Sonntag, 3. April 2011

Hendrick's vs Bombay und ein Tritt ins Gesicht

Wenn uns das Angrillen an diesem Wochenende etwas gelehrt hat (und das hat es), dann, dass man nie genug zu Trinken da hat und dass sich über Geschmack trefflich streiten lässt. Besonders faszinierend fand ich die Tatsache, dass wir durch einen glücklichen Zufall gleich zwei Gins zur Verkostung hatten - nämlich meine liebe kleine Flasche Hendrick's und ein Fläschchen Bombay Sapphire ... zwei ganz unterschiedliche Charaktere. Bombay Sapphire rühmt sich, zusätzlich zu dem traditionellen Wacholder, neun weitere sogenannte "Botanicals" zu verwenden, nämlich Süßholz, Koriander, Zitrone, Mandel, Zimtkassie, Kubebenpfeffer, Guineapfeffer, Schwertlilie und Echte Engelwurz. Destillation mittels Dampfinfusion. Hendrick's verwendet nur zwei zusätzliche "Botanicals", nämlich Rosenblüten und Gurke...ein Teil des Getränks wird mittels klassischer Destillation hergestellt, die Rosen- und Gurkenaromen ebenfalls per Dampfinfusion.

Trinkstärke des Hendrick's die traditionellen 44%, die des Bombay Sapphire die ungewöhnlichen, nur auf dem deutschen Markt existierenden 40% (sonst weltweit 47%).

Generell wurden beide Gins als positiv bewertet, der Hendrick's ist jedoch eindeutig milder und die Gurkennote ist am dominantesten ... sie macht den Gin extrem trinkbar und, meiner bescheidenen Meinung nach, zu einer idealen Zutat für den Sommernachtsabend-Gin Tonic (klassisch mit Gurkenscheibe).

Im Gegensatz dazu der Sapphire definitiv etwas "wilder", auch öliger im Geschmack. Wurde jedoch am Abend sehr gerne genommen und als "charaktervoller" hoch gelobt...er ist in der Tat recht würzig und hat eine schöne Fruchtnote.

Ich bin und bleibe Hendrick's-Fan ...der aber, dass muss man sagen, mit ca. EUR 29,- pro Flasche (wohl auch aufgrund der künstlichen Verknappung; im Vergleich zu anderen Produkten wird jährlich nur eine sehr überschaubare Menge hergestellt) finanziell gesehen wirklich kein Gin für "alle Tage" ist. Insofern ist meines Erachtens der Bombay Sapphire eine vernünftige Alternative "für unter der Woche", die einem einen schönen Genuss ohne Reue beschert.

Der Hammer des Abends war allerdings die Erstverkostung des Angel d'Or, eines mallorquinischen Orangenlikörs. Was hatte ich nicht alles Gutes über dieses Produkt gehört: "natürlich-fruchtiger Likör auf Basis bester Orangen-Destillate" (Eigenwerbung). "Schmeckt tausendmal besser als Cointreau" (irgendein Schmock auf chefkoch.de).

Beim ersten Schluck pur, on the rocks (wie empfohlen) fühlte ich mich unangenehm an das Brüsseler Bierfest 2009 erinnert, an die Verkostung des Jules de Bananes der Brauerei de Ryck ... der selbe Schlag ins Gesicht, der selbe unnachahmliche Geschmacksmix aus Chemieklo und Plastiktank. Besonders letzteres. Auch der zweite Schluck war nicht besser ... was soll man noch sagen? Abhilfe brachte da nur die Verdünnung mit ca. einem Liter Orangensaft (wie es ja auch das Rezeptheftchen vorschlägt, mit einem Spritzer Grenadine als "Angel's Best"), dann ging es einigermaßen. Also, zum Mixen ... meinetwegen. Aber pur ... wie Cointreau? Das Leben ist einfach zu kurz.

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