Samstag, 20. Februar 2016

Whisky Spring 2016 in Schwetzingen

Der Besuch von Plattfuss und mir auf der Whisky Spring 2016 war ein Geschenk meiner Frau zu meinem letzten Geburtstag (danke nochmal, mein Schatz!) und dementsprechend dankbar traten wir die Reise nach Schwetzingen an. Wie man sieht, wird diese recht nette 22.000-Seelen-Stadt von einem sehr ansehnlichen Barockschloss dominiert, in dem auch die Whiskymesse stattfinden sollte. Veranstaltungstage waren Samstag und Sonntag, aber wir hatten nur Karten für Samstag. Außerdem hatte Plattfuss für uns ein Whiskytasting mit Jens Owczarek von The Whisky Cask / The Rum Cask gebucht; dazu später unten mehr.

Untergebracht waren wir im Blauen Loch, einer Institution in der Stadt, die sehr bekannt für ihre Kneipe nebst Biergarten ist. Außerdem gibt es eben auch eine kleine Pension, die angeschlossen ist und vernünftige Qualität zu einem reellen Preis bietet. Kein Luxushotel natürlich, aber sauber und ordentlich genug.

Am Vorabend des sehr lange erwarteten Events waren  wir nicht ganz sicher, wie wir die Zeit bis zur Öffnung der Pforten (oder auch bis zur Nachtruhe) überbrücken sollten, aber zum Glück für uns war die ortsansässige Frau S. bereit, sich noch mit uns zu treffen. So verbrachten wir eine schöne Zeit zuerst im Grünen Baum, wo wir uns - ich gebe es zu - nicht am lokalen Bier von Welde, sondern am Mannheimer Eichbaum gütlich taten. Auch einen Irish Pub hat Schwetzingen zu bieten, das Scruffy Murphy's, welches in seiner Dependance in Weinheim auch (wöchentliche?) Whisky-Tastings anbietet. Für ein Dram und ein Guinness war also ebenfalls gesorgt. Aber nun genug des Lokalkolorits: zu Recht werden unsere Besucher erwarten dürfen, dass es jetzt vor allem um die Whisky Spring geht.


Wie schon angedeutet: das Ambiente der Veranstaltung muss man als gelungen ansehen. Einer der Aussteller (es waren in der Hauptsache nur wenige Destillerien als solche vertreten, die meisten Stände gehörten Abfüllern und Händlern) sagte mir, es sei wegen der großen Türen des Schlossflügels für ihn und die anderen sehr einfach gewesen, die Waren anzuliefern. Und zweifelsfrei macht es auch visuell einiges her, wenn man in solch historischen Räumlichkeiten flaniert. Teilweise wäre eine kalte Messehalle aber vielleicht praktischer gewesen, denn die Gänge waren bei Hochbetrieb schon recht oft sehr verstopft, wenn jede(r) vor dem einen oder anderen Stand stehenblieb. Ansonsten hätte ich mir nicht nur einen, sondern mehrere Punkte gewünscht, wo man sein benutztes Nosingglas (war im Eintrittspreis inbegriffen) hätte tauschen können. So musste man immer ein gutes Stück zurücklaufen. Zwar waren die meisten Aussteller gerne bereit, die Gläser mit etwas Wasser auszuspülen, aber nach einer gewissen Zeit reicht einem das ja nicht mehr. Darüber hinaus gibt es an der Lokalität und an der Organisation nicht wirklich etwas zu meckern. Ich war dankbar dafür, dass auf musikalische Untermalung (bis auf einen einsamen Dudelsackspieler beim Einlass) verzichtet worden war. Ach, doch noch etwas, was man verbessern könnte: mehr Auswahl an Speisen (das Schlossrestaurant war zwar geöffnet, aber auf der Whisky Spring gab es nur belegte Brötchen und ähnliches. Nicht unbedingt die beste Grundlage für ein ausgedehntes Tasting).

