Wie kam es dazu, dass ein dänischer Seebär Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der erfolgreichsten Rumhändler in der Karibik wurde? Nun, dazu muss man erstmal wissen, dass das Königreich Dänemark damals größer war als heute. Ihm gehörte nämlich die schöne Insel Sankt Thomas, heute Teil der Amerikanischen Jungferninseln und beliebtes Urlaubsziel der Reichen und Einflussreichen (als kleines historisches Kuriosum sei noch erwähnt, dass die Insel zwischen 1685 und 1693 durch Verpachtung sogar teilweise kurbrandenburgisch war).
Nun, zurück zur ursprünglichen Geschichte: In einer dänischen Kolonie lebten natürlich auch Dänen, unter anderem Kapitän Valdemar Hanschell, der sich in der Seefahrt ein kleines Vermögen erarbeitet hatte. Dieses investierte er im Jahr 1884 in ein Schiffsausrüstergeschäft auf Barbados (ein Schiffsausrüster versorgt anlegende Schiffe mit allem, was diese benötigen, z.B. Werkzeugen, Tauen, Kleidung, Lebensmitteln, usw. - also auch Schnaps). Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte also auch ein Rum zum Sortiment, ganz nach dem Geschmack der Seeleute. Cockspur bedeutet "Hahnensporn"; anscheinend ist der Hahn ein traditionelles Symbol der Insel Barbados. Hanschells Firma existiert auch heute noch, unter dem Namen Hanschell Innis, und ist weiterhin ein Großhändler für allerlei Produkte, die in Supermärkten, in der Gastronomie und auf Kreuzfahrtschiffen gebraucht werden. Allerdings ist Hanschell Innis kein Familienunternehmen mehr, sondern gehört seit 1973 zum einflussreichen Konzern Goddard Enterprises (GE), welcher in der Karibik seine Finger in ziemlich vielen Dingen drin hat, unter anderem in Nahrungsmitteln und Getränken, Insektenvernichtungsmitteln, Mietwagenfirmen, und noch vielem mehr. Innerhalb von Goddard ist Cockspur eine eigenständige Marke (die Webseite ist übrigens nicht nur recht langweilig, sondern auch fehlerhaft: der arme Hanschell wird dort zu einem Dutch seaman, also einem Niederländer), jedoch ist der Marke keine Destillerie angeschlossen.
Produziert wird der Rum bei West Indies Rum Distilleries, einer anderen Tochterfirma von GE. Die Brennerei wurde 1893 von den (deutschen!) Gebrüdern Stades gegründet, die in den Rumhandel mit Deutschland einsteigen wollten. Heute brennt sie mitnichten nur einen einzigen Rum, sondern produziert verschiedene Sorten für verschiedene Abfüller. Zum Einsatz kommen sowohl moderne und traditionelle Coffey stills als auch pot stills. Cockspur wird - wie die meisten karibischen Rums - aus Melasse hergestellt, wobei diese größtenteils importiert werden muss (eine ausführliche Beschreibung des Produktionsprozesses findet man hier). Zurzeit werden sieben Sorten angeboten: Fine Rum (hier besprochen, manchmal auch Five Star genannt), Old Gold (für den heimischen Markt), VSOR (12 Jahre alt), Rum Punch (Mixgetränk für den heimischen Markt), Spiced (selbsterklärend), Falernum (Sirup für den heimischen Markt) und Overproof (65% Vol). Importeur für Deutschland ist die Borco. Der "Fünfsternerum" gehört zu den klassisch hellgoldenen, eher leichten Rums. Er kostet im Einzelhandel meistens um die 17,- EUR.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 4. Oktober 2014.
