Samstag, 7. Januar 2017

Armeti VSOP 5 J. (40% Vol.)

Heute mache ich das Bild zum Artikel mal absichtlich ein bisschen kitschig ... ein bisschen mit dem Weichzeichner rumfudeln und so. Warum? Weil ich die Verpackung des armenischen Brandys Armeti, der hier vor mir auf dem Tisch steht, auch so leicht überladen-kitschig finde. Schönes neues Jahr euch allen!

Armenischer Brandy? Ja, warum denn nicht?? Wusstet ihr nicht, dass Armenien einen langen (und guten Ruf) als Produzent von Weinen und Weinbränden hat? Habe ich vor vielen Jahren sogar schon bei Peter Scholl-Latour gelesen. Im früheren Ostblock waren armenische Brandys das, was im Westen französischer Cognac (so hieß auch der armenische damals, das darf heute freilich nicht mehr sein) war. Ein erlesener Genuss. Diese Flasche hier habe ich aus dem Nachlass meines armen Vaters ... leider ist er nicht mehr dazu gekommen, sie zu öffnen. So habe ich denn also heute die Ehre.

Hergestellt wird dieser Weinbrand von der Destillerie Proshyan nahe der gleichnamigen Kleinstadt in Zentralarmenien. Die Firma ist dem Kenner nicht unbekannt und hat sogar einen eigenen Eintrag auf der englischsprachigen Wikipedia. Das ist gut, denn auf der firmeneigenen Webseite liest man überhaupt nichts über die Geschichte - nicht mal, dass Proshyan schon 1885 gegründet wurde. Dafür findet man aber jede Menge Brandys. Das Sortiment zeigt sich fast unüberschaubar groß; lustigerweise ist ausgerechnet der heute verkostete Armeti nicht dabei. Vielleicht nicht unbedingt das Flaggschiff? Oder nur eine Abfüllung für einen besonderen Markt (Deutschland)? Der Geschäftsführer Armen Gasparyan hat in einem Interview vor fast drei Jahren mal erwähnt, seine Firma sei ohnehin die einzige, welche armenischen Brandy nach Deutschland exportiere. Das Gespräch ist übrigens selbst mit Googles Übersetzer noch relativ informativ: unter anderem geht es um die Güte der verwendeten armenischen Trauben und darum, dass nicht der Wodka, sondern der Brandy und der Wein die Nationalgetränke des Landes sind.

Der gute Tropfen ist in Deutschland für Preise zwischen 14 und 20 Euro zu bekommen. Schauen wir also mal, was er kann:



Art und Herkunft: Weinbrand, Armenien (Provinz Kotayk)

Besonderheiten: keine

Aussehen und Aroma: Ganz am unteren Ende des Portfolios kann er nicht stehen: man hat ihm sogar einen richtigen Korken spendiert. In der Farbe sehr schön: wie dunkles Holz, mit einem rötlichen Schimmer. In der Nase sehr starkes Eichenfass, Vanille. Ein Hauch von Weihnachtsbäckerei. Rumaroma. Glühweingewürz.

Geschmack: Doch ein recht aggressiver Antritt. Ziemlich trocken, aber durchaus süß. Dezente Hinweise auf Backpflaumen. Sehr holzig. Tabak. Wenn man ihn ein paar Minuten stehen lässt, ist er genau richtig: deutlich sanfter, mehr Vanille. Aber auch weniger süß.

Abgang: Lang und relativ kräftig. Ethanoldämpfe, leichter Hustenreiz. Nach dem Ventilieren ebenfalls gefälliger. Immer noch recht trocken. Ganz zum Schluss ein paar bittere Noten. Kaffeesud.

Fazit/Tipp: Dieser Weinbrand braucht Luft, Luft und nochmals Luft. Dann ist er durchaus angenehm. Ein paar kleinere Ecken und Kanten behält er aber dennoch. Was für ihn spricht: er fährt mächtig in die Beine. Geeignet als Schlummertrunk.

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 14. Januar 2017.

- Euer Tomas Aquinas




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