Samstag, 25. Februar 2012

Wann ist das Selbe das Gleiche? Oder umgekehrt.

Neulich ist mir mal etwas interessantes aufgefallen, und zwar anhand des Artikels über die Whiskyverkostung bei Plattfuss. Beim Durchsehen der Notizen merkte ich nämlich, dass ich einen der verkosteten Whiskys schon einmal verkostet hatte, nämlich vor einiger Zeit in der Osnabrücker Saro Tapas-Bar. Und was stellte sich heraus? Beide Tastingnotizen weichen erheblich voneinander ab; nicht nur, was das benutzte Vokabular angeht sondern auch, was den Gesamteindruck betrifft. Zum Vergleich hier beide Versionen:

 Verkostung 1 (Oktober 2011, etwa 20 Uhr, vor dem Abendessen)
  • Aroma: sehr fruchtig, Orange, Zimt, Muskatnuss
  • Geschmack: Zitrus, Nougat
  • Abgang: weich, mittellang und leicht rauchig 
 Verkostung 2 (Januar 2012, etwa 22 Uhr, nach einem reichhaltigen Abendessen)
  • Aroma: Honig, Salz, Jod
  • Geschmack: leichter Honig, etwas Holz
  • Abgang: mittellang, trocken, etwas schärferer Nachbrenner
Was soll man jetzt davon halten? Außer dem mittellangen Abgang stimmt in beiden Versionen kaum etwas überein. Dass andere Begriffe verwendet wurden, ist dabei noch nicht einmal wichtig: sowohl die Assoziation "Nougat" wie auch "Honig" in der Kategorie Geschmack weisen zum Beispiel auf die Eigenschaft Süße hin. Aber die Aromen wurden tatsächlich sehr unterschiedlich interpretiert - beim ersten Mal ein sehr fruchtiger Eindruck, beim zweiten Mal, ob bewusst oder unbewusst, eine Beschreibung, welche schon viel eher zu einem Islay passt.

Im Endeffekt beweist sich hier einfach sehr schön, was in der Fachliteratur zum Grundwissen gehört: der Geschmack eines Whiskys (und eigentlich jeden Getränks) ist abhängig von Faktoren, die mit dem Herstellungsprozess nichts zu tun haben, als da wären: Tageszeit, Stimmung, Jahrezeit, ob man gegessen hat oder nicht, ob geraucht wird, usw. usf. Bekannt dürfte jedem das Phänomen sein, dass man unter bestimmten Umständen meinte, eine besonders gute Flasche erwischt zu haben, sich diese dann für zu Hause bestellte und beim Probieren dann nicht mehr so recht wusste, warum man sie gekauft hatte. "Schmeckte der nicht neulich besser? Verdammt, schon wieder vierzig Euro im Eimer ..."

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 3. März 2012.

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