- Euer Tomas Aquinas
Nun, zurück zur ursprünglichen Geschichte: In einer dänischen Kolonie lebten natürlich auch Dänen, unter anderem Kapitän Valdemar Hanschell, der sich in der Seefahrt ein kleines Vermögen erarbeitet hatte. Dieses investierte er im Jahr 1884 in ein Schiffsausrüstergeschäft auf Barbados (ein Schiffsausrüster versorgt anlegende Schiffe mit allem, was diese benötigen, z.B. Werkzeugen, Tauen, Kleidung, Lebensmitteln, usw. - also auch Schnaps). Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte also auch ein Rum zum Sortiment, ganz nach dem Geschmack der Seeleute. Cockspur bedeutet "Hahnensporn"; anscheinend ist der Hahn ein traditionelles Symbol der Insel Barbados. Hanschells Firma existiert auch heute noch, unter dem Namen Hanschell Innis, und ist weiterhin ein Großhändler für allerlei Produkte, die in Supermärkten, in der Gastronomie und auf Kreuzfahrtschiffen gebraucht werden. Allerdings ist Hanschell Innis kein Familienunternehmen mehr, sondern gehört seit 1973 zum einflussreichen Konzern Goddard Enterprises (GE), welcher in der Karibik seine Finger in ziemlich vielen Dingen drin hat, unter anderem in Nahrungsmitteln und Getränken, Insektenvernichtungsmitteln, Mietwagenfirmen, und noch vielem mehr. Innerhalb von Goddard ist Cockspur eine eigenständige Marke (die Webseite ist übrigens nicht nur recht langweilig, sondern auch fehlerhaft: der arme Hanschell wird dort zu einem Dutch seaman, also einem Niederländer), jedoch ist der Marke keine Destillerie angeschlossen.
Produziert wird der Rum bei West Indies Rum Distilleries, einer anderen Tochterfirma von GE. Die Brennerei wurde 1893 von den (deutschen!) Gebrüdern Stades gegründet, die in den Rumhandel mit Deutschland einsteigen wollten. Heute brennt sie mitnichten nur einen einzigen Rum, sondern produziert verschiedene Sorten für verschiedene Abfüller. Zum Einsatz kommen sowohl moderne und traditionelle Coffey stills als auch pot stills. Cockspur wird - wie die meisten karibischen Rums - aus Melasse hergestellt, wobei diese größtenteils importiert werden muss (eine ausführliche Beschreibung des Produktionsprozesses findet man hier). Zurzeit werden sieben Sorten angeboten: Fine Rum (hier besprochen, manchmal auch Five Star genannt), Old Gold (für den heimischen Markt), VSOR (12 Jahre alt), Rum Punch (Mixgetränk für den heimischen Markt), Spiced (selbsterklärend), Falernum (Sirup für den heimischen Markt) und Overproof (65% Vol). Importeur für Deutschland ist die Borco. Der "Fünfsternerum" gehört zu den klassisch hellgoldenen, eher leichten Rums. Er kostet im Einzelhandel meistens um die 17,- EUR.
Art und Herkunft: Rum, Barbados
Aussehen und Aroma: Er ist mittelgold und hat im Glas einen leichten Grünstich. Er riecht leicht und relativ frisch: helles Holz, Vanille. Reife Trauben. Ein scharfer, alkoholischer Hauch, der recht schnell verfliegt.
Geschmack: Schärfe im Antritt, Sprit auf der Zungenspitze. Er ist, wie Plattfuss sagte, "fast rauchig", was wohl eher eine generelle Rauheit beschreiben sollte. Trockene und leicht bittere Töne. Eiche. Auch Süße ist vorhanden. Zartbitterschokolade.
Abgang: Kurz und eher trocken. Die Zunge brennt noch etwas nach.
Fazit: Kein wirklich großer Rum, aber solides Mittelmaß. Außer den genannten Ecken und Kanten ist er ziemlich leicht. In Mixgetränken, insbesondere im Verbund mit Cola, kann er sich nicht recht durchsetzen. Insgesamt ein weiterer "goldener" Rum, mit dem ich nicht recht warm werde. Kein wirklicher Fehlkauf; holen würde ich ihn mir aber wohl nicht mehr so schnell. Der mitgelieferte Tumbler ist sehr schön.
Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 4. Oktober 2014.
- Euer Tomas Aquinas
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