Der Austausch mit den Ausstellern war durchaus ganz angenehm, obwohl mit zunehmender Besucherdichte natürlich die Chance auf wirklich tiefschürfende Gespräche reduziert wurde. Positiv vermelden möchte ich, dass kein bis wenig Bullshit erzählt wurde; alle Vertreter ihrer Zunft schienen hinlänglich fachkundig zu sein. Ein bisschen schade fand ich, dass - im Gegensatz zu einigen anderen ähnlichen Veranstaltungen, die ich im Berufsleben besuche - keinerlei Messerabatte gewährt wurden. Die Drams waren nicht unbedingt überteuert, luden jedoch auch nicht in jedem Fall zur ausgedehnten Verkostung ein. Als Frechheit empfand ich den Preis von 7,- EUR für ein Glas White Horse. Und wollte man eine Flasche "to go" erstehen, so wurden die ganz normalen Einzelhandelspreise aufgerufen. Eigentlich ist ja ein Sinn und Zweck von Messen, die potentiellen Käufer mit Rabatten und Sonderangeboten zu ködern, aber vielleicht hat die Whisk(e)ybranche es ja auch nicht (mehr) nötig. Davon abgesehen war es sehr schön, einfach mal unbekannte bzw. neue Abfüllungen zu probieren, unter anderem den ersten "richtigen" Whiskey der neuen irischen Dingle Distillery, den wir jahrelang sehnsüchtig erwartet hatten. Rum gab es übrigens auch zu kosten, sogar an mehreren Ständen.


Schließlich hatte Plattfuss - wie oben erwähnt - noch ein kleines Tasting mit Jens Owczarek für uns gebucht. Das war seine 30,- EUR p.P. durchaus wert, denn man hatte nicht nur Gelegenheit, etwas über ein paar seltenere Abfüllungen zu lernen, sondern diese eben auch zu verkosten. Den Anfang machte ein achtjähriger Glen Elgin aus einem First Fill-Bourbonfass. Dieser leicht blasse Geselle bot wenige olfaktorische (!) Eindrücke, hauptsächlich Mirabelle und Vanille, eventuell auch etwas Mandel. Sehr ruppig war er auf der Zunge, mit viel Alkohol und wenig Frucht (Pflaume). Süß war er schon, jedoch noch sehr unreif. Er benötigt dringend den Zusatz von Wasser. Als nächstes kam ein Glen Garioch, der bereits 23 Jahre auf dem Buckel hatte. Von diesem hatte ich mir schon mehr versprochen, allerdings entsprach er generell nicht so sehr meinen Lieblingsstilen: im Geruch sehr viel Pattex und Portwein, mit einem Hauch von Nuss und Vanille. Geschmacklich recht süß mit reifen Trauben und Nougat. Im Abgang lang und holzig. Meines Erachtens etwas zu viel Fass im Ausdruck. Er sollte nicht länger als ein paar Minuten stehen, sonst geht ihm die Puste aus.


Als nächstes ein zwanzigjähriger Mortlach aus dem Pedro-Ximenez-Fass. Eine sehr kuriose und seltene Abfüllung und ein sehr dunkler, wirklich naturtrüber Whisky. Wald und Würze mit Tannenzapfen und Heidekräutern sowie süßem Sherryfass in der Nase. Stark, cremig und honigsüß am Gaumen. Ein langer, trockener Abgang. Der Whisky ist sehr schmeichlerisch und schmeckt wie ein antiker Holzschrank, der nach Jahren das erste Mal geöffnet wird. Hat mir sehr gut gefallen. Schließlich noch der Peat Bog, ein junger Islay Malt ohne Altersangabe. Gelagert im Rumfass. Ein sehr heller und maritimer Schluck. Mehr Seegras und Leder als Torf. Nasser Schiefer. Im Antritt gleichwertige Süße und Schärfe. Ein "grüner" Geschmack mit ordentlich Torffeuer, Fichtennadeln und Sattelfett. Lang, trocken und ledrig im Abgang. Etwas für den Abendschluck nach der Fuchsjagd.

Alles in allem war es eine sehr gelungene Angelegenheit. Viele schöne Drams (18 pro Nase) und auch eine nette Atmosphäre. Die paar kleinen Unzulänglichkeiten kann man ohne weiteres mit dem Mantel der Nächstenliebe bedecken. Ob wir nochmal hinfahren? Lust hätte ich schon, aber dann sollten wir erst wieder ein bisschen sparen. Bierfeste sind deutlich günstiger. ;-)

Der nächste planmäßige Beitrag erscheint am 27. Februar 2016.

- Euer Tomas Aquinas






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