Sonntag, 4. Februar 2018

Bock auf Bo(c)kbier, Folge 1

Ich bin eigentlich derjenige in unserem Bloggerkollektiv, der nicht über Bockbier schreiben sollte, weil es sich dabei um einen Bierstil handelt, den ich gar nicht so besonders gerne mag. Viele Bockbiere sind mir persönlich zu süßlich und zu malzig, wo ich es doch eigentlich eher herb und hopfig mag. Aber okay, es geht ja nicht immer nur um persönliche Vorlieben; ich tue also mein Bestes. Beim Verkosten war ich ja auch gottlob nicht alleine: Plattfuss hatte zum ersten Mal seit einiger Zeit in seine Wohnung eingeladen, wo er uns die Bierchen eines nach dem anderen servierte.

Die meisten der heute und nächste vorgestellten Biere hatte er beim letzten Besuch in Enschede gekauft. Dementsprechend sind es (mit einer Ausnahme) auch echt niederländische Produkte. Für diejenigen, die es noch nicht wussten: die Niederlande sind Bockbierland. Tja, bis vor kurzem war mir das auch noch nicht so wirklich klar, aber man hat mir glaubhaft versichert, dass dieser Bierstil derjenige ist, der unseren westlichen Nachbarn am meisten am Herzen liegt und den sie als den ihren betrachten. Was natürlich nicht bedeutet, dass Bockbiere unbedingt den höchsten Marktanteil hätten - da seien Grolsch, Heineken und Amstel vor. Die in Deutschland beliebten hellen Frühlingsböcke (vulgo "Maibock") haben sich in den Niederlanden noch nicht durchgesetzt, dafür hat man seine ganz eigenen Akzente auf dem Gebiet der dunklen Böcke und Doppelböcke gesetzt, unter anderem durch das Verwenden anderer als der traditionellen Rohstoffe, z.B. Weizen.

Der Übersichtlichkeit halber teile ich die Besprechung mal wieder in zwei Teile: diese Woche drei Bierchen und nächste Woche drei Bierchen, ganz demokratisch.

Da haben wir zunächst für heute mal zwei Biere aus dem Hause Bronckhorster. Die Firma wurde 2010 gegründet und war das Ergebnis einer Liebesgeschichte: niederländisches Mädchen trifft englischen Jungen; englischer Junge macht sich in der Heimat seiner Freundin (später seiner Frau) als Maler selbstständig und verdient gutes Geld. Irgendwann beschließt er eine Ausbildung zum Brauer anzufangen. Als er damit fertig ist, eröffnen er und seine Frau die Brauerei. Diese hieß am Anfang übrigens noch Rodenburg; nach gut drei Jahren auf dem Markt wurde umfirmiert. Neben den Standards im Sortiment wird ab und zu auch noch experimentiert, unter anderem mit dem gerade hippen Barrel Aging.

Außerdem in dieser Woche noch dabei: Der Herbstbock von Dampegheest. Kapazität heute etwa 800 Hektoliter pro Jahr. "Richtig" in Betrieb auch seit Beginn der 2000er, vorher lange Jahre ein reines Haus- und Hobbybrauprojekt. Ach ja, wie gut ich das Gefühl kenne ...

Bronckhorster Ijsselbock (7,0% Vol.)

Art und Herkunft: Bockbier, Niederlande (Gelderland).

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Hellrötlichbraun. Praktisch keine Krone. Röstaromen und Karamell.

Geschmack: Relativ spritig beim Antrunk. Malzig. Schwarzbrot und leichte Kaffeenoten. Karamellen.

Abgang: Kurz bis mittel. Recht süßlich.

Fazit/Tipp: Für mich ein "typisches" Bockbier mit Malz und Süße. Wenige Nuancen.


Bronckhorster B(r)ok in de Keel (8,5% Vol.)

Art und Herkunft: Belgian Strong Ale / Doppelbock, siehe oben.

Besonderheiten: -

Aussehen und Aroma: Sehr dunkel, mit Minischaumkrone. Leicht rauchig und sehr viel Malz im Riechorgan.

Geschmack: Schlapper Kaffee, leicht süßlich. Der Geruch wird durch den Geschmack nicht bestätigt.

Abgang: Kurz und süßlich.

Fazit/Tipp: Kommt mir irgendwie "fassgelagert" vor. Puuuh. 


Dampegheest Bockbier (7,0% Vol.)

Art und Herkunft: Bockbier / Herbstbock, Niederlande (Nordholland).

Besonderheiten: Bei der Verkostung schäumte es ohne ersichtlichen Grund kräftig über. Aus Erfahrung tippen wir auf (zu reichlich bemessene) Speisegabe.

Aussehen und Aroma: Dunkel und trüb mit kleiner, leicht gelblicher (sic!) Krone. Im Geruch etwas Lakritze und Gummibären.

Geschmack: Wieder etwas Lakritze auf der Zunge und so etwas wie rote Früchte. Johannisbeere? Kaum Röstaromen.

Abgang: Mittellang und irgendwie schweflig.

Fazit/Tipp: Ich merke gerade, dass die Verkostungsnotizen sich etwas besser lesen als das Bier geschmeckt hat. Irgendetwas hat mich gewaltig gestört. War es der leicht faulige Abgang? Nee danke.

Gesamtfazit: Man merkt schon - ich habe eingangs nicht übertrieben. Diese drei ersten Bockbiere waren für mich wirklich kein großer Genuss. Am ehesten würde ich von allen dreien noch dem Ijsselbock eine zweite Chance geben.

Der zweite Teil unseres Bockbiertests erscheint am 11. Februar 2018.

- Euer Jan B.




Keine Kommentare: