondern mit dem auch heute noch produzierten Elixir d'Armorique (Aremorica war die Bezeichnung der Region zur Römerzeit - siehe Asterix und Obelix), einem Kräuterlikör, welcher heutzutage tatsächlich einen kleinen Schuss hauseigenen Whiskys enthält. In der nächsten Generation wurde das Angebot dann noch einmal vielfältiger; es kamen Dinge wie Kirschwasser und Crême de Menthe hinzu. Seit 1967 ist die Brennerei zwar immer noch ein Familienbetrieb, jedoch haben seitdem die Leizours die ursprünglichen Warenghems mehr oder weniger aus dem aktiven Geschäft verdrängt. Die Apfelweine und -schnäpse des Hauses werden z.B. unter dem Namen Gilles Leizour vertrieben.

Whisky gibt es von Warenghem seit 1987, genauer gesagt: den dreijährigen Blend WB. Der erste Single Malt (etikettiert als "bretonischer Whisky", nicht etwa "französischer Whisky") mit dem Namen Armorik (siehe oben) erschien dann 1998. Insgesamt offeriert die Firma aktuell drei Blends und sechs Single Malts in unterschiedlicher Ausstattung. Nach einer Neuorientierung des Portfolios ist der ursprüngliche Armorik jetzt als Original Edition immer noch erhältlich, neuer Standard ist jedoch der heute verkostete Classic ohne Altersangabe. Er ist in der Regel in deutschen Onlineshops für um die 30,- EUR erhältlich. Ab Destillerie ist er übrigens bedeutend teurer. Es handelt sich um eine Verbindung verschiedener Malts aus Sherry und Refill-Bourbon-Fässern (letztere anscheinend von Buffalo Trace).



Art und Herkunft: Single Malt, Frankreich (Bretagne)

Besonderheiten: nicht kaltfiltriert

Aussehen und Aroma: Hellgolden, schmale legs. In der Nase kommen die verschiedenen Fässer deutlich durch. Einerseits finden wir so etwas wie getrocknete Pflaumen, andereseits aber auch etwas Klebstoff und reifen Apfel. Ich meine, noch eine etwas frische, minzige Note herauszuriechen.

Geschmack: Sehr kräftiger, würziger Antritt. Wieder Trockenobst, daneben auch Vanille und Nelken. Leichte Süße und auch Rauch in geringer Dosis (eher Holzfeuer als Torffeuer). Später dann erneut etwas "apfeliger" und leicht salzig.

Abgang: Durchaus lang und warm. Trocken, aber nicht zu trocken.

Fazit/Tipp: Das ist ein sehr schöner und leicht maritimer Whisky, der den Vergleich mit schottischen Produkten, insbesondere von der Küste oder den Inseln, nicht zu scheuen braucht. Bei einer Blindverkostung hätte ich auf einen Oban oder ähnliches getippt. Kaufempfehlung! Wasser kann, muss aber nicht.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 5. Februar 2017.

- Euer Tomas Aquinas

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