Freitag, 22. April 2011

Deutsche Scholle

Ich selber habe ja überhaupt keinen grünen Daumen, aber was meine beiden Freunde im KGV Deutsche Scholle am Ende der Kokschen Straße so in ihrem Garten leisten, das ist schon nicht schlecht. Vor allem deshalb, weil ihre kleine Laube an einem der ersten wirklich lauen Aprilabende so schön zum Sitzen war. Und weil gute Gesellschaft bekanntlich durch gute Getränke noch schöner wird, hatten wir an diesem Abend auch so einige Gelegenheit zur Verkostung alter und neuerer Bekannter:

Zunächst mal ein Standard, Captain Morgan Spiced Gold. Ich bin ja ein großer Fan schon seit ewigen Zeiten, obwohl er mir in letzter Zeit etwas künstlicher im Geschmack vorkommt - wobei das wahrscheinlich an meinem Zurück-zur-Natur-Trip liegt, den ich schon mal erwähnt hatte. Hoch anrechnen tue ich dem Captain nach wie vor, dass er dazu beigetragen hat, das Konzept des Gewürzrums erfolgreich neu zu beleben. Nachdem uns die obligatorische Cola ausgegangen war, mixten wir mit Apfelsaft weiter - keine wirklich neue Idee, war aber lange her, dass ich sie ausprobiert hatte. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase … schön! Memo an mich selbst: nächstes Mal naturtrüben Saft nehmen.

Das Kontrastprogramm zum Spiced Gold (welches ja kein reiner Rum ist) bot uns ein wirklich feiner St James Royal Ambre von der Insel Martinique, also von den Antillen. Der (kolonialfranzösische) Rhum Agricole wird in einem einzigartigen Prozess aus Zuckerrohrsaft hergestellt, nicht aus Melasse, wie viele andere Rums. Ich zitiere hier mal ausführlich von barfish.de:
Die Saint James Rums aus der Distillerie "Saint James" in Sainte Marie, Martinique, werden aus frischem Zuckerrohrsaft fermentiert. Die Saint James Company baut den größten Teil des benötigten Zuckerrohrs auf eigenem Land selbst an. Bei der 24 bis 36 Stunden andauernden Gärung wird der gesamte Zucker in Alkohol umgewandelt und anschließend destilliert. So entsteht der Rohrum mit 75%vol Alkoholgehalt, der dann ein halbes Jahr in Edelstahltanks ruhen darf. Während dieser Reifezeit können das entstandene Kohlenstoffdioxid und bei der Destillation entstandene Geschmacksstoffe entweichen. So bekommt der Rum nach und nach seinen harmonischen, angenehmen Duft und Geschmack.
Im Aroma unheimlich feinwürzig, mit einem Zentrum aus Vanille und sehr markanten Zitrusnoten - so markant, dass ich dachte, jemand hätte den Drink mit Limetten - oder Zitronensaft hergerichtet. Ein wirklich authentischer Rum, der ein ausgeprägtes Gewürzerlebnis bietet - und somit eine hochwertigere Alternative zum Captain darstellt. Mit ca. EUR 15,- im Einzelhandel aber noch sehr gut bezahlbar. 

Schließlich waren alle mitgebrachten Alkoholika vernichtet. So machten wir uns an eine Flasche Gancia Americano (Wermut). Diese muss gut und gerne zwanzig Jahre auf dem Buckel gehabt haben. Meine beiden KGVer sagten mir, sie hätten ihn auf einer Internetauktion günstig erstanden; er stehe nun bereits seit drei Jahren an der frischen Luft in ihrem Gärtchen herum, den Elementen schutzlos ausgeliefert - der Arme. In dieser Form ist der Gancia heute nicht mehr erhältlich, ich gehe aber davon aus, dass der Geschmack nicht mehr original war. Das fast bernsteinfarbene Getränk hatte eine süße, ultraschwere Muskatnote, die im Abgang fast das Gefühl von Serranoschinken vermittelte … ein wirklich bizarres Geschmackserlebnis, aber gar nicht mal so schlecht.

Schließlich wurde ich noch an G.'s Herausforderung anlässlich des Angrillens erinnert: Absinth habe gar keine besondere Wirkung. Muss daran denken, zum Tanz in den Mai Serpis zu besorgen.

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